"Ich möchte mich endlich mal wieder verlieben!"

Im Rollstuhl mit Volldampf Richtung Liebe: MS-erkrankte Jasmin H. (45) sucht ihren Traummann

Jasmin H. sucht die große Liebe
Jasmin H. ist 45 Jahre alt, hat sich lange als alleinerziehende Mutter um ihren Sohn gekümmert und jetzt wird es Zeit für die große Liebe!
Jasmin H. / privat

von Vera Dünnwald

Jahrelang kümmert sich Jasmin H. aufopferungsvoll um ihren Sohn, geht voll und ganz in ihrer Rolle als Mutter auf. Doch jetzt ist für die 45-jährige Powerfrau klar: Ein Mann muss her! Sie ist auf der Suche nach der großen Liebe. Doch das ist gar nicht so leicht. Uns hat die an Multiple Sklerose erkrankte Frau, die im Alltag meist auf einen Rollstuhl angewiesen ist, von ihren Dating-Fails erzählt und verraten, wie ihr Traummann sein muss.

Multiple-Sklerose-Diagnose mit nur 18 Jahren: Jasmin H.s Leben verändert sich

Schon früh, im Alter von 18 Jahren, erhält Jasmin H. aus Böblingen bei Stuttgart eine Diagnose, die ihr Leben verändert: Sie hat Multiple Sklerose. „Als ich noch zur Schule gegangen bin, hatte ich plötzlich eine Sehnervenentzündung, quasi als ersten Schub. So fängt das häufig an. Ich war beim Augenarzt, der den Verdacht auf MS legte“, erzählt sie im RTL-Interview. Ein Jahr später, nachdem sie ihren zweiten Schub hat und ihren Arm nicht mehr bewegen kann, sucht sie einen Neurologen auf, der die Diagnose bestätigt.

„Das war schon komisch. Aber soweit ging es mir eigentlich gut. Ich bin nach dem Abitur erstmal nach Israel gereist und hatte dort eine tolle Zeit. Zu dem Zeitpunkt konnte ich noch zwei Stunden am Stück in der Disko tanzen, ohne dass es mir viel ausgemacht hat, ich bin viel umhergelaufen – ohne Ermüdung, wie jeder andere Mensch auch. Von der Krankheit war nichts zu spüren“, sagt sie.

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H. kehrt zurück nach Baden-Württemberg und beginnt ihr Studium: „Ich habe Germanistik und Theologie studiert und mein Staatsexamen gemacht. Eigentlich bin ich Lehrerin fürs Gymnasium. Aber dort habe ich nie gearbeitet, weil es ein Stressjob ist. Und das ist leider schlecht für meine MS.“ Die 45-Jährige erzählt: „Danach habe ich bei einem Verlag gearbeitet und Praktika gemacht, da ich Lektorin werden wollte – aber irgendwie wurde mir klar, dass ich ja eigentlich auch noch gerne Mama wäre.“

Mit ihrem damaligen Partner entscheidet sie sich dazu, ein Kind zu kriegen. Doch das Schicksal meint es zunächst nicht gut mit H.

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„Zu der Zeit hatte ich ungefähr einen Schub pro Jahr. Es war egal, ob und welche Medikamente ich genommen habe. Eigentlich ging das lange gut, bis ich schwanger wurde“, erzählt sie.

Denn: „Bei aufwühlenden, großen Ereignissen wird es mit der MS schwierig und stressig. Ich hatte zunächst eine Fehlgeburt. Mein Kind hat es nur bis zur 22. Schwangerschaftswoche geschafft, bei der Geburt erstickte es, weil es noch keine ausgebildeten Lungen hatte und dementsprechend nicht atmen konnte. Das war furchtbar.“ Ihr Sohn Tim, der mittlerweile zwölf Jahre alt ist, macht ihr Mutterglück am Ende doch noch perfekt: Jasmin H. wird mit 33 Jahren Mutter, kümmert sich seitdem liebevoll um ihr Kind – meist sogar alleine, da sie seit 2016 vom Vater des Kindes getrennt lebt. „Wir waren sieben Jahre zusammen, haben heute aber eher wenig Kontakt zueinander.“

Mit Kind ist sie immer viel ausgelastet, doch nun, mit 45 Jahren, macht sich immer mehr Einsamkeit breit: „Ich hätte gerne mal wieder einen Partner an meiner Seite“, sagt sie. „Ja, ich habe seit 27 Jahren MS und ich habe einen Rollstuhl. Aber ich kann noch gehen. Zu Hause zum Beispiel mache ich alles zu Fuß, draußen nehme ich meinen Rollator mit und über längere Strecken meinen Rollstuhl.

Im Herbst 2022 wagt sie schließlich den großen Sprung in die Welt des Online-Datings – und erfährt schnell Ernüchterung. „Zuerst habe ich mich auf einem Dating-Portal für Menschen mit Behinderung angemeldet. Ich dachte, da finde ich vielleicht auch jemanden, der im Rollstuhl sitzt. Ich dachte vielleicht versteht man sich dann besser. Doch es gab fast keine Leute in der Nähe, viele wohnten einfach zu weit weg.“

Doch es kommt noch schlimmer.

