Chaos-Tage bei VW
Noch-Chef Diess muss gehen und kassiert ab, der Neue verursacht "Porschegate"
Was ist los bei Volkswagen? Noch-Chef Herbert Diess muss bald gehen, der Abgang wird ihm offenbar mit bis zu 30 Millionen Euro versüßt. Und der neue VW-Chef Oliver Blume soll bei einer Porsche-Betriebsversammlung mit seinen guten Kontakten zum Bundesfinanzminister Lindner geprahlt haben. Es soll geheime Absprachen mit der FDP gegeben haben, was die Partei allerdings dementiert.
Noch-VW-Chef Diess soll als Berater bleiben - und bis zu 30 Millionen Euro verdienen
Volkswagen-Chef Herbert Diess muss seinen Posten Ende August abgeben. Sein Nachfolger wird Porsche-Chef Oliver Blume, der ab 1. September das Steuer bei VW übernimmt. Allerdings wird aus Konzernkreisen berichtet, dass Diess auch nach seinem Abtritt für das Unternehmen tätig sein wird. Der 63-Jährige bleibe als Berater zunächst regulär bis zum Vertragsende im Herbst 2025 und werde weiterbezahlt.
Wie der „Business Insider“ berichtet, erhält Diess weiterhin seine vollen Bezüge als VW-Chef. Das sind inklusive Boni bis zu 30 Millionen Euro. Pikant: Erst im vergangenen Jahr wurde der Vertrag von Diess bis Oktober 2025 verlängert. Im vergangenen Jahr verdiente Diess einschließlich Aufwendungen für die spätere Altersversorgung mehr als 10 Millionen Euro. Ohne die Rentenansprüche waren es knapp 8,6 Millionen Euro.
Laut VW fiel die Entscheidung über den Personalwechsel „einvernehmlich“. So dankte ihm Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch. Diess habe „sowohl in seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender der Marke Volkswagen als auch des Konzerns die Transformation maßgeblich vorangetrieben“. Der frühere BMW-Manager schob den Umbau von VW in der E-Mobilität und die Ausweitung des Geschäfts auf Mobilitätsdienstleistungen voran. Allerdings gab es zuletzt etliche Probleme, vor allem bei der stockenden Entwicklung eigener Software.
Blume wird nach Einschätzung des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer die Softwaresparte Cariad denn auch neu ausrichten. „Cariad bleibt nicht so, wie es war“, sagte der Duisburger Professor. „Der Plan, alles eigenständig und zentral zu machen, dürfte überdacht werden.“
Porschegate: Was lief zwischen Porsche-Chef Blume und FDP-Chef Lindner?
Der 54-jährige Blume soll neben seinem Posten als Konzernchef auch weiter die Sportwagentochter Porsche führen. VW-Finanzchef Arno Antlitz soll ihn im Tagesgeschäft für die Gesamtgruppe unterstützen. Eine von Blumes Aufgaben war bereits die Vorbereitung des Porsche-Börsengangs, der bis zum Jahresende geplant ist.
Noch kurz vor seinem Amtsantritt hat Porsche-Chef Oliver Blume offenbar schon den ersten dicken Bock geschossen: Konnte er dank eines guten Drahtes zu FDP-Chef Christian Lindner Einfluss auf Entscheidungen der Ampel-Koalition nehmen? Oder hat der erfolgsverwöhnte Manager, der ab September auch den Volkswagen-Konzern leiten soll, auf einer Betriebsversammlung Ende Juni einfach nur ein bisschen angegeben, als er über Entscheidungsprozesse zur Zukunft des Verbrennermotors berichtete? Klar ist: Glücklich über seine Äußerungen ist Blume heute nicht mehr.
Auslöser war ein Bericht des ZDF-Satiremagazins „Die Anstalt“, in dem Äußerungen Blumes bei einer Betriebsversammlung am 29. Juni wiedergegeben wurden. Demnach soll der Chef vor Mitarbeitern gesagt haben, dass Porsche „sehr großen Anteil“ daran gehabt habe, dass eine weitere Nutzung von synthetisch hergestellten E-Fuels für Verbrennungsmotoren „in den Koalitionsvertrag miteingeflossen“ sei. „Da sind wir Haupttreiber gewesen, mit ganz engem Kontakt an die Koalitionsparteien. Der Christian Lindner hat mich in den letzten Tagen fast stündlich auf dem Laufenden gehalten“, wurde Blume vom ZDF zitiert.
Porsche-Chef Oliver Blume entschuldigt sich für "falsche Worte"
Nach einiger Aufregung hat sich der Porsche-Chef am Wochenende dafür entschuldigt. Er habe in einer firmeninternen Veranstaltung in Bezug auf Kontakte zum Thema synthetische Kraftstoffe „falsche Worte“ gewählt, sagte der 54-Jährige der „Bild am Sonntag“. „Dadurch ist ein falscher Eindruck entstanden. Das tut mir leid.“ Die FDP hatte die Darstellung eines engen Austausches zwischen Blume und Parteichef Lindner bereits zuvor klar zurückgewiesen.
Dass Manager und Politiker miteinander sprechen, ist nichts Ungewöhnliches. Dass ein Manager danach intern darüber berichtet und vielleicht sogar ein bisschen mit seinem Einfluss prahlt, auch nicht. Dass sich ein Firmenchef Wochen später öffentlich für seine Wortwahl entschuldigt, hat dagegen Seltenheitswert. Blumes Entschuldigung dürfte auch damit zu tun haben, wie stark Finanzminister Lindner - selbst Porsche-Fahrer - deswegen in die Kritik geraten ist. (dpa/aze)
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