Wie sicher ist das Endlager für Atommüll?

Dirk Steffens führt uns durch den Schacht Konrad

von Aristotelis Zervos und Sarina Sprengelmeyer

Eigentlich war die Abschaltung aller deutschen Atomkraftwerke beschlossene Sache. Aber wegen der durch den Ukraine-Krieg hervorgerufenen Energiekrise wird eine Verlängerung der AKW-Laufzeiten immer wahrscheinlicher. Das bedeutet auch: noch mehr Atommüll. Und der muss irgendwo gelagert werden. Bislang gibt es in Deutschland nur Zwischenlager. Das erste Endlager für schwache und mittelradioaktive Abfälle ist noch im Bau. Aber wie sicher ist der Atommüll dort aufgehoben? Geo-Experte Dirk Steffens führt uns durch den Schacht Konrad in der Nähe von Salzgitter.

30 Kilometer Wegenetz im Schacht Konrad

Vom Bergwerk zur Lagerstätte für radioaktiven Müll. Wo früher Eisenerz gefördert wurde, baut die Bundesgesellschaft für Endlagerung mitten in Niedersachsen seit 2007 Deutschlands erstes nach Atomrecht genehmigte Endlager.

"Warum hier? Über mir ist eine wasserdichte Tonschicht, mehrere hundert Meter dick. Also es ist hier unten trocken und außerdem Erdbebenzone Null. Nach menschlichem Ermessen wird hier erstmal nichts passieren", erklärt Geo-Experte Dirk Steffens.

Um den kontaminierten Müll sicher zu lagern, wird der Schacht komplett saniert und zusätzlich mit einer Betonschicht ausgekleidet. Außerdem schaffen die Arbeiter unter Tage in rund 850 Metern Tiefe die nötige Infrastruktur. "Durch diesen Schacht wird der Atommüll dann später ins Bergwerk gebracht. Hier wird er verladen auf Fahrzeuge und dann in die Endlagerstätten transportiert. Kann ein langer Weg sein. Hier unten das Wegenetz: fast 30 Kilometer lang", zeigt Dirk Steffens im Video.

Es ist genug Platz, um schwachen und mittelstrahlenden Abfall aus allen deutschen Kernkraftwerken hierher zu bringen. Allerdings auch nur den. 303.000 Kubikmeter Atommüll werden hier unten einmal Platz haben. Der hochradioaktive Müll der Atomkraftwerke, dazu gehören etwa die ausgedienten Brennelemente – soll nicht im Schacht Konrad gelagert werden.

Nur ein Prozent der Strahlung kann eingelagert werden

Auf seine Eignung als Atommüllendlager wird der Schacht bereits seit 1976 untersucht, ungefähr genauso lang protestieren Anwohner und Atomkraftgegner gegen das geplante Lager. Gebracht hat es nichts.

930 Millionen Euro sind bis heute in Planung und Erkundung geflossen. 4,2 Milliarden Euro kostet der Bau des Endlagers. Bezahlt wird der zu zwei Dritteln von den Energieversorgungsunternehmen und zu einem Drittel vom deutschen Steuerzahler.

Doch das Atommüll-Problem löst auch das deutsche Endlager nicht. „Volumenmäßig können wir hier unten zwar ungefähr neunzig Prozent unsere Atomschrotts entsorgen, aber nur ein Prozent der Strahlung. Wohin wir mit dem Rest sollen, also mit dem wirklich gefährlichen Zeug, dafür gibt es bisher keinen Plan“, erklär Dirk Steffens.

2027 soll mit der Einlagerung im Schacht Konrad begonnen werden. Mehrere 100.000 Jahre, so die Hoffnung der Experten, soll der Atommüll hier sicher lagern können.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Mehr News-Videos aus den Bereichen Wirtschaft, Finanzen und Mobilität

Playlist 50 Videos

Folgen der Energiekrise - Deutschland vor dem Blackout?

Deutschland steckt in einer Energiekrise. Der Krieg in der Ukraine zwingt die Bundesregierung dazu, auf alternative Energiequellen auszuweichen. Dabei rücken auch nationale Ressourcen in den Fokus. Doch helfen heimisches Gas und Öl durch den Engpass? Die Dokumentation „Folgen der Energiekrise - Deutschland vor dem Blackout?“ auf RTL+ wirft einen Blick auf den Energiemarkt und lässt Experten zu Wort kommen. Sie bewerten u.a. den Umgang mit Kohle und Kernkraft und erklären, was den Ausbau von erneuerbaren Energien bremst.