Wo bitte geht's zum Metaverse?Wie unsere Welt digital geklont wird und was es uns bringen soll

Mark Zuckerberg will es wissen: Metaverse ist die Zukunft – und benennt seinen Konzern gleich mal in Meta um. Doch kaum jemand kann sagen, wo sich diese neue Welt befindet und wie man sie betreten kann.
Großteil der Deutschen weiß nicht, was Metaverse ist
Nach einer aktuellen Umfrage des Digitalverbandes Bitkom haben 75 Prozent der Deutschen noch nie etwas von Metaverse gehört. Nur vier Prozent könnten es erklären. Einer davon ist Thomas Riedel. Er ist Metaverse-Experte und erklärt im Podcast „So techt Deutschland“ was vom Metaverse zu erwarten ist.
Viele Unternehmen tummeln sich schon im Metaverse. Auch Prominente nutzen das Hype-Thema, um auf sich aufmerksam zu machen. Fußballspieler Kevin Prince Boateng hat vor einigen Tagen im realen Leben in Italien geheiratet, zeitgleich fand die Hochzeit auch auf dem Mond statt. Für 50 Euro konnten sogar virtuell Zuschauer dabei sein. Möglich macht das das Metaverse.
Als Zuckerberg im Oktober 2021 das Metaverse als nächste großes Ziel angekündigt hat, ist Thomas Riedel „einfach rein“. Es gab noch keinen Podcast zum Thema in Deutschland und so richtig Ahnung hatte er auch nicht. Er sei dann aber journalistisch rangegangen und habe sich die Informationen geholt, die er brauchte. Gleichzeitig wollte er seine Hörer „mitnehmen auf diese Reise“, sagt Riedel im ntv-Podcast „So techt Deutschland“.
Das Thema Metaverse ist nicht neu. Schon 2006 entwickelten 55 Forscher auf einer Konferenz eine 75-seitige „Metaverse-Roadmap“. Das Wachstum des Metaverse werde, sobald es eine kritische Schwelle erreicht hat, der Verbreitung des Internets folgen – nur schneller, so die These der Forscher. Mehr als 15 Jahre später sind wir kaum schlauer. Für einige Menschen ist es der große Hype, für andere nur „Big Marketing“ und die Mehrheit der Menschen hat offenbar noch nie etwas davon gehört.
Science-Fiction-Romane als Grundlage für das Metaversum
Das Bild von Metaverse ist vor allem durch Science-Fiction geprägt. Bücher wie Snow Crash oder auch Neuromancer sind für Riedel die besten Beispiele dafür: „Man schwimmt im Code. Das Internet ist so eine Art Code-Fluss. Man navigiert und fließt da so durch“, beschreibt der Podcaster die Visionen der Autoren. Auch Filme aus dieser Zeit bringen es zum Ausdruck, wie zum Beispiel Der Rasenmähermann, später auch die Blockbuster-Reihe Matrix oder Ready Player One.
Im Science-Fiction-Roman Snow Crash (1992 Neal Stephenson) taucht zum ersten Mal das Wort Metaverse auf. Auch das Wort Avatar ist in diesem Buch zum ersten Mal niedergeschrieben. Am einfachsten nähert man sich dem Thema Metaverse durch das Konzept „by the book“, also auf Grundlage von Romanen, an. Etwas anderes gibt es auch noch nicht. Niemand weiß so genau, wo das Metaverse ist, was es ist und wie es einmal aussehen wird. „Was der Autor da beschreibt ist eigentlich Poesie und auch nicht das Metaverse, sondern eine Metapher“, erklärt Riedel.
Im Buch Snow Crash läuft eine Straße rund um den Erdball. An dieser Straße liegen viele Grundstücke, die man „betreten“ kann. Im Roman betritt man das Metaverse durch das Aufsetzen eines Headsets – also einer VR-Brille und kann so virtuell von Grundstück zu Grundstück laufen. „Die Straße ist eine Metapher für die Verbindung der einzelnen Gebäude. Man würde heute sagen Erlebnisse“, erläutert der Metaverse-Experte. Im Grunde ist das Metaverse so etwas wie das Internet, nur dass hier nicht verschiedene Webseiten miteinander verbunden sind, sondern „einzelne VR-Erlebnisse“, erklärt Riedel. VR steht für virtuelle Realität und Erlebnisse können Spiele sein, Lerninhalte oder auch Konzerte, die virtuell ausgerichtet werden.
Meta als Marketing-Schlagwort
Zugangsportale wie zum Beispiel Decentraland sind für Riedel nicht das Metaverse. Viel zu viele springen jetzt auf den Metaverse-Hype auf und wollen dran verdienen. „Das sind alles Agenturen, Firmen und Konzerne, die versuchen auf irgendeine Art und Weise Geld zu verdienen“, behauptet Riedel. Auch die Mitarbeiter von Mark Zuckerbergs Firma Meta wissen offenbar nicht so richtig, wo es langgeht. Einige Medien berichten, Zuckerberg sei beim Thema Metaverse regelrecht besessen und berufen sich auf die Aussagen von ehemaligen Mitarbeitern. Er treibe manche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die Palme, heißt es. Zuckerberg will eine alte Idee in die Realität umsetzen, besser gesagt Virtualität.
