Mutterkonzern EnBW macht Milliardengewinne
Gasimporteur VNG beantragt Staatshilfe

Der angeschlagene ostdeutsche Gaskonzern VNG braucht wegen der explodierenden Energiepreise Hilfe vom Staat. Der Gasimporteur ist ein Tochterunternehmen des Energieriesen EnBW, der Milliardengewinne erzielt.
EnBW macht Milliardengewinne
Das Unternehmen werde noch im Laufe des Tages beim Bundeswirtschaftsministerium einen Antrag auf Stabilisierungsmaßnahmen stellen, teilte der Mutterkonzern EnBW am Freitag mit. „Die Maßnahmen zielen darauf ab, das derzeitige Auflaufen erheblicher Verluste aus der Ersatzbeschaffung von Erdgas aufzufangen und eine Fortführung der Geschäftstätigkeit zu ermöglichen."
Aufgrund von nicht erfüllten Lieferverpflichtungen von Vorlieferanten müssten Gasmengen zu erheblich höheren Preisen an den Energiemärkten beschafft werden, um die Kunden der VNG weiter zu deutlich niedrigeren Preisen verlässlich beliefern zu können. Beide Effekte hätten sich seit August nochmals deutlich verschärft, wodurch bei der VNG AG „erhebliche“ Verluste auflaufen.
VNG gehört zu den großen deutschen Gasimporteuren und ist eine Tochter des Karlsruher Energiekonzerns EnBW, der wegen der hohen Energiepreise derzeit gute Gewinnen macht.
Davon profitiere VNG nach Angaben von VNG-Vorstandschef Ulf Heitmüller allerdings nicht. EnBW sei zwar Mehrheitsaktionär, aber 25 Prozent der VNG-Anteile seien im kommunalen Besitz. „Ganz überwiegend sind das ostdeutsche Kommunen“, erklärte Heitmüller dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Ich kann nicht einfach in Karlsruhe anrufen und sagen: Überweist mir mal eine Milliarde oder mehr. Wenn, ginge das nur über eine Kapitalerhöhung, und dann müssten unsere kommunalen Eigner ebenfalls eine Menge Geld in die Hand nehmen, wenn der Anteil Ostdeutschlands an der VNG nicht verwässert werden soll.“
Gasbeschaffung zu höheren Preisen
Wegen der ausbleibenden russischen Gaslieferungen muss VNG nun zu wesentlich höheren Preisen Ersatz beschaffen - laut Heitmann für einen niedrigen bis mittleren zweistelligen Millionenbetrag täglich. „Kein Unternehmen kann einen solchen Kapitalabfluss auf Dauer durchhalten.“ Das Unternehmen rechnet mit einem niedrigen einstelligen Milliardenbetrag aus der Gasumlage.
Die Gasumlage war in die Kritik geraten, weil auch Firmen profitieren könnten, denen es wirtschaftlich gut geht. Nun soll nachgebessert werden. Geld bekommen sollen zum Beispiel nur Firmen, die keine Boni und keine Dividenden auszahlen.
Dazu dagte Heitmann: „VNG wird in diesem Jahr einen dramatischen Verlust schreiben, mit Sicherheit im dreistelligen Millionenbereich. Bei einer derartigen Zielverfehlung hat sich die Frage der Boni auf Vorstandsebene ohnehin erledigt.“
Die VNG ist nach Angaben von EnBW systemrelevant für die Versorgungssicherheit in Deutschland und spielt gerade in Sachsen und Ostdeutschland eine bedeutende Rolle. Die VNG-Gruppe versorgt demnach rund 400 Stadtwerke und Industriebetriebe mit Gas. (dpa/rts/aze)
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