Victoria spricht über ihr Leben mit der Krankheit

Jede zehnte Frau betroffen! Endometriose erkennen und richtig behandeln

Starke Schmerzen während der Periode oder beim Sex?
Diese Beschwerden können Anzeichen für Auswucherungen der Gebärmutterschleimhaut sein. Rund jede zehnte Frau ist davon betroffen und leidet an der unsichtbaren Krankheit Endometriose. Was genau dahintersteckt? Wir klären auf.
Erst nach einem Krankenhausaufenthalt erfährt Victoria, dass ihre Endometriose als Behinderung zählt. Welche Entlastungen das für ihren Alltag bedeutet, erfahrt ihr oben im Video.

Was genau ist Endometriose?

Der Name Endometriose ist abgeleitet von Endometrium, der medizinischen Bezeichnung für Gebärmutterschleimhaut. Diese Schleimhaut kleidet die Innenseite der Gebärmutter (Uterus) aus. Sie verändert sich im Laufe jedes Monatszyklus- kommt es zu einer Schwangerschaft, nistet sich das befruchtete Ei in der Schleimhaut ein. Erfolgt keine Befruchtung, wird das Endometrium größtenteils mit der Monatsblutung abgestoßen und neu gebildet.

Gebärmutterschleimhaut wuchert ungebremst

Bei einer Endometriose kommt es zu Wucherungen der Schleimhaut außerhalb der Gebärmutter. Solche Endometrioseherde können sich überall im Körper ansiedeln, am häufigsten jedoch auf den Haltebändern der Gebärmutter, den Eierstöcken, dem Bauchfell und im so genannten Douglasraum. Der Douglasraum liegt hinter dem Uterus und ist der tiefste Punkt in der Bauchhöhle. Auch Blase und Darm sind gelegentlich von Wucherungen betroffen.

In sehr seltenen, aber besonders schlimmen Fällen kann es zu Ablagerungen der Endometrioseherde am Zwerchfell oder in Narben kommen.

Wird gegen die Wucherungen nichts unternommen, breiten sie sich immer weiter aus. Die abgesiedelten Endometrioseherde reagieren fast genauso auf die monatlichen hormonellen Veränderungen wie die Schleimhaut in der Gebärmutter. Sie werden gebildet und abgebaut, auch sie bluten zyklisch.

Anders als beim Uterus kann das Blut jedoch nicht abfließen und es kann zu Zystenbildung in den Eierstöcken kommen. Diese werden wegen ihrer dunklen Farbe auch Schokoladen- oder Teerzysten genannt. Außerdem sind schmerzhafte Verwachsungen der Organe möglich.

Lese-Tipp: Wie Endometriose aussehen würde, wenn sie sichtbar wäre

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Im Video: Wie dieser Test Endometriose-Patientinnen helfen kann

Vielfältige Symptome der Endometriose

Folgende Symptome können auf eine Endometriose hinweisen:

  • Schmerzen kurz vor oder während der Periode, die so stark sind, dass regelmäßig Schmerzmittel gebraucht werden

  • Chronische Unterbauchschmerzen, die durch entzündliche Prozesse oder Verwachsungen ausgelöst werden

  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr

  • Schmerzen bei Wasserlassen und/oder beim Stuhlgang

  • Blut in Urin und/oder Stuhl

  • Unerfüllter Kinderwunsch

Thomas Römer vom Evangelischen Krankenhaus Köln-Weyertal und Chef des Endometriose-Zentrums rät: „Sobald jemand kurz vor oder während der Monatsblutung regelmäßig Schmerzmittel nehmen muss, sollte mit dem Gynäkologen über die Möglichkeit einer Endometriose gesprochen werden. Falls der Verdacht, erkrankt zu sein, tatsächlich besteht, sollte man nicht vor einer Bauchspiegelung zurückschrecken. Sie erfolgt unter Narkose und ist oft auch ambulant möglich.“

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Endometriose-Ursachen noch ungeklärt

Ursachen und Entstehungsprozesse der Endometriose sind bis heute nicht eindeutig geklärt. Im Wesentlichen werden zwei Theorien vertreten:

  • Implantations-Theorie: Diese These geht davon aus, dass Endometriumzellen zu anderen Körperstellen übersiedeln. Dieser Prozess erfolgt entweder durch Tiefenwachstum, also Eindringen der Schleimhaut in die Gebärmuttermuskulatur, oder durch Austreten des Menstruationsblutes in die Bauchhöhle hinein. Es wird auch über eine Verschleppung der Endometriumzellen über die Blutwege diskutiert.

  • Metaplasie-Theorie: Hierbei wird angenommen, dass die Endometriose durch Veränderungen bestimmter Zellen ausgelöst wird, die aus der gleichen Zelllinie kommen wie die Gebärmutterschleimhaut.

Beiden Erklärungsmodellen gemeinsam ist die Annahme, dass Endometriose nicht durch die Lebensweise oder durch Umwelteinflüsse begünstig wird.

Hauptrisikofaktor für das Entstehen ist die Menstruation selbst, da mit dem Bluten die Ablösung der Schleimhaut und Zelltransporte einhergehen.

Frauen, deren Regelblutung früh und deren Menopause spät einsetzen, sind stärker gefährdet. Frauen, die hormonell verhüten und die Periode dabei unterdrücken – beispielsweise mit der Antibabypille – haben ein geringeres Endometriose-Risiko.

In der Menopause bildet sich die Endometriose nahezu vollständig zurück.

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So lässt sich Endometriose behandeln

Endometriose ist eine chronische, aber therapierbare Erkrankung. Folgende Therapien sind derzeit möglich:

  • Operative Therapie: Mit der Bauchspiegelung, der Laparoskopie, wird zum einen der Befund gesichert, zum anderen werden die Endometrioseherde direkt entfernt. Durch winzige Schnitte in der Bauchdecke werden zunächst die Wucherungen oder Zysten mit der Kamera lokalisiert, dann werden sie – sofern sie operabel sind – entfernt.

  • Hormonelle Therapie: Sie wird zur Langzeitbehandlung leichterer Endometrioseverläufe sowie zu Behandlung nicht operabler Herde und zur Nachbehandlung eingesetzt. Indem durch Hormone die Blutung unterdrückt wird, sinkt das Risiko des Aufflackerns oder der Ausbreitung der Erkrankung.

  • Akupunktur: Akupunktur wird häufig zur Schmerzbehandlung eingesetzt.

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