Drittes Minusjahr in Folge

Inflation frisst Einkommen auf: Reallöhne sinken deutlich - trotz steigender Gehälter

Reallöhne
Die Reallöhne in Deutschland sinken das dritte Jahr in Folge.
deutsche presse agentur

Die Reallöhne in Deutschland sind im vergangenen Jahr wegen der höchsten Inflation seit Bestehen der Bundesrepublik in Rekordtempo gefallen. Es ist das dritte Jahr in Folge, in dem die Reallöhne sinken.

Reallöhne sinken im Schnitt um 4,1 Prozent

Die Bruttomonatsverdienste von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern einschließlich Sonderzahlungen wuchsen zwar mit 3,4 Prozent so stark wie noch nie seit Beginn der Zeitreihe 2008, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte.

Die Verbraucherpreise erhöhten sich aber parallel dazu mit 7,9 Prozent mehr als doppelt so stark. Dadurch sanken die Reallöhne um durchschnittlich 4,1 Prozent, nachdem es bereits in den beiden vorangegangenen Corona-Krisenjahren jeweils ein Minus gegeben hatte.

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Experten zufolge dürfte die Bilanz in diesem Jahr nicht ganz so negativ ausfallen. So rechnen alle führenden Institute mit einem Rückgang der Inflation. Das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) sagt beispielsweise eine Teuerungsrate von 5,4 Prozent voraus, die 2024 auf 2,2 Prozent fallen soll. Das Bundeswirtschaftsministerium geht davon aus, dass die Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer im laufenden Jahr um 5,2 Prozent zulegen dürften.

Gewerkschaften fordern hohe Lohnabschlüsse

In vielen Branchen wurden teils deutliche Lohnerhöhungen vereinbart. Die rund 3,9 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie etwa bekommen in zwei Schritten 8,5 Prozent mehr Geld sowie eine Einmalzahlung von 3.000 Euro netto. Aktuell fordert die Gewerkschaft Verdi wegen der hohen Inflation eine Lohnerhöhung von 15 Prozent für zwölf Monate für die Beschäftigen der Deutschen Post.

Verdi-Chef Frank Werneke verteidigte die Forderung seiner Gewerkschaft: „Wer meint, dass die Forderung von 15 Prozent zu hoch ist, der kann schlicht und ergreifend nicht rechnen.“ Eine Inflation von fast acht Prozent im Vorjahr und sechs bis sieben Prozent in diesem Jahr bedeute große Reallohnverluste. „Wir wollen das Inflationsmonster stoppen, wir wollen die Reallöhne sichern - weil das haben wir uns verdient“, sagte der Gewerkschafter. Alle Menschen hätten einen Anspruch auf einen vollen Kühlschrank und eine geheizte Wohnung.

Experten gehen dennoch davon aus, dass der private Konsum angesichts der anhaltend hohen Inflation eine Konjunkturbremse sein wird. Auch die Bundesregierung erwartet, dass die privaten Konsumausgaben in diesem Jahr preisbereinigt sinken werden. Dennoch soll die Wirtschaft insgesamt wachsen, wenn auch nur um 0,2 Prozent. (rts/dpa/aze)

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