Hohe Kosten auch 2025

Warum Gasheizungsbesitzer jetzt schlechte Karten haben

 Ein Gaszähler in einem Keller zeigt den Gasverbrauch für die Heizung und Warmwasser im Haushalt an. Deutschland gehört weltweit zu den Ländern, die am meisten Gas zum Heizen nutzen. Themenbild, Symbolbild 04.02.2022 Foto:xC.xHardtx/xFuturexImage
Die Preisentwicklung beim Heizen kennt gefühlt eigentlich nur eine Richtung: nach oben. Und so könnte es auch 2025 weitergehen.
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Wie heizen wir 2025?
Knapp die Hälfte der Privathaushalte in Deutschland heizt mit Erdgas. Wie wird es im neuen Jahr weitergehen? Ist es sinnvoll, weiter auf Gas zu setzen? Wie werden sich die Preise entwickeln? Klar ist, dass künftig sehr viele Faktoren den Gaspreis beeinflussen. Hier ein Überblick, was auf die Verbraucher zukommt und was es beim Gas zu beachten gibt.

Weil mehr Menschen auf alternative Heizarten umsteigen, wird es für den Rest teurer

Die Preisentwicklung beim Heizen kennt gefühlt eigentlich nur eine Richtung: nach oben. Und das hat nicht nur mit den Weltmarktpreisen für Erdgas zu tun, sondern mit vielen weiteren Faktoren.

2025 werden zum Beispiel die Netznutzungsentgelte steigen. Der fossile Brennstoff muss beschafft, eingespeist und durch Leitungen zum Verbraucher transportiert werden. Die dafür erforderliche Anlagen müssen funktionieren, die Bereitstellung wird teurer werden.

Denn: Damit das Gas fließen kann, bedarf es einer funktionierenden Infrastruktur. Die lassen sich die Versorger von den Verbrauchern bezahlen. Die Verbraucherzentralen gehen davon aus, dass eine Beispielfamilie, die 20.000 Kilowattstunden (kWh) im Jahr verbraucht, etwa 80 bis 100 Euro Mehrkosten tragen wird, weil die Gasnetzentgelte um 21 bis 27 Prozent steigen werden.

Dieser Trend wird sich in Zukunft fortsetzen. Denn je mehr Menschen auf Wärmepumpen und andere alternative Heizarten umsteigen, umso weniger Bürger nutzen das Gasnetz. Das heißt, die Kosten werden durch immer weniger Verbraucher geteilt.

Thomas Engelke, Leiter des Teams Energie und Bauen bei der Verbraucherzentrale Bundesverband ist sicher, „dass die Gasnetze perspektivisch kleiner und oder stillgelegt werden”. Und für Privatverbraucher „ist eine relevante Versorgung mit Wasserstoff weder wirtschaftlich noch praktikabel umsetzbar”.

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Städte wie Mannheim haben schon angekündigt, ihr Gasnetz komplett stilllegen zu wollen. Auch Augsburg ist sich des Problems bewusst: „Die Wirtschaftlichkeit der Gasnetze bei zurückgehender Bedeutung ist die zentrale Herausforderung für die Stadtwerke, um hohe Beiträge für die Kunden zu vermeiden”, sagte Jürgen Fergg, Pressesprecher der Stadtwerke Augsburg.

Es ist also durchaus möglich, dass in vielen Städten bald gar nicht mehr mit Gas per Leitungsanschluss geheizt werden kann. Das aktuelle Gebäudeenergiegesetz (GEG) sieht vor, dass ab Ende 2044 keine Öl- und Gasheizungen mehr betrieben werden dürfen.

Gasspeicherumlage, Zertifikate für Klimaziele und Co.: Auch hier steigen die Preise!

Neben den Netzentgelten steigt auch die Gasspeicherumlage. Laut Verbraucherzentrale erhöht sich die Umlage für die Familie, die 20.000 Kilowattstunden verbraucht, allein dadurch um 12 Euro. Dazu klettert 2025 der Preis für eine Tonne Kohlendioxid (CO2) von derzeit 45 auf 55 Euro. Das macht pro Beispielfamilie Mehrkosten von 43 Euro.

Insgesamt müssen Verbraucher in dieser Größenordnung also etwa 150 Euro mehr bezahlen, ohne dass hier der Gaspreis schon in der Rechnung auftauchen würde.

