Diese Themen beschäftigen die Welt

Weltwirtschaftsforum in Davos wirklich so langweilig?

Davos: Zusammenarbeit in einer zersplitterten Welt Weltwirtschaftsforum
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Davos: Zusammenarbeit in einer zersplitterten Welt

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Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie treffen sich die Reichen und Mächtigen wieder im Schnee von Davos, um über die Krisen weltweit zu besprechen. Doch die Jahrestagung scheint an Glanz zu verlieren, denn der absolute Superstar fehlt im Programm.

Elon Musk findet Davos-Treffen „boring as fuck"

US-Präsident Joe Biden hat abgesagt, der chinesische Staats- und Regierungschef Xi Jinping schickt einen Vize, und der schillernde Unternehmenschef Elon Musk findet es absolut langweilig („boring as fuck“).

Bundeskanzler Olaf Scholz, der am Mittwoch vor das Publikum tritt, ist fast schon der renommierteste Name im „World-Economic-Forum (WEF)“-Programm.

Bei dem viertägigen Treffen in den Schweizer Alpen wollen fast 2.700 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft über Lösungen für internationale Probleme diskutieren.

WEF-Gründer Schwab: Extrem unvorhersehbare und unsichere Zukunft

Weltwirtschaftsforum (WEF) - Klaus Schwab
Weltwirtschaftsforum (WEF) - Klaus Schwab
lagi wst, dpa, Laurent Gillieron

Die Weltwirtschaft steht durch den Ukraine-Krieg unter enormem Druck: Energiekrise, hohe Inflation, gestörte Lieferketten. Dazu die Corona-Pandemie in China. „Wirtschaftliche, umweltspezifische, soziale und geopolitische Krisen kommen zusammen und schaffen eine extrem unvorhersehbare und unsichere Zukunft“, beschreibt es WEF-Gründer Klaus Schwab. Entsprechend lautet Motto der Jahrestagung: Zusammenarbeit in einer zersplitterten Welt!

Unterdessen prangert die Entwicklungsorganisation Oxfam am Montag die ungleiche Verteilung von Reichtum in der Welt an.

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Oxfam: Das reichste Prozent der Weltbevölkerung kassiert zwei Drittel des weltweiten Vermögenszuwachses

Die Zahlen sind alarmierend. So hat laut aktuellem Oxfam-Bericht das reichste Prozent der Weltbevölkerung seit Beginn der Corona-Pandemie rund zwei Drittel des weltweiten Vermögenszuwachses kassiert. In Deutschland sei der Trend noch deutlicher: Vom Vermögenszuwachs, der 2020 und 2021 in Deutschland erwirtschaftet wurde, entfielen demnach 81 Prozent auf das reichste eine Prozent der Bevölkerung.

Das Gesamtvermögen aller Milliardärinnen und Milliardäre sei seit 2020 im Durchschnitt täglich um 2,7 Milliarden US-Dollar gestiegen. Für jeden pro Kopf erzielten US-Dollar Vermögenszuwachs in den ärmeren 90 Prozent der Weltbevölkerung habe ein Milliardär im Schnitt 1,7 Millionen US-Dollar hinzugewonnen. Die Schwere zwischen arm und reich geht somit immer weiter auseinander.

Außerdem hätten 95 Lebensmittel- und Energiekonzerne weltweit ihre Gewinne im Jahr 2022 mehr als verdoppelt.

Oxfam fordert höhere Steuern für Reiche

Oxfam fordert als Weg aus der Krise dagegen vor allem höhere Steuern für Reiche. In manchen Ländern hätten die Ärmsten höhere Steuersätze als Milliardäre. Weltweit stammten nur noch vier Prozent der Steuereinnahmen aus Steuern auf Vermögen. „Konzerne und ihre superreichen Haupteigentümer*innen müssen endlich ihren fairen Beitrag zum Gemeinwohl leisten“, forderte Oxfam-Referent Manuel Schmitt.

