Wird alles doch nicht so schlimm?
Plötzlich gute Stimmung in unserer Wirtschaft
Die Stimmung in unserer Wirtschaft hellt sich überraschend auf. Zwar rechnen Experten immer noch mit einer Rezession, aber die verliert offensichtlich ihren Schrecken. Wie sich das auf die Preise auswirken könnte, erklären Wirtschaftsexperten im Video.
„Die Rezession dürfte weniger tief ausfallen als viele erwartet haben"
Angesichts randvoller Gasspeicher und abnehmender Lieferengpässe stellt sich die deutsche Wirtschaft auf eine eher milde Winter-Rezession ein. Dies lässt sich am Ifo-Geschäftsklimaindex ablesen, der im November überraschend deutlich um 1,8 Punkte auf 86,3 Zähler anstieg.
Das am Donnerstag veröffentlichte Barometer des Münchner Ifo-Instituts gilt als ein recht verlässlicher Gradmesser für die Konjunkturentwicklung. Mit den laufenden Geschäften waren die Unternehmen zwar weniger zufrieden, der Pessimismus mit Blick auf die kommenden Monate ließ aber merklich nach. „Die Rezession dürfte weniger tief ausfallen als viele erwartet haben", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.
Finanzminister Lindner sieht keinen Grund für Entwarnung
Bundesfinanzminister Christian Lindner sagte in einer ersten Reaktion, es sei "vorsichtiger Optimismus" angebracht. Doch wisse man nicht genau, wie es 2023 wirtschaftlich weitergehe: "Deshalb gibt es keinen Grund für Entwarnung", sagte der FDP-Chef dem Fernsehsender Welt.
Nach einer Revision des Oktoberwerts hat sich das Ifo-Geschäftsklima nunmehr bereits den zweiten Monat in Folge aufgehellt. "Die deutsche Wirtschaft sendet Hoffnungssignale aus. Sie schlägt sich besser als erwartet", sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. Zur aufgehellten Stimmung im Handel fügte er hinzu: "Die staatlichen Hilfen könnten hier Wirkung zeigen." Der Experte bezog sich dabei auch auf die Gaspreisbremse, mit der die Haushalte bei den Energiekosten entlastet werden sollen.
„Die Rezession verliert ihren Schrecken“
Die Stimmung verbesserte sich in allen Bereichen der Wirtschaft, besonders aber in der Industrie und in der Dienstleistungsbranche. „Die Rezession verliert ihren Schrecken“, kommentierte Chefvolkswirt Ulrich Kater von der Dekabank. Er erwartet, dass die Unsicherheit über die Energieversorgung und damit die Sorgen um die Produktion in den kommenden Monaten zurückgeht. Die deutschen Unternehmen stünden allerdings vor langfristigen Herausforderungen, sagte Kater.
Sein Commerzbank-Kollege Jörg Krämer verwies auf das Entlastungspaket der Bundesregierung und darauf, dass das Risiko eines Gasmangels deutlich gesunken sei. „Ich erwarte unverändert eine Rezession, mehr denn je aber keinen wirtschaftlichen Kollaps.“
Und nicht nur die WIrtschaft scheint optimistisch in die Zukunft zu blicken: Laut einer aktuellen Trendstudie von Rotkäppchen-Mumm gaben 60 Prozent der Deutschen an, dass ihnen Genussmomente in schwierigen Zeiten besonders wichtig sind. Entsprechend werden Genussmittel bei den Einsparpotenzialen auch erst an fünfter Stelle genannt - nach gastronomischen Erlebnissen, Urlaub, Abonnements und Entertainment. Jeder Zweite plane sogar, sein Konsumverhalten in absehbarer Zeit überhaupt nicht einzuschränken. (dpa/rts/aze)
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