Automatische Koppelung an Lebenserwartung Geheimer CDU-Plan: Arbeitnehmer sollen noch später in Rente

ARCHIV - 26.06.2012, Baden-Württemberg, Stuttgart: ILLUSTRATION - Eine ältere Frau zählt Geld. Rund zwei Drittel der Vollzeitbeschäftigten in Sachsen-Anhalt droht nach 40 Arbeitsjahren eine Rente unter 1200 Euro netto. (zu dpa «Vielen Beschäftigten in Sachsen-Anhalt droht eine geringe Rente») Foto: Marijan Murat / dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Viele Beschäftigte sollen im Alter länger arbeiten.
mut lre kde pil pil jai geh kno , dpa, Marijan Murat

Fest steht: Bis 2030 steigt das Renteneintrittsalter auf 67 Jahre. Der CDU reicht das aber offenbar nicht. Laut einem Entwurf der zuständigen Fachkommission sollen Arbeitnehmer in Zukunft noch später in Rente gehen.

Video-Tipp: Brauchen wir die Rente mit 70?

Arbeitgeber fordert bereits Rente mit 70

Es ist seit vielen Jahren ein Dauerthema in der Politik: die Zukunft der Rente. Denn immer weniger junge Menschen müssen für die Rente von immer mehr älteren Menschen aufkommen.

Aus der Wirtschaft kommt deshalb die Idee, das Renteneintrittsalter auf 70 anzuheben.

„Stufenweise werden wir auf das Renteneintrittsalter von 70 Jahren hochgehen müssen – auch weil das Lebensalter immer weiter steigt“, sagte Gesamtmetall-Chef Stefan Wolf. Ansonsten werde das System mittelfristig nicht mehr finanzierbar sein.

Und wie es der Zufall will: Die CDU greift genau die Arbeitgeber-Forderung auf und schlägt in einem Entwurf vor, das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung zu koppeln.

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CDU: Für jedes gewonnene Lebensjahr soll vier Monate länger gearbeitet werden

„Sollte die Lebenserwartung wie prognostiziert weiter ansteigen“, könnte ab 2030 eine weitere Anhebung „aus Gründen der Generationengerechtigkeit“ erforderlich werden, zitiert die Welt aus dem elfseitigen Entwurf der Fachkommission Soziale Sicherung.

Konkret fordert die CDU in dem Papier: Für jedes gewonnene Lebensjahr soll vier Monate länger gearbeitet werden.

Doch auch für die CDU-Fachkommission ist klar: Nicht jeder Arbeitnehmer kann bis zum Renteneintrittsalter arbeiten, zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen.

Deshalb sollen zusätzlich zur gesetzlichen Rentenversicherung zwei weitere Säulen zur Altersvorsorge gestärkt werden.

  • So soll die Betriebsrente für Geringverdiener zur Pflicht werden. Sie soll zur Hälfte vom Arbeitgeber finanziert werden, die andere Hälfte soll der Arbeitnehmer beisteuern. Für Beschäftigte mit Mindestlohn soll es Zuschüsse geben.

  • Die oft kritisierte Riester-Rente soll durch eine neue private Altersvorsorge ersetzt werden. Auch sie soll für Arbeitnehmer verpflichtend werden. Ausnahme: Der Arbeitnehmer widerspricht ausdrücklich („Opt-Out“). Das Standardprodukt soll laut dem CDU-Papier "keine Abschlusskosten, möglichst niedrige Verwaltungskosten und keine volle Leistungsgarantie" haben.

Eltern können die neue private Altersvorsorge bereits für ihr neugeborenes Kind abschließen. Dafür soll es sogar einen staatlichen Zuschusses geben. "Der Staat soll für jedes Neugeborene bei Geburt einen bestimmten Betrag als Startkapital in das Produkt einzahlen", zitiert die Welt aus dem CDU-Konzept.

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Die Vorschläge der Fachkommission sollen in das neue CDU-Grundsatzprogramm einfließen, das bis Jahresende verabschiedet werden soll. (aze)

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