Geht's noch?Schluss mit Zahnbehandlungen! Kassenchef mit irrer Forderung

Thema: Zahnarzt und Zahnmedizinische Fachangestellte. || Modellfreigabe vorhanden
Zahnarztbesuche sollen nicht mehr von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt werden, fordert ein Krankenkassenchef.
photothek | Ute Grabowsky, picture alliance
von Aristotelis Zervos

Müssen wir bald den Zahnarzt aus eigener Tasche bezahlen? Die Forderungen eines Krankenkassenchefs sorgen für Sprengstoff.

Chef der IKK-Innovationskasse fordert Leistungskürzungen

Ralf Hermes ist Chef der gesetzlichen IKK-Innovationskasse mit rund 260.000 Versicherten.

Zum Vergleich: Die Techniker Krankenkasse (TK) hat bundesweit rund 11,1 Millionen Versicherte und ist vor der Barmer mit rund 8,7 Millionen Versicherten und der DAK Gesundheit mit rund 5,5 Millionen Versicherten die größte gesetzliche Krankenkasse in Deutschland.

Wenn es nach Ralf Hermes geht, sind Leistungskürzungen bei den gestzlichen Krankenkassen „alternativlos“.

Angesichts einer Finanzierungslücke von voraussichtlich 17 Milliarden Euro bei den gesetzlichen Krankenkassen ist es durchaus lobenswert, dass sich ein Kassen-Chef Gedanken über die Finanzen macht.

Lese-Tipp: Gesetzliche Krankenkasse – Millionen Versicherten drohen deutlich höhere Beiträge

Sparen möchte Hermes vor allem bei den Leistungsansprüchen seiner Kundinnen und Kunden.

Er fordert im „Handelsblatt“ Leistungskürzungen in drei Bereichen: zahnärztliche Behandlungen, Zahnersatz und Homöopathie. „Der Lage angemessen wäre es, die komplette zahnärztliche Versorgung aus dem Leistungskatalog zustreichen“, sagt Hermes.

„Wer sich im zweimal am Tag ordentlich die Zähne putzt, bekommt fast keine Probleme.“

Sein Vorschlag: „Statt diese Kosten tragen zu müssen, sollten die Kassen das Thema Prävention stärker in den Blick nehmen. Eine ungesunde Lebensweise verursacht viele Krankheiten im Alter, die sich vermeiden lassen.“

Im Gespräch mit dem „Handelsblatt“ hat er auch direkt ein Beispiel parat: „Wer sich im Wesentlichen zweimal am Tag ordentlich die Zähne putzt, bekommt fast keine Probleme.“

Für den Kassen-Chef liegt die Konsequenz auf der Hand: „Der Lage angemessen wäre es, die komplette zahnärztliche Versorgung aus dem Leistungskatalog zustreichen.“ Die eigenen Kunden sollen sich an die private Konkurrenz wenden, wenn sie Zahnbehandlungen versichern möchten.

Rund 13 Milliarden Euro könnten die gesetzlichen Krankenkassen sparen, wenn zahnärztliche Behandlungen aus dem Leistungskatalog gestrichen werden. Damit wären die Kassen frei raus und müssten nicht an andere Stelle sparen.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat bereits auf die Forderungen reagiert – und ihnen eine Abfuhr erteilt. „Leistungskürzungen werden nicht kommen“, verspricht er über Twitter.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Kassenchef hat Jahresgehalt von 262.000 Euro

Ralf Hermes wird sich über die Kosten seiner eigenen Zahnbehandlung eher weniger Sorgen machen müssen. Im Jahr 2022 erhielt er ein Jahresgehalt von 262.000 Euro, hinzu kommen noch Versorgungsregelungen in Höhe von 49.166 Euro. Der Chef der im Vergleich eher kleinen Krankenkasse erhielt damit im vergangenen Jahr eine Gesamtvergütung von 311.166 Euro.

Sparen will der Kassechef allerdings bei den Versicherten.

Mehr News-Videos aus den Bereichen Wirtschaft, Finanzen und Mobilität

Playlist 50 Videos

Doku-Tipp: Armes reiches Deutschland - Wird das Leben unbezahlbar?

Energie, Lebensmittel, Mieten: die Kosten explodieren. In Deutschland wächst die Kluft zwischen Arm und Reich. Die Gefahr, in die Armut zu rutschen, wird für immer größere Teile der Bevölkerung zu einer ernsthaften Bedrohung. Vor allem in Ballungszentren spüren inzwischen auch Teile der Mittelschicht den steigenden Druck. Die Dokumentation „Armes reiches Deutschland - Wird das Leben unbezahlbar?“ auf RTL+ schaut sich in deutschen Städten um.