Gefährlich für den Sozialstaat? Arbeitsmarktforscher knallhart - warum er Minijobs abschaffen will
Auslaufmodell Minijobs?
Die Meinungen dazu gehen auseinander. Aktuell wächst die Kritik an dem Modell. Arbeitsmarktforscher Enzo Weber erklärt im RTL-Gespräch, warum er das Aus für Minijobs will und welche Modelle er stattdessen für Arbeitende denkt.
Jobs sind eine Sackgasse

Minijobs sind wieder im Trend. 7,6 Millionen sind aktuell als Minijobber beschäftigt – Tendenz steigend. Gut 4 Millionen von ihnen machen den Job sogar hauptberuflich.
Laut Arbeitsmarktforscher Enzo Weber ist genau das ein großes Problem. Besonders für die Minijobber, denn die Jobs sind eine berufliche Sackgasse.
Aufstieg und höheres Gehalt sind oftmals Fehlanzeige im Minijob.
Ein weiteres Problem laut Enzo Weber: „Es gibt auch keine soziale Absicherung, weil man als Beschäftigter ja keine Sozialbeiträge zahlt. Man kann zwar freiwillig dann auch die Rentenversicherungsbeiträge zahlen, allerdings zeigt sich: Das macht einfach fast niemand.“
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Das Ergebnis der Umfrage ist nicht repräsentativ.
Altersvorsorge kaum möglich
Besondere Gefahr für Arbeitnehmer: Wer viel in Minijobs arbeitet, oder sogar hauptberuflich, der tut nichts für seine Altersvorsorge und gerät später wohl in Altersarmut und ist auf staatliche Unterstützung angewiesen.
Hinzukommt: In andere Sozialversicherungen zahlen Minijobber auch nichts ein. Rainer Schlegel, Ex-Präsident des Bundesozialgerichts machte kürzlich deutlich, dass dem Sozialstaat zwischen 8 und 13 Milliarden Euro entgehen aufgrund von Minijobs.
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„Begünstigungen für Minijobs abschaffen? Ja! Kleine Jobs abschaffen? Nein!"

Minijobber sehen für sich den Vorteil, dass ihr Bruttoeinkommen, dem Nettoeinkommen entspricht. Für Weber ist es kritisch, diesen steuerlichen Anreiz zu schaffen.
Ein Beispiel: Wenn der Ehepartner viel verdient, ist man in einem Minijob steuerfrei und sogar über den Partner kostenfrei krankenversichert. Das setzt zwar finanziell dann starke Anreize, beim Minijob zu bleiben. Berufliche Weiterentwicklung funktioniert so aber nicht. Finanzielle Unabhängigkeit schafft das ebenfalls nicht. Und auch für den Sozialstaat ist das ein Verlustgeschäft!
Webers zentrale Forderung daher: „Deswegen Minijob-Begünstigungen abschaffen? Ja! Kleine Jobs abschaffen? Nein! Wir sollten einfach alle Jobs gleichbehandeln.“
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Auch der Wunsch, dass Minijobs für Bürgergeldempfänger eine Brücke in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen sind, lässt sich laut Weber nicht halten.
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Für wen sind kleinere Jobs geeignet
Für Arbeitsmarktforscher Enzo Weber sind es vor allem drei Gruppen für die, flexible und geringfügige Beschäftigungen, geeignet sind:
Schüler und Studierenden
Rentner, die sich etwas dazuverdienen wollen
Beschäftigte, die neben ihrem Hauptjob zusätzlich Geld verdienen möchten.
Für sie sollte weiter die Möglichkeit bestehen, sich etwas dazuzuverdienen. Wie das ohne Minijobmodell genau funktionieren soll, bleibt erstmal fraglich.