Kampf gegen Inflation
EZB erhöht Leitzins auf 3,75 Prozent: Das bedeuten die höheren Zinsen für Sparer und Kredite
Der Leitzins im Euroraum steigt auf 3,75 Prozent. Der Rat der Europäischen Zentralbank beschloss am Donnerstag eine Anhebung um 0,25 Prozentpunkte, wie die Notenbank in Frankfurt mitteilte. Im Gespräch mit RTL erklärt Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing, warum die Inflation unbedingt wieder runter muss.
Commerzbank-Chefvolkswirt rechnet mit weiteren Zinserhöhungen
Die Euro-Währungshüter drosseln bei ihrer siebten Zinserhöhung in Folge etwas das Tempo. Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) beschloss am Donnerstag eine Anhebung der Leitzinsen im Euroraum um 0,25 Prozentpunkte. Zuvor hatte es drei Anhebungen um 0,50 Punkte gegeben.
Der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB besorgen können, steigt nun auf 3,75 Prozent. Parken Banken Geld bei der EZB, erhalten sie dafür künftig 3,25 Prozent Zinsen, wie die Notenbank in Frankfurt mitteilte.
Aber warum erhöht die EZB in den letzten Wochen immer wieder die Zinsen? „Die Europäische Zentralbank hofft so, die Inflation drücken zu können. Wenn das Leihen von Geld teurer wird, geben die Menschen weniger Geld aus. Und wenn weniger gekauft wird, sinken die Preise“, erklärt RTL-Finanzexpertin Susanne Althoff die derzeitige Situation.
Doch wird die erneute Anhebung der Zinsen reichen, um die Inflation zu stoppen? Experten rechnen nicht damit.
„Auch nach sieben Zinserhöhungen in Folge liegt noch ein gutes Stück Arbeit vor der EZB. Die Inflation neigt nämlich dazu, sich auf hohen Niveaus festzusetzen. Diese selbst stabilisierende Tendenz der Inflation zu überwinden, erfordert ein entschiedenes Gegensteuern. Ein EZB-Einlagensatz von jetzt 3,25 Prozent reicht sicherlich nicht aus. Die EZB muss mehr als einmal nachlegen, um die Inflation dauerhaft zurück auf zwei Prozent zu bringen", sagt Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, der Nachrichtenagentur Reuters.
Wer profitiert von den höheren Zinsen?
„Das ist sehr einfach: Es profitieren alle Menschen, die Geld auf der Bank geparkt haben“, sagt Susanne Althoff.
Allerdings reiche es nicht, dass Geld auf dem Girokonto liegen zu lassen. Man müsse es schon auf ein Tagesgeldkonto schieben und natürlich auch liegen lassen. Mittlerweile werben die Banken mit bis zu drei Prozent Zinsen. „Aber Vorsicht. Die Zinsen gibt es als Lockangebot oft nur in den ersten sechs Monaten. Hier lohnt sich ein Vergleich im Internet“, so Althoff.
Wer muss jetzt unter den höheren Zinsen leiden?
„Für alle Menschen, die sich bei der Bank Geld leihen. Denn auch dafür steigen zurzeit die Zinsen. Das betrifft alle Kredite“, sagt Finanzexpertin Susanne Althoff. „Aber keine Sorge, Kreditverträge, die bereits abgeschlossen sind, werden natürlich nicht nachträglich erhöht.“
Althoff warnt aber vor teuren Schulden: „Vorsicht übrigens beim Dispo auf dem Girokonto. Denn das ist natürlich auch ein Kredit. Hier schlagen die Banken am meisten zu. Nicht selten zahlt man für das Überziehen des Kontos mehr als 10 Prozent Zinsen.
Was bedeuten die Zinsen für Immobilienbesitzer?
„Auch die Bauzinsen steigen, wenn der Leitzins erhöht wird“, erklärt Susanne Althoff die Zusammenhänge. „Das kann zum Problem werden. Vor allem, wenn man sich gerade in der Planung befindet und den Vertrag erst in ein paar Wochen abschließt. Dann kann die monatliche Rate schnell um ein paar hundert Euro teurer werden.“
Problematisch sind die höheren Zinsen auch für alle Menschen, die bereits einen laufenden Immobilienkredit haben und jetzt eine Anschlussfinanzierung brauchen. „Denn auch bei der Anschlussfinanzierung wird natürlich der neue, möglicherweise höhere Zinssatz veranschlagt“, so Alhoff.
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