Edeka-Chef klagt an

Viele Markenhersteller fordern viel zu hohe Preise - ohne Grund

Stuttgart Deutschland 17 Mai 2020: Edeka Logo Symbol Zeichen Supermarkt Lebensmittel Laden Geschäft in Stuttgart
Edeka stemmt sich gegen die Marktmacht internationaler Konzerne.
Markus Mainka, picture alliance

Alle stöhnen über hohe Preise. Die hohen Energiekosten machen alles teurer, heißt es aus allen Ecken. Doch jetzt wird es einem Top-Manager zu bunt. Edeka-Chef Markus Mosa haut auf den Tisch und sagt: „Es werden nicht selten völlig überzogene Preiserhöhungen gefordert - oft ohne nachvollziehbaren Grund!“

Preistreibereien globaler Markenhersteller

Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka klagt über Preistreibereien globaler Markenhersteller. Die hätten ihre zuletzt ohnehin hohen Gewinnspannen sogar noch ausgebaut. Mit seiner Kritik steht Mosa nicht allein. Auch Rewe-Chef Lionel Souque hatte sich in den vergangenen Monaten ähnlich geäußert.

Nicht alle aktuellen Preissteigerungen im Einzelhandel seien auf gestiegene Rohstoffpreise und Transportkosten zurückzuführen, sagte Mosa. Globale Markenhersteller nutzten ihre Marktmacht in den Einkaufsverhandlungen mit nationalen Einzelhändlern weiterhin, um die eigenen Gewinnmargen zu erhöhen. Regelmäßig werde seitens der Hersteller dabei auch mit Lieferstopps gedroht.

„Die unfairen Industriepraktiken führen dazu, dass Markenhersteller ihre Gewinnmargen nicht nur festigen können, sondern diese sogar kontinuierlich ausgebaut haben“, sagte Mosa. Die hohen Umsatzrenditen globaler Markenhersteller im zweistelligen Prozentbereich sprächen hier für sich.

ARCHIV - 17.04.2018, Hamburg: Markus Mosa, Vorstandsvorsitzender der EDEKA AG, steht im Ideenlabor der Konzernzentrale vor einer dekorierten Wand mit Lebensmitteln und Produkten der Edeka Eigenmarke. (zu dpa «Edeka beklagt Preistreibereien globaler Markenhersteller») Foto: Christian Charisius/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Edeka-Chef Markus Mosa.
chc tba vco sb, dpa, Christian Charisius

Erst zum Jahresanfang gab es Differenzen mit dem Getränkehersteller Coca Cola. Und kurz davor wurden Podukte des Konzerns Pepsico aus den Regalen genommen: Wer beispielsweise Pepsi, Lay's-Chips, Lipton-Eistee oder Schwip Schwap bei Edeka suchte, wurde nicht fündig.

Internationalen Einkaufsgemeinschaften versuchen, die Preise zu drücken

Ein Gegengewicht zur Marktmacht der globalen Markenindustrie seien die internationalen Einkaufsgemeinschaften im Einzelhandel, sagte der Manager. Sie ermöglichten es dem Handel zunehmend auf Augenhöhe zu verhandeln. Gewinner seien die Verbraucher, die von geringeren Preisen profitierten.

Mosa verwies auf eine aktuelle Studie der Wirtschaftshochschule Insead zum Einfluss der internationalen Einkaufsallianz Agecore, zu deren Mitgliedern auch Edeka gehörte. Danach wurde im Zeitraum von 2014 bis 2019 von den Kunden für Produkte, die über die Einkaufsallianz gekauft wurden etwa 12 Prozent weniger gezahlt, als es ohne Agecore der Fall gewesen wäre. Bei einzelnen Produktkategorien wie Tiefkühlkost hätten die Einsparungen sogar bei bis zu 36 Prozent gelegen. Auch die Einkaufsallianzen der europäischen Lebensmittelhändler sind allerdings wegen ihrer geballten Einkaufsmacht nicht unumstritten.

Aktuell ist Edeka Mitglied der Einkaufsallianz Epic, die an die Stelle von Agecore getreten ist. Ihr gehören neben Edeka unter anderem die Schweizer Handelsgruppe Migros, der schwedische Händler ICA Gruppen und das niederländische Start-up Picnic an. Konkurrent Rewe gehört dagegen den Einkaufsallianzen Coopernic und Eurelec an. (dpa/aze)

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