Kegelbrüder-Krimi auf Mallorca

Ex-Mithäftling der Kegelbrüder packt aus: Die Jungs "wirkten wie Entenküken"

von Antonia Rosner

Luis lebt in Palma de Mallorca und war bis vor 20 Tagen noch Mithäftling der Kegelbrüder aus dem Münsterland, die seit zwei Monaten wegen Brandstiftung im Gefängnis sitzen. Sie haben sich das „Modul 5“ geteilt, Luis war der erste Häftling, der engen Kontakt zu sieben der insgesamt 13 inhaftierten deutschen Kegelbrüder hatte. Die anderen seien in einem anderen Modul untergebracht worden. Besonders der Start sei für die eingeschüchterten Kegelbrüder nicht einfach gewesen. „Ich habe die deutschen Jungs getroffen, sie waren sehr verängstigt, wirkten wie Entenküken, waren immer beieinander, gemeinsam im Badezimmer, gemeinsam im Speiseraum.“

Kegelbrüder aus Münster spielten Fußball im Mallorca-Gefängnis

Das Modul 5 ist ein gemischter Bereich des Gefängnisses, Frauen und Männer leben hier miteinander. Grundsätzlich herrsche dort ein „konfliktfreies und respektvolles“ Miteinander, ihre Angst seien die Kegelbrüder aber nie ganz losgeworden. Trotzdem haben sie versucht, sich in den Gefängnisalltag zu integrieren und „ihr Bestes“ zu geben.

„Wir spielten gemischte Fußballspiele, die Deutschen und ich spielten gegen eine andere Gruppe mit Jungs und Mädchen. Sie versuchten, das Zusammenleben so angenehm wie möglich zu gestalten.“ An den Gefängnis-Fußballmeisterschaften haben sie jeden Samstag teilgenommen, sagt Luis.

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Im Gefängnis werden alle gleich behandelt

Luis erklärt, dass man nichts zu befürchten habe, wenn man keinen Ärger suche. „Friedliche Menschen wie die Jungs und ich werden vernünftig behandelt“. Dass sie kein Spanisch können, sei am Anfang ein Hindernis gewesen. Doch ein weiterer Mithäftling habe sich um die Kegelbrüder gekümmert, für sie übersetzt, ihnen die Kantine gezeigt, ihnen erklärt, wie man im Gefängnis einkaufen könne. Wie alle anderen Häftlinge, haben auch die Kegelbrüder Besuch empfangen, häufig seien das ihre Anwälte gewesen.

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„Hier bezahlen die falschen Leute“

Da die Kegelbrüder kein Spanisch können, versuchte auch Luis ihnen von Anfang an zu helfen und suchte den Kontakt. „Ich bot ihnen an, von meinem Geld etwas zu kaufen, aber sie hatten Geld.“ Auch über ihren Fall haben sie gesprochen. „Sie sagten, dass sie es nicht getan haben. Ich war nicht Zeuge, aber ich wünsche ihnen, dass sie schnell wieder rauskommen.“ Es sei nicht gerecht in diesem Gefängnis zu sein, wenn es keinen triftigen Grund gebe. „Ich denke, die Regierung will ihnen eine Lektion erteilen. Aber hier bezahlen die falschen Leute.“

Feuer im "Why not Mallorca": Acht Kegelbrüder noch in Untersuchungshaft

Die insgesamt 13 Hobbykegler waren nach dem Feuer wegen des Verdachts der Brandstiftung in Untersuchungshaft gekommen. Einer von ihnen kam ohne Auflagen wieder frei, vier weitere konnten das Gefängnis am 7. Juni gegen Kaution verlassen. Sämtliche Versuche, die Freilassung der weiteren acht Kegler zu erreichen, sind bislang gescheitert. Die spanische Justiz geht nach wie vor davon aus, dass eine weggeworfene Zigarettenkippe das Feuer verursacht hat. Und ein Gutachten der mallorquinischen Feuerwehr belastet die Kegelclub-Mitglieder schwer. Doch es gibt wieder Hoffnung für die acht in Untersuchungshaft verbliebenen Münsterländer auf Mallorca. Ein WhatsApp-Foto soll die Jungs aus Deutschland entlasten. Jetzt fordert sogar die spanische Staatsanwaltschaft die Entlassung der Kegelbrüder.

Der Anwalt muss ihre Unschuld beweisen

Luis glaubt an die Unschuld der Kegelbrüder. Natürlich müsse man sich auch in die Lage der Opfer, die ein Geschäft haben, hineinversetzen. Aber: „Wenn man sich zehn Minuten mit einer Person unterhält, weiß man, wie die Leute sind. Sie sind alle nett, sie sind vermutlich vorher noch nie in Schwierigkeiten geraten. Die Polizei macht ihre Arbeit und wenn sie festgehalten werden, dann muss es Beweise geben, es ist aber nun der Anwalt, der ihre Unschuld beweisen muss. Wenn es Beweise gibt, ist man drin, wenn es keine gibt, sollte man nicht eingesperrt bleiben.“