Corona macht es der Branche schwerDas Taxi-Sterben hat begonnen

ARCHIV - 25.06.2018, Hessen, Kassel: Taxis fahren im Protest-Konvoi durch die Innenstadt von Kassel und protestieren gegen neue Konkurrenz im Geschäft der Personenbeförderung. Zuletzt ist es zwar etwas ruhiger geworden im Streit über die Liberalisierung des Fahrdienstmarktes - doch der Konflikt köchelt weiter. Der Taxiverband warnt nun vor erheblichen Folgen für das klassische Gewerbe. Es könnte weitere Proteste geben. (Zu dpa «Taxi-Chef warnt vor Pleitewelle wegen Plänen Scheuers») Foto: Swen Pförtner/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Immer mehr Taxi-Unternehmen müssen schließen.
spf pat rho wst, dpa, Swen Pförtner
von Zarah Reinders

Lange Wartezeiten, kein freies Fahrzeug in der Nähe – „mal eben so“ mit einem Taxi von einem Ort zum anderen fahren ist oft nicht mehr möglich. Denn in Deutschland sterben die Taxis langsam aus – Schuld daran ist auch Corona.
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Wirtschaftliche Lage der Taxibranche "besorgniserregend"

Zwei Jahre nach den coronabedingten Einschränkungen sei die wirtschaftliche Lage der Taxibranche „besorgniserregend“, erklärt die „Taxi Ruf Köln“ gegenüber RTL.In Hamburg ist die Anzahl der Taxis auf einen historischen Tiefstand gesunken. Stand heute sind in der Hansestadt nur noch 2.683 Taxis zugelassen, ein Tiefstand, wie die Verkehrsbehörde auf RTL-Anfrage bestätigt. Diese Zahl sei bezeichnend für die Taxibranche „insbesondere vor dem Hintergrund, dass Hamburg, wirtschaftlich betrachtet, ein sehr attraktiver Standort ist“, so die „Taxi Ruf Köln“

Ein Grund dafür, dass es der Taxibranche im Moment so schlecht geht, sind die Corona-Hilfen. Da diese nicht branchenspezifisch angepasst wurden, konnten die meisten Taxiunternehmer einige Kostenpunkte gar nicht geltend machen, kritisiert die wirtschaftliche Vereinigung der Kölner Taxiunternehmen. Dazu zählt in erster Linie die Finanzierung der Autos selbst. Die meisten Taxis werden über Kredite abbezahlt – diese konnten aber, anders als Leasingraten, nicht als Kosten geltend gemacht werden. Im Taxigewerbe ein „Nonsens“, so „Taxi Ruf Köln“, da ein Taxi mit jeder Fahrt an Wert verliere und so kaum Vermögen gebildet werde. Des Weiteren seien die angebotenen Wirtschaftshilfen oft an komplexe Bedingungen geknüpft. Daher konnten sie nur zum Teil oder gar nicht beantragt werden.

Weniger Fahrgäste, teures Benzin, hohe Werkstattkosten

Ein Hauptgrund für das Taxisterben sei auch, dass es derzeit weniger Fahrgäste gibt. Normalerweise werden Taxis für den Weg zum Flughafen, für die nächtliche Fahrt nach dem Clubbesuch oder rund um Messen und Veranstaltungen gebucht. Wegen Corona kam allerdings der Flugverkehr zum erliegen, Veranstaltungen haben nicht mehr stattgefunden – Taxis wurden dementsprechend kaum noch gebraucht, viele Einnahmequellen für Taxifahrer sind wegen Corona weggefallen.

Ein weiterer Grund seien auch die stark gestiegenen Spritpreise, so „Taxi Ruf Köln“. Die Preise für Super E10 und Diesel kletterten laut ADAC auf einen Höchststand. Zudem würden derzeit wenige Taxiunternehmen neue Wagen kaufen, da sich auch hier die Preise erhöht hätten. Das wiederum würde dazu führen, dass Werkstattkosten für die älteren Autos die Unternehmen zusätzlich finanziell belasten, berichtet Matthias Schmidt, Vize-Vorsitzender des deutschen Taxiverbands, gegenüber „Bild“. Auch der höhere Mindestlohn sei ein Problem, erläutert „Taxi Ruf Köln“.

Die Taxi-Genossenschaft fordert deshalb, dass der Staat zunächst auf Rückforderungen der geleisteten Hilfe zumindest in den existenzbedrohten Branchen verzichtet. Des Weiteren solle die Politik das neue Personenbeförderungsgesetz umsetzen, um das Taxi als Teil des ÖPNV finanziell zu unterstützen. So könnten Taxis beispielsweise für jeden gefahrenen Kilometer eine Subvention erhalten. Andernfalls drohe die Übernahme ausländischer Investoren, so „Taxi Ruf Köln“ gegenüber RTL.

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