Tiktok statt echter Gespräche. Sowas soll in Niedersachsens Schulen bald der Vergangenheit angehören zumindest für die kleinen Dafür hat Kultusministerin Julia Willie Hamburg gemeinsam mit Hamburgs Bildungssenatorin neue Empfehlungen vorgestellt – eine Handreichung für Schulen, wie sie künftig mit Smartphones und Smartwatches umgehen sollen.
„Wir sagen, dass alle Schulen in Niedersachsen und Hamburg Regelungen zur Handynutzung an den Schulen haben müssen und diese gemeinsam mit Eltern, Schülerinnen und Schülern und Lehrkräften entwickeln sollen. Und darüber hinaus geben wir klare Empfehlungen, was gesund ist für Kinder. In welchem Alter, also in der Grundschule brauchen Kinder kein Handy. Das ist ungesund. Und in den weiterführenden Schulen muss irgendwann Handynutzung auch gelernt und gelehrt werden."
Keine harten Regeln, sondern Orientierung – das ist der Plan der Politik.
Mehr Härte fordert eine Initiative aus Zivilgesellschaft und Wirtschaft in Niedersachsen. Frank Fischer ist Oberarzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Auch er fordert ein klares Handyverbot an Schulen.
„Ich befürworte das, weil wir wahrnehmen, dass auch Erwachsene in der Erziehung mit ihren Kindern, was Handykonsum angeht, was Medienkonsum angeht, was die Begrenzung von diesem Konsum angeht, überfordert sind."
Der Kinderarzt sieht den Einfluss der Smartphones jeden Tag – auch auf dem Pausenhof.
„Wenn ich ein Handy verbot nicht mache und ich sozusagen nicht hinschaue, haben die Kinder und Jugendlichen alle ein Handy in der Hand in der Pause. Das heißt aber sofort und das ist ganz einfach messbar, dass die Gespräche verschwinden. Also das Handy absorbiert das Miteinander der Kinder, das untereinander auf dem Pausenhof."
Doch Schülervertreter finden: Mit Verboten lässt sich das Problem nicht lösen.
„Wenn man Handys in der Schule verbietet, dann gibt es immer noch ein nach der Schule, wo die Handys trotzdem da sind. Und dann werden Schülerinnen und Schüler einfach total allein gelassen mit diesem riesigen Ding, dieses Smartphone, was man eigentlich gar nicht so richtig versteht, wo so viel passieren kann, wo auch viele Gefahren drin sind. Und wenn man darüber nicht spricht, wenn man nicht über Medienkompetenz spricht in den Schulen, sondern das alles so nach Hause verschiebt, dann kann es einfach nicht funktioniert."
Lernen, wie man mit dem Smartphone richtig umgeht – statt es zu verbieten.
Genau das will auch die neue Handreichung des Kultusministeriums:
Schulen sollen selbst entscheiden, wann das Handy im Unterricht hilft – und wann es einfach nur stört.
„Die allermeisten Schulen in Niedersachsen haben schon längst Regelungen und können diese jetzt noch einmal abgleichen, gucken, ob sie rechtssicher sind, können sich noch mal auch vielleicht Inspirationen dafür geben lassen, sie zu überarbeiten."
Und doch: mehr als ein Viertel der Jugendlichen in Deutschland ist handysuchtgefährdet. Da die perfekte Regelung zu finden, ist schwer. Trotzdem zeigt sich der Landeselternrat zufrieden.
„Es ist ein Raum zwischen Teilhabe und Abhängigkeit und da einen Weg zu finden, dass wir da alle gesund rausgehen und unseren Kindern und Jugendlichen etwas mitgeben, dass sie mit diesen Medien gut umgehen können, und zu ihrem Positiven nutzen, Das ist ganz ganz wichtig."
Was also hilft gegen Dauer-Scrollen, Gruppendruck und Handysucht – Verbote oder Vertrauen?
Die neuen Regeln geben Orientierung.
Ob sie den Streit ums Smartphone wirklich beenden, wird sich auf dem Pausenhof zeigen.