Russen-Sabotage?

Explosion in US-Flüssiggas-Anlage in Freeport verschärft Europas Gas-Knappheit

FILE PHOTO: Smoke billows from the Freeport LNG plant in Quintana, Texas, U.S., June 8, 2022, in this still image obtained from a social media video on June 9, 2022.  Courtesy of Maribel Hill/via REUTERS    THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY. MANDATORY CREDIT. NO RESALES. NO ARCHIVES/File Photo/File Photo/File Photo
Wegen einer Explosion in einer Flüssiggas-Anlage in Freeport kommt weniger Gas aus den USA nach Deutschland.
/FW1F/Dave Gregorio, Maribel Hill via REUTERS, MARIBEL HILL

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat für die Gasversorgung die Alarmstufe ausgerufen. Es wird immer wahrscheinlicher, dass die deutschen Speicher nicht wie gesetzlich gefordert bis Anfang Februar zu 90 Prozent gefüllt sein werden. Hauptursache dafür ist die Drosselung der Gasmenge um 60 Prozent, die durch die Pipeline Nord Stream 1 fließen. Doch auch die Explosion in einer texanischen Flüssiggas-Anlage ist offenbar Grund für den Gasnotstand in Deutschland. Hat Russland etwas damit zu tun?

Gas-Lieferung aus USA könnten bis Ende des Jahres komplett ausfallen

Durch eine Explosion am 8. Juni in einem texanischen Flüssiggas-Terminal in Freeport in der Nähe von Houston fallen die fest eingeplanten US-Lieferungen wahrscheinlich bis zum Herbst aus, möglicherweise sogar bis Ende des Jahres.

Das ist für ganz Europa ein großes Problem, denn dem Brancheninformationsdienst ICIS zufolge gingen im März bis zu 80 Prozent der Freeport-Ladungen dorthin. Im April und Mai kamen 45 Prozent der europäischen Flüssigerdgas-Importe aus den USA. Besonders betroffen ist Deutschland.

Wie die Energieexpertin Claudia Kemfert in der Sendung "Markus Lanz" bestätigte, kommt voraussichtlich erst 2024 Flüssiggas aus Katar, bis dahin sollten vor allem Lieferungen aus den USA die Lücke füllen. „Das heißt 20 Prozent weniger als wir eigentlich eingeplant haben." Und das sei der Grund für den Notfallplan, so Kemfert.

Russischer Cyberangriff auf Flüssiggas-Terminal Freeport LNG?

Der Zeitpunkt des Unglücks wirft die Frage auf, ob es sich möglicherweise um russische Sabotage handelt. Laut "Washington Examiner" sollen Cyber-Einheiten des russischen Geheimdienstes GRU ungefähr mit Beginn der Ukraine-Invasion gezielte Aufklärungsoperationen gegen Freeport LNG durchgeführt haben, das zu den größten Flüssiggas-Exporteuren der USA gehört. Eine Quelle habe ihm gesagt, das FBI untersuche den Fall, schreibt Autor Tom Rogan. Die Behörde selbst habe ihm gesagt, sie könne dies weder bestätigen noch leugnen.

Freeport schreibt in einer Stellungnahme, aus Rohren von den Lagertanks zu den Dockanlagen sei Gas entwichen, das sich entzündet habe. Vermutlich sei der Unfall auf einen Bruch infolge eines Überdrucks zurückzuführen. Der Journalist Rogan fragt sich allerdings, wie es trotz erforderlicher Sicherheitsmaßnahmen zu so einem Vorfall habe kommen können.

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Freeport LNG für Pannen bekannt

Rogan schreibt, möglicherweise habe eine russische Cyber-Einheit namens Xenotimee eine Malware (Triton) eingesetzt, die darauf spezialisiert sei, industrielle Steuerungssysteme zu beschädigen. Erst im März warnte das FBI vor dieser Schad-Software.

Handelte es sich tatsächlich um eine gezielte russische Aktion, könnte dies von den USA als Kriegsakt betrachtet werden. Doch vielleicht haben die Russe mit der Explosion auch gar nicts zu tun. In der Freeport-Anlage kam es laut EnergyWire schon mehrmals zuvor zu Pannen. Ein Sicherheitsexperte habe die Häufigkeit der Vorfälle "alarmierend" genannt. Flüssigerdgas sei ein Monster, wenn es um Gefahren geht, insbesondere Feuer und Explosionen, sagte die Sicherheitsexpertin Kay O'Conner dem Branchenmagazin. "Das kann schnell eskalieren." (ntv.de/kwe/aze)

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