Grünes Licht von der EMA

Virologin erklärt: So wirkt das Corona-Medikament Paxlovid

Symbolbild Paxlovid mit Buchstaben und mit Pillen. Die Pille "Paxlovid" von Pfizer soll Hoffnung geben im Kampf gegen Corona.
Die Pille Paxlovid von Pfizer soll Hoffnung geben im Kampf gegen Corona.
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Paxlovid soll schwere Corona-Krankheitsverläufe verhindern

Im Kampf gegen Corona setzt die Regierung neben der Impfung große Hoffnung in Paxlovid – ein Medikament, das im Frühstadium schwere Krankheitsverläufe verhindern kann. Die EU-Arzneimittelbehörde EMA hat im Januar grünes Licht für die Zulassung des Medikaments vom Pharmariesen Pfizer gegeben.

Seit dieser Woche wird das Covid-19-Medikament auf dem deutschen Markt ausgeliefert. Wie eine Sprecherin des Konzerns mitteilte, können Apotheken das Arzneimittel bei Vorliegen einer ärztlichen Verschreibung bestellen und an die Patienten abgeben. Für dieses Jahr sind eine Million Packungen vorgegeben, von denen etwa 35 Prozent im ersten Halbjahr ausgeliefert werden sollen.

Virologin Helga Rübsamen-Schaeff erklärt, warum die Pille so vielversprechend ist.

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Wie funktioniert Paxlovid von Pfizer?

Die Covid-Pille Paxlovid von Pfizer soll Patienten, die sich mit Corona infiziert haben und sehr wahrscheinlich einen schweren Verlauf erleben werden, Hoffnung im Kampf gegen die Krankheit geben.

Die Impfstoffe wirken gegen das äußere Hüllprotein von dem Virus, das sogenannte Spike-Protein. Paxlovid greift dagegen ein Enzym des Virus an“, erklärt Virologin Helga Rübsamen-Schaeff im RTL-Interview. „Das heißt, selbst wenn jetzt die Impfstoffe nicht mehr so wirksam sind, weil das Virus sich ändert, dieses Enzym ist im Moment nicht geändert, und wir können damit von einer sehr hohen Wirksamkeit ausgehen.“

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Paxlovid soll schwere Corona-Verläufe bei Risikopatienten um fast 90 Prozent verringern

Eine Million Packungen des Medikaments hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geordert. Im Januar soll es mit Notfallzulassung auf den Markt kommen und damit die Intensivstationen entlasten.

„Klinische Studien haben gezeigt, dass wenn Patienten, die ein Risiko haben schwerer an Covid zu erkranken, fünf Tage lang mit Paxlovid behandelt werden, dass dann das Risiko, dass sie ins Krankenhaus müssen oder gar versterben um 89 Prozent sinkt“, so Virologin Helga Rübsamen-Schaeff. „Also umgedreht heißt es, es würden dann nur noch knappe zehn Prozent der Patienten in den Krankenhäusern auf der Intensivstation liegen. Das ist ein enormer Erfolg.“

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Paxlovid muss schon früh eingenommen werden

Das Medikament könnte außerdem die Verbreitung des Virus verlangsamen. Rübsamen-Schaeff erwartet, dass die behandelten Patienten weniger infektiös sind. „Das heißt, dass sie auch weniger Virus an ihre Umgebung weitergeben. Und damit hätten wir auch noch einen Effekt auf die Ausbreitung des Virus.“

Das kann aber nur funktionieren, wenn Patienten die Pille richtig anwenden. „Wichtig ist hier zu wissen, dass man es sehr früh nehmen muss“, erklärt die Virologin. „Das heißt, wenn ich weiß ich bin infiziert und bevor schwere Symptome auftreten, muss ich schon behandelt werden, etwa fünf Tage lang, damit das Virus sich im Körper nicht ausbreitet."

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Geschmacksstörung, Durchfall, erhöhter Blutdruck: Mögliche Nebenwirkungen des Covid-Medikaments

Wie bei allen Medikamenten, können auch bei „Paxlovid“ Nebenwirkungen auftreten. In einer klinischen Studie wurde die Pille an einigen tausend Menschen getestet, so Rübsamen-Schaeff. Dabei seien Geschmacksstörung, Durchfälle und zum Teil erhöhter Blutdruck aufgetreten.

Paxlovid „wird sicherlich verschreibungspflichtig sein müssen“, vermutet die Virlogin. „Und man wird es sicherlich anfangs nur bei Patienten einsetzen, die ein Risiko haben, schwer zu erkranken, dass dann das Risiko-Nutzen Verhältnis sehr zugunsten des Einsatzes des Medikaments spricht.“

Pille "Paxlovid“ kein Ersatz für eine Corona-Impfung

Für Rübsamen-Schaeff ist die neue Coronapille ein großer Lichtblick, sagt sie im RTL-Interview. „Ich bin sehr, sehr froh, dass wir es haben. Möchte aber gleich dazu sagen, wir brauchen dringend weitere Medikamente gegen das Virus, damit wir unser Arsenal noch aufstocken können, um Corona zu bekämpfen.“

Und auch für andere Experten gelten Medikamente wie „Paxlovid“ als eine Säule der Coronavirus-Bekämpfung. Sie sind aber im Vergleich zu vorbeugenden Impfungen mit knapp 500 Euro deutlich teurer und in der Anwendung oft komplizierter. Vor der Zulassung sind sie bei weniger Menschen getestet worden als die Impfstoffe – die zudem seit Monaten weltweit milliardenfach verabreicht und parallel weiter überwacht werden. Die Pille sei für die breite Bevölkerung ausdrücklich kein Ersatz für eine Impfung. (sli/mit dpa)

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