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Jasmin H. mit ihrem Sohn Tim.
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Jasmin H. / privat

Ernüchternde Erfahrungen: Viele Männer wollen von Jasmin H. nur Sex - "am liebsten beim ersten Treffen"

Jasmin H. macht schnell eher unschöne Erfahrung: „Ich bekam das Gefühl, dass sich dort ziemlich viele Perverse tummelten, die es erregend fanden, mit einer behinderten Frau ins Bett zu steigen. So als ob sie einen Fetisch für Menschen mit Behinderung hätten.“

Auch auf anderen Plattformen macht sie ähnliche Erfahrungen. Viele Männer wollen von der alleinerziehenden Mutter nur eines: Sex. „Am liebsten direkt beim ersten Treffen. Einigen gab ich eine Chance und ich traf mich zunächst mit ihnen im Café, aber dann wollten sie meist schnell mit zu mir nach Hause. Ich war da auch ein bisschen naiv am Anfang.“

Sie geht trotzdem auf Dates, probiert es immer wieder und hat Spaß dabei: „Mit einem habe ich mich irgendwann getroffen und wir hatten Sex. Der Mann hat mir einfach gut gefallen und ich dachte mir: ‘Warum nicht?’ Aber irgendwann hat er sich einfach nicht mehr bei mir gemeldet. Erst fünf Wochen später bekam ich eine anzügliche Nachricht von ihm.“

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Ihre Vermutung? „Kaum ein Mann möchte eine Frau mit Rollstuhl als Partnerin. Mir ist schon öfter aufgefallen, dass Rollstuhlfahrer oft eine Frau an ihrer Seite haben. Aber andersrum sehe ich das irgendwie kaum. Oder die Männer wollen nur das Eine. Selbst als ich auf einer christlichen Singlebörse angemeldet war, habe ich Penis-Bilder geschickt bekommen.

Letztendlich lernt sie jemanden kennen, mit dem es ernster werden könnte: „Wir hatten sehr gute Gespräche und uns bis in die Nacht unterhalten. Er hat sich für mich und meine Hobbys interessiert und es war wirklich nett und auch gar nicht zu sehr sexueller Natur. Bis er dann zu mir kam – und meinen Rollstuhl im Flur gesehen hat. Glaube ich zumindest. Denn plötzlich hieß es seinerseits nur, er habe den Eindruck, man würde sich ja gar nicht gut verstehen. Das kam total aus dem Nichts.“ Dass es wieder nicht geklappt hat, bedauert die 45-Jährige bis heute. Vor allem, weil sich der potenzielle Partner nie wieder bei ihr gemeldet habe.

"Ich möchte mich endlich mal wieder verlieben!": DAS muss ihr Traummann mitbringen

Jasmin H. sucht ihren Traummann.
Jasmin H. ist auf der Suche nach ihrem Traummann. Und der muss eigentlich gar nicht viel mitbringen. Sie selbst ist eher ruhig und liest zum Beispiel gerne.
Jasmin H. / privat

Trotzdem gibt sie die Suche nach ihrem Traummann nicht auf. „Ich bin gar nicht so anspruchsvoll. Beruf, Aussehen – das spielt keine Rolle. Ich möchte einfach nur einen netten Mann an meiner Seite, der mich und auch meinen Sohn gut behandelt.“ Jasmin H. sagt, dass es total egal ist, ob ihr zukünftiger Partner eine Behinderung hat oder nicht. „Es muss einfach passen. Wenn ich mir aber zwei Dinge wünschen könnte, wäre es einmal, dass er Auto fahren kann, weil ich lange Strecken meist nicht schaffe und es bestimmt cool wäre, Ausflüge zu machen. Und es wäre toll, wenn er sich mit Lampen, Computern oder anderen Dingen im Haushalt auskennt, Sachen reparieren kann. Denn das kann ich wirklich gar nicht.“

Sich selbst beschreibt Jasmin H. als introvertiert und eher devot. „Ich habe das Gefühl, dass ich aufgrund meiner selbstbewussten Art oft dominant wirke. Aber das bin ich gar nicht. Ich male gerne und lese viel und höre gerne zu.“ Genau aus diesem Grund würde ihr gefallen, wenn ihr Mann „viel reden kann“. „Auch wenn ich eher ruhig bin, lasse ich mich gerne mitreißen. Dann mache ich eigentlich fast alles mit.“

Ihre Krankheit hat die 45-jährige Mutter ebenfalls im Griff: „Durch ein neues Medikament bin ich viel stabiler. Ich bekomme jetzt nur noch alle paar Jahre einen Schub. Es geht mir gut und jetzt möchte ich mich endlich mal wieder verlieben.“

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