Chance für deutsche Firmen?Megacity Neom: Wie Saudi-Arabien ins „große grüne Paradies“ lockt

Mitten in der Wüste von Saudi-Arabien soll die größte grüne Stadt der Welt entstehen. Auf einem Gelände, das etwa so groß ist wie Belgien, wird Neom erbaut. Die ersten Baumaßnahmen haben begonnen: Bagger und Planierraupen sind eingetroffen, an einigen Stellen wird schon betoniert, an anderen Stellen steht bereits der Stahl. Auch deutsche Firmen sind bei dem Megabau dabei.
170 Kilometer langer Gebäudekomplex in der Wüste
Planungsteams mit tausenden von Menschen arbeiten an der Megacity „Neom“ in Saudi-Arabien. So jedenfalls schildert es Alexander Rieck. Er ist als Direktor und Gründer des internationalen Architekturbüros Lava aktiv an der Errichtung von Neom beteiligt.
Architektonisch völlig neu ist vor allem der Teil des Projekts, der als „The Line“ bezeichnet wird: Wie mit dem Lineal gezogen soll ein riesiger Gebäudekomplex von 170 Kilometern Länge entstehen. Nur 200 Meter breit soll das Bauwerk werden, aber mit 500 Metern Höhe Wolkenkratzer-Niveau haben.
Neun Millionen Menschen sollen einmal dort leben - mit Pools und Sportstadien, aber ohne Straßen und Autos. Bis zum Jahr 2030 sollen schon weit über eine Million Menschen eingezogen sein. Neom soll die weltweit erste Stadt sein, die von vornherein komplett auf erneuerbare Energien setzt und keine CO2-Emissionen mehr produziert.
„Neom ist sowas wie eine Apollo-Mission“, konstatiert Alexander Rieck - und vergleicht das Wüstenprojekt im Podcast „Wirtschaft Welt & Weit“ mit der amerikanischen Mond-Mission. Es würden unglaublich viele Energien und Expertisen zusammengezogen, um es wahr werden zu lassen. Und auch für den Nahostforscher Sebastian Sons hat das Projekt Signalwirkung: „Selbst wenn nur zehn oder 20 Prozent von Neom umgesetzt werden, ist das noch immer historisch für Saudi-Arabien.“
Saudi-Arabien setzt auf Solarenergie und Wasserstoff
Doch will Kronprinz Mohammed bin Salman dem Klimawandel mit Neom wirklich den Kampf ansagen oder geht es hier schlicht um Greenwashing, wie manche Experten behaupten? Die 500 Milliarden US-Dollar, die Saudi-Arabien für die Finanzierung garantiert, stammen schließlich in erster Linie aus dem Geschäft mit dem Öl. Nahostforscher Sons glaubt durchaus an ein Umdenken im Land: Man habe verstanden, dass die Ölquellen nicht für immer sprudeln. Und deshalb setze Saudi-Arabien nun vor allem auf Solarenergie und Wasserstoff.
Bundeskanzler Olaf Scholz hat bei seinem Besuch im September bereits sein Interesse an einer Intensivierung der wirtschaftlichen Beziehungen zum Königreich bekundet, vor allem um neue Energiepartnerschaften aufzutun. Bislang ist Saudi-Arabien für deutsche Unternehmen vor allem ein wichtiger Absatzmarkt im arabischen Raum. Wir exportieren in das Land hauptsächlich Maschinen, Fahrzeuge, Fahrzeugteile und chemische Erzeugnisse.
Neom könnte für Deutschland allerdings mehr sein als nur ein Absatzmarkt. Laut Experten könnte die Megastadt zusätzlich ausländische Investoren ins Königreich Saudi-Arabien locken und somit auch der deutschen Wirtschaft weitere Chancen bieten. Dass Saudi-Arabien noch enger mit Deutschland kooperieren möchte, bestätigt auch Alexander Rieck: „Saudi-Arabien hat Interesse daran, mit einem ehrlichen Partner aus der deutschen Wirtschaft in Neom Industrien anzusiedeln.“ Ob nun als Absatz- oder als Investitionsmarkt: Einige deutsche Unternehmen haben das Potential von Neom schon jetzt für sich erkannt. Bei dem auf Jahrzehnte angelegten Bauvorhaben in der Wüste sind auch die deutschen Unternehmen ThyssenKrupp und Volocopter bereits beteiligt.
Die dunklen Seiten der Megacity Neom
Experten sehen vor allem für Unternehmen aus den Bereichen Energie und Mobilität großes Potential. Dass Solarenergie in Neom zum Spottpreis von einem einzigen Cent pro Kilowattstunde zu haben sein soll, kann durchaus als gutes Argument für eine Ansiedlung dienen. Gleiches gilt für die Nähe zum Suez-Kanal, die den Standort für Deutschland logistisch interessant macht. Und: In der Megacity von morgen soll nicht mehr das jahrhundertalte Recht der Sharia gelten, sondern eine Art „Freezone“ eingerichtet werden.
Neben den Chancen gibt es allerdings auch Risiken: Vor allem aus Menschenrechts-Perspektive sollten interessierte Unternehmer das Königreich genauestens im Blick behalten. Schließlich zieht der Kronprinz seine Vision von der klimaneutralen Megacity knallhart und gegen alle Widerstände durch. So klagen Beduinen über Zwangsräumungen und Verhaftungen, und sogar von der vertuschten Ermordung eines Kritikers ist die Rede. Und erinnern wir uns: Nach Informationen von US-Geheimdiensten soll Mohammed bin Salman verantwortlich sein für die Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi vor vier Jahren im saudischen Generalkonsulat in Istanbul.
Nahostforscher Sebastian Sons ist sich dennoch sicher, dass wir gerade den Versuch Saudi Arabiens erleben, seine Gesellschaft großflächig zu transformieren. Neom steht für ihn als eine Art Symbol für ein neues Saudi-Arabien. Eines, in dem allerdings immer noch völlig klar ist, wer der Kurs vorgibt. “Dahinter steckt politisches Kalkül“, ist er sich sicher: „Neom soll ein Zugpferd sein, um die Macht des Herrschers zu legitimieren und zu konsolidieren.“ Und es sei ein Signal an die Welt, konstatiert Sons. Ein Signal um zu zeigen, zu was das saudi-arabische Königreich fähig sei.
Übrigens: Das asiatische Olympia-Komitee hat neulich erst beschlossen, dass in Saudi-Arabien – genauer gesagt in Neom - 2029 die Asien-Winterspiele stattfinden sollen. Spätestens dann müsste also ein Teil von Neom fertiggebaut sein.
Was muss Deutschland tun, um in der Wirtschaftswelt von morgen noch eine wichtige Rolle zu spielen? Von wem sind wir abhängig? Welche Länder profitieren von der neuen Weltlage? Das diskutiert Mary Abdelaziz-Ditzow im ntv-Podcast "Wirtschaft Welt & Weit" mit relevanten Expertinnen und Experten.
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