Lambertz-Chef Hermann Bühlbecker
Krise wird den Menschen "nicht das Vergnügen an der Vorweihnachtszeit nehmen"
Hermann Bühlbecker ist nicht nur Inhaber der Aachener Printen- und Schokoladenfabrik Henry Lambertz GmbH & Co. KG. Er ist auch das Aushängeschild des Unternehmens. Die derzeitige Wirtschaftskrise bereitet dem Unternehmer Sorgen, auch Lambertz muss die Preise erhöhen, um die Kostensteigerungen abzufangen. Im Gespräch mit ntv-Wirtschaftschef Ulrich Reitz gibt sich der Lambertz-Chef zuversichtlich: Die Krise wird den Menschen nicht die Freude an der Vorweihnachtszeit nehmen.
"Wenn da kleinere Preiserhöhungen sind, wird das dem Verbraucher nicht die Freude an den Süßwaren nehmen"
Herr Bühlbecker, die Wirtschaft steuert auf eine Rezession zu. Sie leben vom Konsum. Der Konsum bricht ein. Wie sehr spüren Sie das?
Wir sind sehr besorgt, vor allen Dingen durch den Kosten-Tsunami, der auf uns zukommt. Wir sind durch Verpackungen tangiert, wir sind durch Logistik tangiert und am Ende des Tages trifft uns natürlich auch als Gebäckhersteller mit Gasöfen die Gaspreisentwicklung sehr stark.
Wie reagieren Sie? Erhöhen Sie die Preise?
Also wir sind einfach verpflichtet, aufgrund der Vielfalt der Preiserhöhung, die auf uns zukommen, die Preise zu erhöhen. Wir sind ständig im Gespräch mit dem Handel. Es geht nicht anders. Der Verbraucher wird sicherlich den einen oder anderen höheren Preis bezahlen müssen. Aber wir haben sehr günstige Preise, gerade bei den Lebkuchenprodukten. Und wenn da kleinere Preiserhöhungen sind, wird das dem Verbraucher nicht die Freude an den Süßwaren nehmen.
Um wie viel Prozent rechnen wir? Reden wir da?
Das ist ganz schwer zu sagen, weil der Handel ja sehr unterschiedlich kalkuliert und wir gar nicht genau sagen können, wie. Aber ich denke, Produkte, die 1,39 Euro kosten, kosten dann 1,59 Euro oder so. Es sind Preiserhöhungen, die wirklich noch im Rahmen sind und den Leuten nicht das Vergnügen für die Vorweihnachtszeit nehmen müssen.
Jetzt laufen ihre Backstraßen seit Sommer auf Hochtouren, weil sie Stollen und Gebäck backen für die Weihnachtszeit. Haben Sie die Sorge, dass die möglicherweise in Regalen liegen bleiben, weil die Menschen vielleicht doch nicht mehr so viel einkaufen?
Diese Frage ist sehr berechtigt. Wir stellen aber jetzt in den ersten Wochen der Saison fest, seit Anfang September sind die Produkte in den Märkten, dass die Leute nicht in ihrem Konsum einbrechen. Die glauben, dass diese Produkte zur Vorweihnachtszeit und zu ein bisschen Lebensglück gehören. Manches Bittere kann man vergessen machen mit etwas Süßem. Der Verkauf ist im Moment im Grunde ganz normal und wir können im Moment nur Verschiebungen feststellen. Etwas mehr Eigenmarke statt Marke.
Manche Marken haben ein Problem mit dem Einzelhandel, werden ausgemustert, weil sie es mit Preiserhöhungen zu sehr übertreiben. Können Sie das nachvollziehen?
Ich kann das nachvollziehen. Aber ich glaube, jeder muss seine eigene Kalkulation machen und jeder ist auch unterschiedlich betroffen. Wir als Backwaren sind nun durch die Rohstoffe und die Gas-Problematik besonders betroffen. Andere sind auch betroffen und jeder muss versuchen, seine Kostenerhöhung beim Handel deutlich zu machen. Der Handel ist sehr kritisch heute. Der will wirklich nur den Verbraucher so wenig wie möglich auch mit Preiserhöhungen belasten, so dass im Grunde alle im Moment kämpfen, doch die Preise nicht so zu erhöhen, wie wir sie eigentlich erhöhen müssen. Jeder trägt irgendwo was in seiner eigenen Wirtschaftskette, um die Produkte nicht zu teuer werden zu lassen, wie sie eigentlich sein müssten. (aze)
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