Gehalts-Schock

Reallöhne in Deutschland sinken das zweite Jahr in Folge

Laut Gehaltsatlas 2021 verdiene die systemrelevanten Berufe am wenigsten.
Viele Arbeitnehmer müssen sinkende Reallöhne verkraften.
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Die Corona-Krise hinterlässt ihre Spuren bei den Reallöhnen der Arbeitnehmer in Deutschland. Zum zweiten Mal in Folge konnten 2021 die Lohnsteigerungen nicht die Preiserhöhungen für Waren und Dienstleistungen ausgleichen. Arbeitsmarktexperten sehen kein Ende der Spirale, eher scheint im Jahr 2022 alles noch schlimmer zu werden.
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Rückgang der Reallöhne um 0,1 Prozent

Das Statistische Bundesamt bezifferte am Mittwoch den Rückgang der Reallöhne vorläufig auf 0,1 Prozent. Die Bruttomonatsverdienste waren im vergangenen Jahr zwar einschließlich der Sonderzahlungen um knapp 3,1 Prozent gewachsen, wurden aber mehr als vollständig von den um gut 3,1 Prozent gestiegenen Verbraucherpreisen aufgezehrt.

Im Corona-Jahr 2020 waren die Nominallöhne auch wegen der in der Pandemie gekürzten Arbeitszeiten bundesweit um 0,7 Prozent gesunken. Mit einer Inflation von 0,5 Prozent ergab sich nach vielen Jahren des Aufschwungs damit ein Reallohnrückgang von 1,1 Prozent. Zuvor hatte es zuletzt 2013 einen leichten Reallohnverlust von 0,1 Prozent gegeben.

Die Steigerung der Bruttolöhne im Jahr 2021 ist von dem Sondereffekt geprägt, dass viele Beschäftigte ihre Kurzarbeit beendet haben. Dadurch stiegen die Bruttolöhne, zu denen das Kurzarbeitergeld nicht gezählt wird, in der Statistik überproportional an. Besonders groß war dieser Nachholeffekt in Branchen, die 2020 von den Corona-Einschnitten hart getroffen worden waren.

Lese-Tipp: Der große Gehaltsreport 2022 – in welchem Beruf verdienen Arbeitnehmer besonders gut?

Experten befürchten Spirale aus immer weiter steigenden Preisen und Löhnen

In diesem Jahr drohen erneut Reallohn-Einbußen, da die Inflation noch stärker ausfallen dürfte als 2021. Das Ifo-Institut hat wegen teurer Energie seine Inflationsprognose auf von 3,3 auf 4,0 Prozent heraufgesetzt. Das wäre der stärkste Anstieg seit 1993 mit damals 4,5 Prozent. Grund für die Aufwärtskorrektur ist auch die aktuelle Ifo-Umfrage, nach der immer mehr Unternehmen ihre Preise weiter anheben wollen.

Manche Ökonomen befürchten, dass die Gewerkschaften wegen der höheren Inflation früher oder später deutlich kräftigere Lohnabschlüsse durchsetzen könnten, um Kaufkraftverluste einzudämmen. Stark steigende Personalkosten wiederum könnten Unternehmen dazu veranlassen, ihre Verkaufspreise kräftig anzuheben, um die Gewinnmarge zu halten. Dadurch könnte eine Spirale aus immer weiter steigenden Preisen und Löhnen in Gang gesetzt werden. (dpa/reuters/aze)

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