„Es war ein großer Fehler”

Wegen ihr kommt Christian B. bald frei – Ex-BKA-Ermittlerin gibt sich zu erkennen

Wie kann man so etwas tun?
Eine Ex-Agentin des BKA half ausgerechnet dem Hauptverdächtigen im Fall Maddie McCann, Christian B., früher aus dem Gefängnis zu kommen. Und das, obwohl sie wusste, dass er ein verurteilter Vergewaltiger und Kinderschänder ist. Jetzt zeigt sie einer britischen Zeitung erstmals offen ihr Gesicht und spricht über ihre Beweggründe. Ihre Aussagen – und die Geschichte dazu – seht ihr oben im Video.

„Ich fühlte Mitleid mit ihm”

Rebecca K. ist die Frau, die Christian B. die Tür in die Freiheit öffnete. Sie zahlte für ihn ein Gerichtsgeld in Höhe von rund 1.500 Euro – und ermöglichte damit seine vorzeitige Entlassung. „Ich fühlte Mitleid mit ihm. Er sagte, er sei gefoltert worden. Ich glaubte, dass seine Menschenrechte verletzt worden waren“, erzählt die 39-Jährige der Zeitung The Sun.

Rebecca K. ist die Frau, die Christian B. die Tür in die Freiheit öffnete. Sie zahlte für ihn ein Gerichtsgeld in Höhe von rund 1.500 Euro – und ermöglichte damit seine vorzeitige Entlassung.
Rebecca K. ermöglichte Christian B. die vorzeitige Freilassung.
The Sun

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Abrechnung mit dem BKA

Erstmals schildert die Ex-Agentin nun ausführlich ihre Gedanken. Sie gehörte einst zu einem verdeckten Ermittlerteam, das Christian B. überwachte. Nach einem Zerwürfnis mit Kollegen sei ihre Karriere beim Bundeskriminalamt gescheitert. „Man hat mich gebeten, nicht aus dem Mutterschaftsurlaub zurückzukehren“, behauptet sie. Das BKA bestreitet das gegenüber der Sun und betont: Rebecca K. habe den Dienst freiwillig verlassen. Ihre Vorwürfe würden geprüft.

Die Richter im Prozess gegen Christian B. gelten nach der Entscheidung einer anderen Strafkammer nicht als befangen. (Archivbild Angeklagter und Verteidiger)
Hauptverdächtiger im Fall Madeleine McCann: Christian B. könnte nach Zahlung seiner Strafe bereits Mitte September vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen werden. (Archivbild)
Moritz Frankenberg/dpa Pool/dpa

„Ich hatte das Gefühl, dass seine Menschenrechte auf die gleiche Weise verletzt wurden, wie ich das Gefühl hatte, dass meine Menschenrechte von meinen ehemaligen Kollegen verletzt wurden”, sagt sie. Ihr Plan: „Ich dachte, wenn er früher freikommt, müssen meine alten Vorgesetzten endlich handeln und Anklage erheben. Dann wären die Akten offen gewesen – und ich hätte beweisen können, dass auch meine Rechte verletzt wurden.“

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Brückners Anwalt Geheimnisse verraten

Doch damit nicht genug: Rebecca K. verriet sogar Details aus den Ermittlungen im Fall Madeleine McCann an Brückners Verteidiger – angeblich, ohne es zu merken. „Das war ein völlig ehrlicher Fehler. Ich dachte, sie wüssten es bereits“, sagt sie heute.

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Hauptverdächtiger im Fall Maddie McCann

Christian B. sitzt seit Jahren in Haft. 2005 vergewaltigte er eine 72-jährige Amerikanerin im portugiesischen Praia da Luz – zwei Jahre bevor dort die kleine Madeleine McCann verschwand. Seit 2020 gilt er offiziell als Hauptverdächtiger im Fall Maddie, doch angeklagt wurde er bisher nicht. Sein Handy funkte in der Nacht von dem Verschwinden der damals 3-Jährigen aus Praia da Luz, sein Auto ließ er am nächsten Tag auf einen Bekannten umschreiben. Ermittler hatten gehofft, dass die offene Strafe seine Entlassung verzögern würde – um wertvolle Zeit für eine Anklage zu gewinnen.

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Späte Reue

„Wenn Madeleines Eltern mich fragen würden, warum ich das getan habe, würde ich sagen, um die Wahrheit über meinen eigenen Fall herauszufinden“, erzählt Rebecca K. The Sun.

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Doch mittlerweile bereut die Ex-Agentin ihre Hilfe, sagt sie. „Ich wollte das Geld wiederhaben, doch mir wurde gesagt, es sei nicht möglich. Das ist nicht das, was ich wollte“, so die 39-Jährige. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig stellt das gegenüber RTL anders dar.

Zwar bestätigt Oberstaatsanwalt Christian Wolters nicht, ob es sich bei der Person, die das Geld gezahlt hat, um Rebecca K. handelt. Aber er bestätigt, dass die Einzahlerin noch einmal Zweifel angemeldet hatte. Dazu erklärt er dann allerdings: „Inzwischen hat die Frau aber mitgeteilt, dass nun doch alles so bleiben soll, wie es ist.” Und weiter: „Damit ist diese Geldstrafe erledigt.”

Die Folgen sind in jedem Fall unausweichlich: Christian B. soll am 17. September freikommen – Monate früher als geplant. (nha)

Verwendete Quellen: The Sun, eigene RTL-Recherche