Thomas Riedel verweist auch auf die Anfänge des Internets: „Das Internet bestand damals aus vielen Protokollen. Das Web-Protokoll war nur eines davon und keiner wusste, wie das Internet mal im Jahr 2022 aussehen wird“, sagt der Metaverse-Experte. Beim Metaverse ist das nicht viel anders. Niemand könne voraussagen, wie das einmal aussehen wird.
Immersiv und Interoperabilität als Grundprinzipien für das Metaverse
Immersiv und Interoperabilität – zwei Begriffe, die Grundprinzipien des Metaverse sein könnten, meint Riedel. Immersiv bedeutet, dass der User mittendrin ist, also das Metaverse oder das Erlebnis umgibt den User. Jeder, der schon einmal eine VR-Brille benutzt hat, kennt das: „Man hat das Gefühl, man befindet sich in einer anderen Welt und es herrschen eigenen Regeln“, erklärt Riedel. Heute ist dieser Effekt vor allem bei Computerspielen bekannt. Das „Eintauchen“ in das Spiel wird besonders intensiv beim Spielen mit einer AR-Brille.
Fortnite-Avatare als Vorbild für Metaverse
Interoperabilität bezeichnet die Möglichkeit, Dinge, Kleidung, Namen mitzunehmen in andere Erlebniswelten. „Das wäre so, als wenn ich von Facebook zu Twitter wechsle könnte und ich würde gleich aussehen“, meint Riedel. Einfach nur das gleiche Bild hochladen, reicht da nicht. Im Metaverse würde jeder seinen persönlichen Avatar einmal gestalten und überall nutzen – sozusagen eine Bewegungsfreiheit für Avatare.
Im Online-Spiel Fortnite geben die Spieler teilweise viel Geld für das Erscheinungsbild ihres Avatars aus. Also warum sollten die Gamer das nicht auch in andere Erlebnis-Universen übertragen? Oder vielleicht sogar in die Realität. Einige halten es für denkbar, dass das Erscheinungsbild aus dem Metaversum über Augmented-Reality-Brillen darstellbar wird. Würde also ein User einen anderen auf der Straße in der realen Welt treffen und beide eine AR-Brille tragen, könnten sich beide in der Metaverse-Gestalt sehen. Mittlerweile ist das nicht mehr nur Science-Fiction. Rudimentär gibt es so etwas bereits in der digitalen Welt. Apps, die Freunde finden und grafisch darstellen. Der Weg in die virtuelle Realität ist nur noch eine Frage der technischen Umsetzung durch Brillen.

Metaverse macht keine Pause
Einigkeit besteht auch über weitere Prinzipien des Metaverse: eigene Ökonomie, ständige Präsenz und Live-Erlebnisse, die von verschiedenen Akteuren angeboten werden. Auch wenn die User nicht im Metaverse sind, das Leben dort geht weiter, wie auch im realen Leben. Der Rapper Travis Scott versammelte 2020 bei eine Live-Konzert in Fortnite mehr als zwölf Millionen Menschen in dem Online-Game. Sicherlich dürfte das Thema Bezahlen im Metaverse für die Unternehmen kein Problem darstellen. Digitale Bezahlsysteme gibt es bereits. Die Frage ist nur, welches sich durchsetzt.
Brückenbauer zwischen den virtuellen Welten
Die Frage aller Fragen ist: Wer baut die Brücken zwischen den verschiedenen Welten und Erlebnissen. Wie kommt ein Spieler aus Fortnite in das nächste Einkaufserlebnis zum Beispiel Bekleidung bei Zalando zu kaufen? Er will dabei sein Aussehen, sein Geld, seine Gegenstände mitnehmen. Der User soll nicht das Metaverse verlassen, um an einem anderen Erlebnis teilzunehmen. Geht es nach Mark Zuckerberg, wären seine Plattformen die Vermittler. Die meisten Player wie Spielanbieter oder Fashion-Anbieter zeigen bisher jedoch noch keine Ambitionen, ihren Usern den Weg zu anderen Erlebnissen zu öffnen.
Viele Fragezeichen rund ums Metaverse
Beim Thema Metaverse gibt es noch viele Fragezeichen. Mark Zuckerberg geht eine riesige Wette auf die Zukunft ein. Er investiert viel Geld und Ressourcen in das Thema Metaverse. Warum ist gerade der Konzern Meta dieses Risiko eingegangen? Hat doch gerade Facebook gezeigt, dass Interoperabilität keine Stärke der Plattform ist. Die grundlegende Technik für das Metaversum ist vorhanden, aber noch unzureichend und nicht bedienerfreundlich. Viele Menschen achten am Ende auch darauf, wie sie mit einer VR-Brille aussehen. Auch bei Augmented-Reality-Brillen dürfte das Aussehen und die Bedienung eine wichtige Rolle spielen, sollen diese doch in der realen Welt getragen werden. Kaum ein Mensch, abgesehen von einigen Nerds, dürften gerne allein auf dem Sofa sitzen und in eine schwere VR-Brille starren wollen. Auch sind einige wichtige Fragen noch nicht beantwortet: Ist das Metaverse wirtschaftlich sinnvoll und was wollen wir mit dem Metaverse?
Mehr zum Thema gibt es in der aktuellen Podcast-Folge von „So techt Deutschland“. Darin spricht Metaverse-Experte Thomas Riedel auch über das Bezahlen im Metaverse und warum Kryptowährungen für ihn keine gute Wahl sind.
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