Annalees (34) Familie von Hamas-Terroristen verschleppt

Familie im Gruppen-Chat: „Sie brennen das Haus nieder, wir ersticken“ – dann bricht der Kontakt ab

von Jürgen Weichert und Konrad Rampelt

Die Hamas-Terroristen kidnappten ZEHN Familienmitglieder!
Im barbarischen Stile des Islamischen Staats überfällt das Terrorkommando der Hamas auch den Kibbuz Be‘eri. Mehr als 100 Bewohner werden ermordet, zahlreiche Menschen in den Gazastreifen verschleppt. Auch zehn Angehörige von Annalee Milsteins Familie werden seither vermisst. Im RTL-Interview erzählt die 34-Jährige von einem ersten Kontakt zu den islamistischen Entführern – und hat eine Forderung an die Bundesregierung – im Video.
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Psychotherapeutin Annalee setzt auch große Hoffnungen in Deutschland.
Psychotherapeutin Annalee (34) setzt auch große Hoffnungen in Deutschland.
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Annalee Milsteins Familie verschanzt sich in Panik-Raum - dann bricht der Kontakt ab

Das Kibbuz Be'eri, gerade mal fünf Kilometer von der Gaza-Grenze entfernt, hat es besonders schlimm erwischt. Mehr als 70 Hamas-Terroristen stürmen die Siedlung, töten und entführen jeden, der sich nicht in Sicherheit bringen kann. Als die Hamas den Kibbuz überfällt, kann sich die Familie zunächst in einen Panik-Raum, eine Art Bunker, retten. Dann bricht die Hölle über sie hinein.

Annalee Milstein: „Es ist halb sechs Uhr morgens. Die Raketen starteten. Und dann hörten sie, dass es nicht nur Raketen sind, sondern auch Schüsse. Sie merkten, dass sie den Kibbuz betraten.“

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Annalee ist zu diesem Zeitpunkt im Urlaub, schließlich ist der Feiertag Simchat Tora, dem letzten einer ganzen Reihe von Festen. Doch über eine gemeinsame Whatsapp-Gruppe bekommt sie genau mit, was ihre Liebsten erleben müssten. „Sie sagten, sie schießen auf die Tür, sie brennen das Haus nieder. Wir ersticken. Wir können nicht atmen“, erinnert sich Annalee. Dann bricht der Kontakt ab. Es ist der blanke Horror für die Familie.

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Handy-Kontakt über Funkmast in Gaza

Annalee macht sich um ihre Schwiegereltern Avshalom und Shoshan große Sorgen. Vermisst sind auch Schwägerin Adi sowie ihr Mann Tal und deren Kinder Yahel (3) und Naveh (8). Dann ist da noch Tante Sharon und ihre zwölfjährige Tochter Noam, sowie Tante Lilach und ihr Mann Eviatar. „Aber ihr Mann ist sehr, sehr krank. Und er braucht Medikamente. Er braucht Hilfe. Er hat eine Pflegekraft, die ihm im Alltag hilft. Er kommt nicht alleine zurecht“, berichtet Annalee, „wir machen uns große Sorgen um alle.“

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Ein Freund ihres Schwiegervaters versuchte diesen am Samstag etliche Male anzurufen. Annalee: „Irgendwann ging jemand mit schlechtem Hebräisch und arabischem Akzent ans Telefon und er sagte dem Freund am Telefon die Worte ‘entführt’.“ Annalee und ihr Mann wissen mittlerweile auch, dass sich das Handy in einer Funkzelle im Gazastreifen eingeloggt hat.

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Letzte Hoffnung Deutschland?

Jetzt sei die Bundesregierung in der Pflicht, sagt Annalee Milstein. Denn vier Familienmitglieder seien auch deutsche Staatsbürger. „Mein Schwiegervater ist ein Holocaust-Überlebender. Er kam aus Deutschland. Er ist auch der Gründer des Kibbuz“, erzählt Annalee. Er sei ein Teil von Deutschland „und das erste, was jetzt getan werden muss, ist zu verlangen, dass sich die Hamas mit dem Roten Kreuz trifft“, fordert sie. Es sei unbedingt notwendig zu wissen, dass alle zehn noch am Leben sind.

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Annalee hofft auf Deutschland, hofft auch auf Außenministerin Baerbock. Die reiste am Freitag nach Israel – und forderte die Hamas auf, die von ihr aus Israel entführten Geiseln freizulassen. „Lassen Sie diese unschuldigen Menschen, lassen Sie diese unschuldigen kleinen Mädchen frei“, so Baerbock bei ihrem Treffen mit dem israelischen Außenminister Cohen.

Hinweis der Redaktion: In einer ersten Version des Artikels war fälschlicherweise die Rede von elf Familienmitgliedern. Wir bitten dies zu entschuldigen.

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