Nach Klinik-Katastrophe in Hamburg – Familie bangte um Christa (89)
„Ich muss wissen, ob es meiner Oma gut geht”

Es ist eine dieser Nächte, die man nie vergisst.
Ein Brand im Marienkrankenhaus im Hamburger Stadtteil Hohenfelde reißt drei Menschen in den Tod, Dutzende werden verletzt. Angehörige bangen stundenlang um das Leben ihrer Liebsten. Andreas Geß (65) und seine Tochter Jaqueline Marquardt (39) sind unter ihnen. Oma Christa (89) liegt seit drei Wochen auf der geriatrischen Station. Genau dort, wo das Feuer ausbrach. Was folgt, sind bange Stunden.
Bangen um Oma Christa (89) auf der Geriatrie-Station
„Das Aufwachen war soweit noch okay”, erinnert sich Andreas Geß im Gespräch mit RTL. „Bis der Anruf von meiner Tochter kam, die das als erstes gelesen hatte, dass im Marienkrankenhaus ein Feuer ausgebrochen sei und dort drei Tote und viele Schwerverletzte eben halt waren. Und ja, da war der Schreck groß.”
Sofort machen sie sich auf den Weg. „Wir konnten nicht zu ihr”, so Geß, „aber wir konnten dann übers Telefon mit meiner Mutter sprechen und glücklicherweise ist sie auf der anderen Seite des Krankenhaustraktes nicht betroffen gewesen.”
Ausgeliefert im Bett im Hamburger Krankenhaus
Auch Enkelin Jaqueline durchlebte ein totales Gefühlschaos. „Ich wurde von meinem Mann geweckt und es hieß nur: Das Marienkrankenhaus hat gebrannt und die Station von meiner Oma.” In ihrer Stimme liegt noch immer der Schock. „Ich konnte das zuerst überhaupt nicht einordnen. Hat man irgendwie in den Medien gesucht und versucht, Informationen zu bekommen. Da hat man gesehen, das sind diese gelben Zimmer, die sind relativ prägnant. Da habe ich gedacht, okay, jetzt ist meine Oma wirklich betroffen und dann versucht irgendwie über über Telefon noch Informationen zu bekommen. Auch hier war es etwas schwierig und dann habe ich nur gesagt okay, wir müssen einfach hinfahren. Ich muss wissen, ob es meiner Oma gut geht.”
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Die Zeit der Ungewissheit quält Andreas Geß und macht ihm zu schaffen. „Natürlich, weil in dem Moment, wenn man die Situation so einschätzen kann, ja keiner in der Lage ist, eigenständig sich vor den Flammen zu retten. (...) Eigenständig hätten sie nicht weggehen können.” Christa und ihre Zimmernachbarinnen wären dem Feuer ausgeliefert gewesen. „Das war eigentlich das, was bei mir auch absolute Emotionen ausgelöst hat.”
Jaqueline berichtet weiter: „Meine Oma ist ja auch stark schwerhörig. Wenn sie ihre Hörgeräte nicht drin hat, dann kriegt sie gar nichts mit. Sie hat auch am Telefon gesagt, sie hat nichts mitbekommen. (...) Sie hat die Information bekommen, dass wir vor dem Krankenhaus stehen und dass wir nicht zu ihr können. Und sie hat das am Telefon auch gar nicht verstanden.”
Brandursache unklar – Ermittler rekonstruieren in 3D

Während draußen Angehörige warten, laufen drinnen die Ermittlungen. Das Feuer war im Erdgeschoss der Geriatrie-Station ausgebrochen, einem Bereich für ältere, oft bettlägerige Menschen. Die Rauchentwicklung war heftig, für manche sogar tödlich.
Laut Polizei handelt es sich bei den drei Todesopfern um Männer im Alter von 84, 85 und 87 Jahren. Insgesamt erleiden 34 Menschen Verletzungen, drei davon lebensgefährlich. Weil die meisten immobil waren, hatten sie keine Chance vor Flammen und Rauch zu fliehen.
Die Brandermittler des Landeskriminalamts untersuchen derzeit den Brandherd. Auch ein 3D-Scanner kommt zum Einsatz, um die Ausbreitung des Feuers zu rekonstruieren.

Für Andreas Geß und seine Tochter Jaqueline endet dieser Tag mit Erleichterung, aber auch mit dem Wissen, wie nah das Unvorstellbare war. Drei andere Familien hatten nicht dieses Glück.