Aber das ist noch lange nicht alles. Denn schon ab 2027, spätestens aber ab 2028 wird der europäische Emissionshandel für Gebäude und Verkehr – kurz ETS2 genannt – an den Start gebracht. Mit diesem Zertifikatesystem will die EU ihre Klimaziele erreichen. Die Rechnung ist einfach: Wer CO2 in die Atmosphäre bläst, muss dafür Zertifikate kaufen. Das macht fossile Energien teurer und ineffizient. Mit dem ETS2 sollen also grüne Energien besser verfügbar und vor allem billiger als fossile Energien gemacht werden.

Vor wenigen Tagen gab die EU-Kommission die Anzahl der Zertifikate bekannt, die auf dem Markt landen sollen. Experten gehen davon aus, dass der CO2-Preis pro Tonne dann ein Niveau von mindestens 200, vielleicht sogar 300 Euro erreichen wird. Das hätte harte Konsequenzen zur Folge. Grob geschätzt bedeutet dies etwa 50 bis 70 Cent netto mehr pro Liter Benzin sowie etwa 4 bis 6 Cent netto mehr pro Kilowattstunde Gas. Das sind 30 bis 50 Prozent höhere Kosten als jetzt. Das könnte in ärmeren Bevölkerungsgruppen zu Energiearmut führen.

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„Die bisherigen Studien konzentrieren sich vor allem auf das Zieljahr 2030 und haben eine erhebliche Streuung in den Preisen”, erklärt Wilfried Rickels, vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel. „Allerdings liegen alle Studien deutlich über 45 Euro pro Tonne CO2, sondern eher bei Preisen zwischen 200 und 300 Euro”.

Sein Kollege Matthias Kalkuhl, Professor für Klimawandel, Entwicklung und Wirtschaftswachstum an der Uni Potsdam, glaubt, dass der Staat bei solchen Entwicklungen eingreifen könne, um die Preise niedriger zu halten. „Durch hohe Förderprogramme, striktere Standards oder ordnungsrechtliche Vorgaben könnten auch niedrige Preise resultieren. Bleiben diese aus, sind Preise von 200 Euro oder auch mehr prinzipiell vorstellbar.”

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Kommt ein Heizungs-Umstieg für mich infrage? Das können Verbraucher tun

Wer weiter an Gas festhalten möchte, sollte wissen, dass ab 2029 nach dem jetzt geltenden GEG Schritt für Schritt mehr erneuerbare Energieträger in die Heizung eingespeist werden müssen. Zunächst sind das nur 15 Prozent, ab 2035 aber schon 30 Prozent und 2040 dann 60 Prozent. Bei Gasheizungen wird das in erster Linie Biogas sein. Nur: Es ist derzeit nicht klar, wie Deutschland diesen steigenden Bedarf an Biogas decken kann. Eine komplette Abdeckung ist auf Basis der jetzigen Verfügbarkeit ausgeschlossen. Es ist also zu erwarten, dass auch der Preis für Biogas stark steigen wird und dass große Anbauflächen für die Produktion von Biogas genutzt werden müssen. Beides stellt ein Problem dar.

Vom CO2-Preis ausgenommen sind klimafreundlichere Alternativen wie Pellets, Hackschnitzel und Wärmepumpen. Die derzeit günstigste Variante zu heizen ist mit einer Pellet-Heizung. Dies fand das „Handelsblatt” in einer Marktuntersuchung gemeinsam mit der Verbraucherzentrale NRW heraus. Auf Platz zwei kam die Wärmepumpe, auf Rang drei das Heizöl und am teuersten war das Gas. Fernwärme wurde wegen der großen regionalen Preisschwankungen in dem Rechenbeispiel außen vor gelassen. Es lohnt sich also tatsächlich über einen Umstieg nachzudenken. Die Förderungen des Staates sind derzeit sehr großzügig. Bis zu 70 Prozent der Kosten für die Umrüstung auf eine Wärmepumpe beispielsweise sind förderfähig.

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Bis es so weit ist, helfen auch kleine Maßnahmen nach dem Motto „Kleinvieh macht auch Mist”. Ein Grad weniger in der Wohnung spart etwa sieben Prozent Heizkosten. Vielleicht gibt es ja auch Räume, die kein starkes Beheizen verlangen – auch das spart Geld. Fenster und Türen abdichten hilft, ein Vorhang hält die Wärme besser im Raum und vor den Heizkörpern sollten keine Möbel stehen.

Und nicht zuletzt hilft uns ja auch das Wetter. Denn in Zeiten der Erderwärmung sind strenge Winter eher selten. Ein kalter Winter wie 2010 würde die Heizkosten nämlich um rund 20 Prozent ansteigen lassen. Über kurz oder lang führt an einer neuen Heizung allerdings kein Weg vorbei.

Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst bei n-tv.de.