Experte warnt vor Grippe-Gefahr für die KleinstenEs sterben auch „Kinder, die zuvor völlig gesund gewesen sind”

«Kinder- und Jugendärztinnen und Kinder- und Jugendärzte sind die Hausärzte junger Menschen», sagt Minister Hoch. «Deren wohnortnahe Versorgung ist von übergeordneter Bedeutung.» (Archivbild)
Wie gefährlich ist die Grippe für Kinder? (Symbolbild)
Christian Charisius/dpa
von Nicole Ide und Dylan Brandes

Wie können Kinder besser geschützt werden?
Zehntausende Kinder kommen jede Grippesaison ins Krankenhaus. Im schlimmsten Fall kann eine Infektion für die Kleinsten sogar tödlich enden. Experten beraten nun darüber, wie dies eingedämmt werden kann. Unter dem Motto „Klug entscheiden. Achtsam handeln” dreht sich beim größten deutschen Intensiv- und Notfallmedizinerkongress in Hamburg bis Freitag (5. Dezember) alles um Einsätze, die Leben retten.

Grippeimpfung für Kinder ab sechs Monaten?

„Die Influenza ist auch für Kinder eine gefährliche Erkrankung und nicht nur ein harmloser Schnupfen”, erklärt Prof. Dr. Florian Hoffmann, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), im RTL-Interview. Rund 30.000 Kinder kommen in Deutschland demnach jede Grippesaison ins Krankenhaus – ein Teil davon sogar auf die Intensivstation!

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„Es versterben auch Kinder an dieser Erkrankung – und es sind auch Kinder, die zuvor völlig gesund gewesen sind”, so Hoffmann, der auch Chefarzt an einer Kinderklinik ist. Bisher empfiehlt die STIKO nur allen Menschen ab 60 Jahren und Risikogruppen die Grippeimpfung. Die Divi wünscht sich jedoch auch für Kinder, die älter als sechs Monate sind, eine Impfempfehlung. „Denn eine Impfung kann vor allem vor diesen schweren Verläufen und den Todesfällen eben schützen”, ist der Mediziner überzeugt.

Damit in Zukunft die Behandlung aller Patienten auch jederzeit gewährleistet werden kann, steht bei Zusammenkommen der Experten auch ein weiteres Thema auf der Agenda.

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Notfallversorgung in Krisenzeiten

Denn Intensiv- und Notfallmedizin muss auch in Krisenzeiten, wie Kriegen und Katastrophen, handlungsfähig aufgestellt sein. Nach Angaben der Divi müssten bei einem Bündnis- oder Verteidigungsfall schätzungsweise etwa 1.000 Verwundete pro Tag in deutschen Kliniken und Praxen versorgt werden – 20 Prozent davon auf Intensivstationen. Eine Herausforderung.

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„Insgesamt wird Gesundheitsversorgung in einer derartigen krisen- oder katastrophenhaften Situation immer eine gesamtstaatliche und eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sein”, erklärt Dr. Johannes Backus, Generalstabsarzt bei der Bundeswehr. „Wir müssen natürlich auch gucken, dass wir Sanitätsmaterialketten, Antibiotikaketten oder Schmerzmittelketten sofort sicherstellen.” Experten diskutieren etwa darüber, wie im Ernstfall der Transport von Schwerverletzten oder die Verteilung auf geeignete Gesundheitseinrichtungen gelingen kann.

Neben Influenza bei Kindern und Medizin in Krisenzeiten geht es beim Intensiv- und Notfallmedizinerkongress in Hamburg unter anderem auch darum, wie sich die Luftrettung in Zukunft auf lebensrettende Einsätze in schwindelerregender Höhe einstellt und welche Rolle Künstliche Intelligenz in der Intensivmedizin spielen kann. Noch bis Freitag läuft das Treffen in der Hansestadt.