„Meine Zeit im Knast ist sehr lehrreich”Palliativmediziner soll 15 Menschen getötet haben: Vater zeigt Brief von Johannes M.
Johannes M. meldet sich schriftlich aus dem Knast. Seit über einem Jahr sitzt der Palliativmediziner, Johannes M., im Gefängnis, der Prozess gegen ihn läuft seit diesem Juli. Ihm wird 15-facher Mord vorgeworfen. Vor Gericht schweigt der Tatverdächtige, auch über seine Inhaftierung erfährt man nichts. Doch nun zeigt sein Vater RTL einen Brief, in dem sich der Tatverdächtige äußert.
Erste Worte aus dem Knast: So äußert sich Johannes M. in einem Brief
Johannes M. befindet sich seit dem 6. August 2024 hinter Gittern. Parallel zum Prozess, der im Landgericht Berlin abgehalten wird, laufen die Ermittlungen weiter – aktuell gibt es noch 75 Fälle, in denen ein Anfangsverdacht gegen den Palliativarzt besteht. Wenige Wochen nach der Inhaftierung, im Oktober 2024, bekommt der Angeklagte besondere Post: Es ist ein Brief von seinem Vater, Bastian Schwarz (Name von der Redaktion geändert). Mitte November schickt Johannes M. seinem Vater eine Antwort. Schwarz zeigt RTL den Brief. Der Angeklagte schreibt ihm:
„Ich danke dir für deinen Brief vom Oktober 2024 und dein darin gezeigtes Interesse an mir und meinen Fall. Ich hoffe, es geht dir gut. Meine Zeit im Knast ist sehr lehrreich. Zum Glück komme ich insgesamt bis jetzt damit gut zurecht. Aus unserer jetzt gemeinsamen Erfahrung hoffe ich einen Gesprächsfaden mit dir knüpfen zu können. Bitte habe allerdings auch noch etwas Geduld mit mir, da ich jetzt akut viel um die Ohren habe und noch nicht die Kraft finde, in regelmäßigen Austausch mit dir zu kommen.”

Post an seinen Sohn: Das schrieb Schwarz an den Palliativmediziner
Im Gespräch mit RTL erzählt Schwarz, worum es in seinem Brief ging: „Ich habe ihm geschrieben, dass ich sehr, sehr überrascht war von dem, was ich hörte.” Er habe ihn außerdem wissen lassen, dass er Kontakt mit seiner Mutter habe und für ihn da sei.
Weiter führt er aus: „Es ist eben nicht so, dass man sich vorstellen darf, dass ich ihm jetzt einen Brief schreiben und fragen kann: ‘Was ist denn passiert? Erzähl mal, wie es dazu kam.’ Das würde nicht durch die Kontrolle gehe. Die Post wird bei Menschen, die in Haft sitzen, kontrolliert.” Mehr als über das Wetter und das Essen könne man sich nicht austauschen.
Über den Brief hinaus bekommt der Hamburger aber auch auf anderem Weg einen Einblick in das Leben seines Sohnes in Haft: „Also aus Kreisen seiner Verteidiger habe ich erfahren, dass es ihm sehr gut ginge, dass er dort sympathisch gefunden wird wegen seiner Arbeitsstelle, dass er da neue Freunde gefunden hat und dass er mit der Situation gut zurechtkommt.” Trotz dieser positiven Beschreibung hat Schwarz* eine große Angst: Dass sein Sohn sich etwas antut

Johannes M: Das ist über seine Vergangenheit bekannt
Aber wie ist das Verhältnis zwischen Johannes M. und seinem Vater eigentlich? Bastian Schwarz und die Mutter von Johannes kennen sich bereits aus der Schule, werden ein Paar und früh Eltern. Johannes M. wird 1984 geboren. Der Vater pendelt zwischen dem Wohnort der Familie, Frankfurt am Main und Hamburg.

Zwei Jahre nach Johannes’ Geburt trennen sich seine Eltern, beide haben irgendwann neue Partner. Bastian Schwarz bekommt mit seiner neuen Lebensgefährtin eine Tochter. Heute stellt sich Schwarz vor allem eine Frage, wenn er an die Beziehung zu seinem Sohn denkt: „Ich frage mich natürlich, was geworden wäre, wenn der Kontakt enger gewesen wäre, wenn ich mich auch mehr engagiert hätte. Aber mein Verhalten ihm gegenüber erwuchs immer einem Respekt ihm gegenüber.” Er habe zu sich selbst gesagt, dass sein Sohn anrufen würde, wenn er ihn anrufen wollen würde. „Ich bedrängte ihn nicht”, stellt Schwarz klar.
Bastian Schwarz: Johannes hat „sozialen Selbstmord” begangen
Bastian Schwarz würde seinen Sohn am liebsten besuchen, doch das wird wohl nicht möglich sein.. Er weiß aber, welche Worte er an seinen Sohn richten würde, wenn er jetzt vor ihm säße: „Ich würde ihm sagen wollen, dass er sich bitte ganz dringend psychologische Hilfe suchen und dass er ganz dringend einen Weg zu sich selbst finden soll, der es ihm ermöglicht, damit umzugehen, was er getan hat.”

Zum Schluss ergänzt er noch: „Ich glaube, dass Johannes den perfekten sozialen Selbstmord begangen hat. Er wird diese Geschichte nie wieder los. Er wird nie wieder in seinem Beruf arbeiten können, egal, wie lange er in Haft sitzen wird. Und er hat mit diesem sozialen Selbstmord nicht nur sich selbst vernichtet, sondern auch seine engsten Angehörige.”
Johannes M. ist womöglich einer der schlimmsten Serienmörder Deutschlands. Wie geht es seinem Vater mit diesem Gedanken? Er ist in psychologischer Betreuung, schildert Schwarz RTL und gibt zu:„Ich habe da auch teilweise Massen an Beruhigungsmitteln genommen, bis ich da erst mal klar denken konnte und die intensive Beschäftigung mit diesem Fall hat für mich auch einen therapeutischen Charakter.”
Verwendete Quellen: eigene RTL-Recherchen
































