Sparkassen und Volksbanken bauen tausende Geldautomaten abWarum Bargeld abheben oft nur noch eingeschränkt möglich ist

ARCHIV - Geldautomaten der Sparkasse, fotografiert am 25.08.2015 in Köln (Nordrhein-Westfalen). Foto: Oliver Berg/dpa  (zu dpa "An Geldautomaten wird es für viele Fremdkunden teurer" vom 03.09.2015) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Auch Geldautomaten der Sparkasse werden immer weniger.(Symbolbild)
dpa, Oliver Berg
von Laura Böhnert

In Deutschland wird immer weniger mit Bargeld bezahlt. Darauf reagieren nun auch die Banken: Volksbanken und Sparkassen haben allein in den vergangenen zwei Jahren tausende Geldautomaten abbauen lassen. Allerdings sorgen auch kriminelle Aktivitäten für einen beschränkten Zugang zu Bargeld.
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Bargeldautomaten werden weniger: Bereits 10 Prozent der Standorte abgeschafft

Geld abheben könnte in Zukunft immer schwieriger werden, denn die Zahl der Geldautomaten wird immer kleiner.

Allein in den Jahren 2021 und 2022 haben die Volks- und Raiffeisenbanken rund 1.800 Geldautomaten abgebaut. Das bestätigte der Branchenverband BVR nach Angaben des Handelsblatt. Die Zahl der noch verfügbaren Bargeldautomaten sank demnach um 10 Prozent auf eine Anzahl von 15.520.

Auch die Sparkassen, momentan Marktführer im Geschäft mit Privatkundinnen und -kunden, schließen sich dem Abbau an: Auch hier wurden im Jahr 2021 mehr als 1.000 Geldautomaten abgebaut.

Bundesbank sorgt sich um die Bargeldversorgung in Deutschland

Durch den vermehrten Abbau der Automaten sorge sich die Bundesbank bereits um die Bargeldversorgung in Deutschland. „Der beobachtete Rückbau von Geldautomaten und Bankschaltern birgt ein Risiko, dass das bestehende Netz der Abhebungsorte Risse bekommt“, heißt es im Januar-Monatsbericht der Notenbank.

An Bargeld zu gelangen könne deshalb für Bankkundinnen und Kunden immer schwerer werden. Die Möglichkeit, bei Supermärkten das Geld an den Kassen abzuheben, könnte dies nur schwer ausgleichen. Es seien lediglich Alternativen, die „die Angebote der Kreditwirtschaft zur Bargeldversorgung zwar ergänzen, aber nicht ersetzen“, erklärt die Bundesbank.

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Bargeld wird immer weniger gebraucht, vor allem seit der Corona-Pandemie

Doch wie kommt es zu dem fortschreitenden Abbau? Grund Nummer eins sind Online-Banking und Kartenzahlung. So begründet es auch der BVR: Aufgrund des zunehmenden Online-Bankings betreiben immer weniger Kreditinstitute Filialen und Selbstbedienungsstandorte.

Hinzu kommt noch, dass die Menschen zunehmend auf Bargeld verzichten. Zwar zahlen die Menschen in Deutschland noch die meisten Einkäufe in bar. Doch der Anteil der Kartenzahlungen ist deutlich gestiegen, vor allem seit Beginn der Corona-Pandemie. Gemessen am Umsatz übertrifft er Barzahlungen sogar bereits.

Grund Nummer zwei ist die zunehmende Kriminalität rund um Geldautomaten: Immer mehr kriminelle Banden, mutmaßlich vor allem aus den Niederlanden, machen es sich zur Aufgabe, wenig gesicherte Automaten zu sprengen. Im vergangenen Jahr gab es in Deutschland bereits 500 Angriffe, allein 2023 kam es bereits zu 70 Vorfällen, wie eine Handelsblatt-Umfrage unter den 16 Landeskriminalämtern ergab.

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Zeitlich beschränkter Zugang zu Geldautomaten

Einer der Vorfälle ereignete sich am 28. Februar in Hamborn Nähe Duisburg. Gegen drei Uhr nachts kam es dort zu einer Sprengung eines Geldautomaten auf der Jägerstraße. Kurz darauf wurden zwei 21- und 20-Jährige Tatverdächtige festgenommen, die Sprengstoff mit sich trugen. Der in eine Hauswand eines Wohngebäudes eingebaute Geldautomat war stark beschädigt.

In den Niederladen wurde das Problem der Sprengungen bereits relativ erfolgreich behoben: Beim Kampf gegen die Kriminellen setzen die Banken unter anderem die Verklebetechnik ein. Zudem ist die Zahl der Geldautomaten vergleichsweise gering, laut niederländischer Notenbank waren es Ende 2019 nur noch gut 4.900.

Als weitere Maßnahme setzen manche Banken im Kampf gegen die Sprengungen auf den Faktor Mensch und lassen ihre Automaten, insofern sie an einen Service-Schalter angebunden sind, überwachen.

Hinzu kommt ein zeitlich beschränkter Zugang zu Geldautomaten. Bei den Sparkassen in Westfalen und Lippe werde es zum Beispiel bis Ende des laufenden Jahres bei 80 Prozent der Standorte eine Nachtschließung geben, sagte Sparkassen-Präsidentin Liane Buchholz. Derzeit sind es den Angaben zufolge etwa 70 Prozent. Bei den Sparkassen im Rheinland seien in Abstimmung mit der Polizei über 70 Prozent der Zugänge zu Geldautomaten zwischen 23.00 Uhr und 6.00 Uhr morgens gesperrt, sagte ein Sprecher des regionalen Sparkassenverbandes.

Sollte es jedoch weiterhin zu vielen Vorfällen kommen, droht das Innenministerium der Finanzbranche bereits mit einer gesetzlichen Regelung zum besseren Schutz der Geldautomaten. (mit dpa)

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