Von der Bundesregierung erwartet die Organisation konkret die Einführung einer Steuer auf ungewöhnlich hohe Gewinne während der Energiekrise. Solche sogenannten Übergewinne müssten mit mindestens 50 Prozent besteuert werden. Außerdem müsse wieder eine Vermögenssteuer eingeführt werden. Nötig sei zudem eine einmalige Abgabe auf hohe Vermögen. Das Geld solle in Bildung, Gesundheit und die sozialen Sicherungssysteme investiert werden.

Das Weltwirtschaftsforum in Davos hat 2023 außerdem noch folgende Themenschwerpunkte:

Inflation und drohende Rezession

Steigende Inflationsraten setzen Politik und Wirtschaft unter Druck. Beim WEF diskutiert deshalb etwa Finanzminister Christian Lindner über den Anstieg der Lebenshaltungskosten, Wirtschaftsminister Robert Habeck über die Wiederbelebung von Handel, Wachstum und Investitionen.

Es gibt Podien zur drohenden Rezession und der Zukunft der Geldpolitik. Die 56 teilnehmenden Finanzminister, 30 Handelsminister und 19 Notenbankchefs lassen auf Debatten etwa über das umstrittene Subventionsprogramm für US-Firmen („Inflation Reduction Act“) hoffen.

Energie- und Ernährungskrise contra Klimaschutz

Beide Themen sind im Programm breit vertreten - und über allem schwebt die Frage, ob Klimaschutz angesichts von Gasmangel, Wiederbelebung von Kohlekraftwerken und Atomdebatte nicht mehr und mehr ins Hintertreffen gerät.

Die Jahrestagung selbst will klimaneutral sein und ruft zur Anreise per Bahn auf - doch Greenpeace befürchtete bereits eine Flotte von Privatjets in den Schweizer Alpen.

Geopolitik

Die Zukunft der Ukraine und das bald wohl beginnende zweite Jahr des russischen Angriffskriegs bestimmen zahlreiche Podien in Davos. Es wird erwartet, dass die ukrainische Delegation erneut um Unterstützung beim Wiederaufbau wirbt. Auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg wird sprechen. Und der frühere US-Außenminister Henry Kissinger, 99 Jahre alt, präsentiert „historische Perspektiven auf den Krieg“.

Arbeitsmarkt und Fachkräftemangel

Wie arbeiten wir in der Post-Corona-Welt? Dieser Frage widmen sich in Davos ebenfalls mehrere Panels. Es geht um faire Löhne, den Erfolg von Vier-Tage-Wochen, einen globalen Mindestlohn und das Phänomen des „Quiet Quitting“, das in der Arbeitswelt als Schlagwort dafür steht, dass Beschäftigte am Arbeitsplatz nur so viel leisten, wie es vertraglich vorgesehen ist und entlohnt wird.

Das Weltwirtschaftsforum war immer ein Ort des Austauschs für Befürworter eines wachsenden Welthandels und offener Märkte - die beide seit Beginn der Corona-Pandemie nicht mehr rund laufen. Hat sich der Fokus verschoben? Starinvestor George Soros, eigentlich viel gefeierter Stammgast in Davos, reist in diesem Jahr stattdessen zur Münchner Sicherheitskonferenz. (dpa/mmü)

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Folgen der Energiekrise - Deutschland vor dem Blackout?

Deutschland steckt in einer Energiekrise. Der Krieg in der Ukraine zwingt die Bundesregierung dazu, auf alternative Energiequellen auszuweichen. Dabei rücken auch nationale Ressourcen in den Fokus. Doch helfen heimisches Gas und Öl durch den Engpass? Die Dokumentation „Folgen der Energiekrise - Deutschland vor dem Blackout?“ auf RTL+ wirft einen Blick auf den Energiemarkt und lässt Experten zu Wort kommen. Sie bewerten u.a. den Umgang mit Kohle und Kernkraft und erklären, was den Ausbau von erneuerbaren Energien bremst.