BAföG unzureichend

30 Prozent aller Studierenden leben in Armut

ARCHIV - 16.11.2017, Sachsen, Dresden: Studenten sitzen in einem Hörsaal der Technischen Universität Dresden. (zu dpa «Zahlreiche ukrainische Geflüchtete wollen in Sachsen weiterstudieren») Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Studierende in Sachsen.
skh dna yen, dpa, Sebastian Kahnert

Laut Berechnungen des Paritätischen Gesamtverbands sind 30 Prozent aller Studierenden in Deutschland von Armut betroffen. Der Verband fordert daher eine stärkere Bafög-Anhebung als von der Ampel-Koalition geplant. Bei den alleinlebenden Studenten und Studentinnen seien es sogar 79 Prozent, teilte der Paritätische am Dienstag mit.

Gesellschaftliche Teilhabe von Studierenden oft nicht gegeben

Armut wird im wohlhabenden Deutschland nicht im klassischen Sinn etwa von Hunger definiert, sondern über das Haushaltseinkommen und die daraus folgenden Möglichkeiten an gesellschaftlicher Teilhabe. Als arm oder armutsgefährdet gelten demnach Menschen, die mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens auskommen müssen.

Studierende sind nach der Studie im Vergleich zur Gesamtbevölkerung (16,8 Prozent) nicht nur besonders häufig, sondern auch besonders schwer von Armut betroffen. So liegt das mittlere Einkommen armer Studierender bei 802 Euro. Der Abstand zur Armutsschwelle beträgt damit 463 Euro ("Armutslücke"). Überproportional von Armut betroffen seien dabei nicht nur Ein-Personen-Haushalte (80 Prozent), sondern auch Studierende im BAföG-Bezug (45 Prozent).

BAföG-Bedarfssätze sollten deutlich erhöht werden

Mit der geplanten Anhebung der Bafög-Sätze um fünf Prozent werde keine strukturelle Verbesserung erreicht, hieß es vom Paritätischen. Angesichts der aktuellen Inflationsrate reiche die Anpassung nicht einmal aus, um die Kaufkraft zu erhalten. „Notwendig ist daher eine angemessene Anhebung der BAföG-Bedarfssätze und deren automatische und regelmäßige Fortschreibung“, forderte der Verband.

Im Bundestag wird zur Zeit über eine Bafög-Reform der Ampel-Koalition beraten. Vorgesehen ist neben einer Anhebung der Bafög-Sätze um fünf Prozent auch eine Erhöhung der Elternfreibeträge, um den Kreis der Bafög-Berechtigten zu vergrößern. Studierendenvertreter und Sozialverbände drängen vor dem Bundestagsbeschluss noch auf Änderungen, etwa eine deutlichere Erhöhung der Sätze.

Armut unter Studierenden sei leider ein bekanntes Phänomen, sagte Matthias Anbuhl, Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks. Die Bafög-Sätze müssten deutlich stärker steigen als von der Bundesregierung bisher geplant, statt der geplanten 449 Euro auf gut 550 Euro. (dpa/aze)

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