Hoffnung für BetroffeneMillionen für die Endometriose-Forschung: Diese fünf Projekte werden gefördert

Eine von zehn Frauen hat Endometriose!
Die Symptome sind vielfältig, oft dauert es lang, bis die Diagnose gestellt werden kann. Um der Volkskrankheit auf den Grund zu gehen, fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung jetzt fünf neue Projekte. Darum geht es.
Zwei Millionen Frauen betroffen
Stell dir vor, du bist in einem Supermarkt. Vielleicht bist du Mutter und hast deine Kinder dabei. Und ganz plötzlich zieht sich ein Schmerz durch deinen gesamten Körper. Nichts geht mehr. Neben dem Schmerz macht sich vor allem ein Gefühl breit: Hilflosigkeit. Wie sollst du es jetzt noch nach Hause schaffen?
Genau das ist Ivonne van der Lee (46) passiert. Damals, vor etwa zehn Jahren, wusste sie nicht, was mit ihr los ist. Heute weiß sie: Die Schmerzen kommen von der Endometriose. Damit gehört van der Lee zu etwa zwei Millionen Frauen in Deutschland, die mit der Krankheit leben – etwa jede zehnte Frau im gebärfähigen Alter erkrankt laut der Endometriose-Vereinigung Deutschland an der Krankheit.
Was ist Endometriose?
Bei der Endometriose wächst gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutter. Dieses Gewebe kann die Organe der Betroffenen befallen und zu chronischen Entzündungen, Vernarbungen und Verwachsungen führen. Meistens entstehen diese Endometriose-Herde im Bauchraum, sie können aber auch andere Organe im Körper, wie etwa die Lunge befallen. Die Symptome sind vielfältig: Üblich sind starke Schmerzen während der Menstruation, Schmerzen beim Sex oder ein unerfüllter Kinderwunsch. Aber die Krankheit kann sich auch ganz anders äußern. Deswegen wird sie auch als das „Chamäleon der Gynäkologie“ bezeichnet.
Ursachen der Krankheit bisher unbekannt
Obwohl die Krankheit nicht neu ist, seien noch viele Fragen offen, sagt Dr. Jürgen Andress, leitender Oberarzt des Departments für Frauengesundheit am Universitätsklinikum Tübingen. „Wir wissen vor allem noch nicht, woher kommt eigentlich Endometriose, was trägt dazu bei, dass sie sich weiterentwickelt, wie kann man sie eindämmen“, sagt er. Deswegen ist er froh, dass die Krankheit immer mehr Aufmerksamkeit bekommt – auch von der Politik. Seit Anfang September fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fünf Forschungsprojekte. Eins davon an der Uniklinik in Tübingen.
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3,5 Millionen Euro für drei Jahre Forschung
Das Forschungsprojekt in Tübingen wird mit 3,5 Millionen Euro für einen Zeitraum von drei Jahren gefördert. „Im Grunde geht es darum zu verstehen, wo kommt Endometriose her“, erklärt Andress das Tübinger Projekt. Beteiligt sind Teams aus unterschiedlichen Forschungsrichtungen, die sich im Verbund „Endo-Relief“ zusammenfinden. „Das Herzstück unseres Verbundes wird eine einzigartige Biobank sein, die mit zahlreichen Gewebeproben und Patientendaten gespeist wird. Mit diesen Informationen wollen wir ermitteln, welche Gewebezusammensetzung das Wachstum der Krankheit beeinflusst“, sagt Prof. Dr. Bernhard Krämer, Projekt-Koordinator und Leiter des Endometriosezentrums in Tübingen.
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Unter anderem soll es darum gehen, wie sich Endometriose und das Immunsystem gegenseitig beeinflussen, erklärt Andress. Seine Hoffnung: In drei Jahren „genau die Fragestellung beantwortet zu haben“ – also ein besseres Verständnis für die Entstehung der Krankheit und die Interaktion der Endometriose mit anderem Gewebe gewonnen zu haben. Die Forschung könne dann auch eine Grundlage für weitere Forschungsprojekte sein, sagt Andress. Im Idealfall können so bessere Therapien und Behandlungen für die Patientinnen entstehen.
Darum geht es in den anderen Projekten
Neben dem Projekt in Tübingen werden diese vier Projekte vom BMBF gefördert. Die Charité in Berlin erforscht Endometriose-Schmerzen. An der Universität Münster werden zwei Projekte gefördert, eins befasst sich mit dem Zusammenhang von Endometriose und Unfruchtbarkeit, das andere mit den Mechanismen, die zu Schmerzen führen. An der Uni Ulm wird zum ganzheitlichen Verständnis der Endometriose-Ursachen geforscht.


