Pflegekräfte und Ärzte sind am Limit"Es ist wie Krieg": Harter Alltag auf der Corona-Intensivstation

Hochbetrieb auf der Intensivstation im Krankenhaus in Quakenbrück: Von 12 Patienten, die behandelt werden können, haben fünf eine Corona-Infektion - und das bedeutet oft: Mehr Aufwand am Krankenbett. Gerade einmal 114 Covid-spezifische Intensivbetten sind in Niedersachsen noch frei. 149 Personen werden im Moment wegen der Erkankung invasiv beatmet. Der Großteil der Corona-Patienten ist ungeimpft. RTL Nord war einen Tag im Alltag von Pflegenden und Ärzten dabei.
72-Jährige erleidet Herzinfarkt durch Corona
Damit keine Kontamination stattfindet, müssen alle Pflegekräfte und Ärzte spezielle Schutzkleidung anziehen. Und das immer in der gleichen Reihenfolge. Auch beim Ausziehen muss die Reihenfolge eingehalten werden, damit Haut, Augen oder auch die eigenen Atemwege nicht kontaminiert werden.
Auf der Station liegt unter anderem eine 72-Jährige. „Da wir bei allen Patienten schon in der Notaufnahme eine Covid-Testung vornehmen mit PCR Testung, hat sich sehr rasch auch herausgestellt, dass die Patientin eine schwere Covid-Pneumologie hat und wahrscheinlich über eine Sauerstoffmangelversorgung diese lebensgefährliche Herz-Rhytmusstörung entwickelt hat“, erklärt Thomas Bommes, der ärztliche Leiter der Intensivstation. Sowohl auf dem Weg ins Krankenhaus als auch in der Notaufnahme musste die Frau bereits wiederbelebt werden. Ihre Überlebenschancen stehen eher schlecht.
Viele Pflegekräfte benötigt

Die Patientin liegt bereits in der sogenannten Bauchlage. Das soll der infizierten Lunge, zusätzlich zum bereits zugeführten Sauerstoff, das Atmen erleichtern. Nach 16 Stunden muss das Team die Frau umdrehen, um eine Wundlegung möglichst zu vermeiden. Da sie übergewichtig ist, geht das nur mit vereinten Kräften. Das ist ein Problem, denn normalerweise kümmert sich eine einzige Pflegekraft um zwei Patienten. Für das Umdrehen werden aber – je nach Patientengewicht - bis zu sechs Personen benötigt. Gerade übergewichtige Menschen haben oft einen schweren Verlauf der Infektion. „Adipositas, also Fettleibigkeit ist ein großes Risiko für die Entwicklung eines schweren Covid-Verlaufes. Sodass wir bei den schweren Verläufen auch einen hohen Anteil an Übergewichtigkeit sehen", so Thomas Bommes.
Hohe Kosten und wenig Hilfe
Wegen der steigenden Infektionszahlen muss das Krankenhaus vermutlich schon bald planbare Operationen aufschieben, um Betten freizuhalten – und das kostet Geld: „Wir sind vom Land Niedersachsen aufgefordert worden Betten freizuhalten für die Behandlung von Corona-Patienten. Die Betten, die wir freihalten, werden uns aber nicht extra vergütet und wir haben keine Ausgleichszahlungen, wie sie im letzten Jahr vereinbart wurden“, sagt Geschäftsführer Matthias Bitter. Wirtschaftlich sei das ein ziemliches Problem. „Wir sind bereit, alle Personen zu behandeln, mit viel Einsatz und Freude, aber wir müssen auch die wirtschaftliche Absicherung unserer Krankenhäuser wissen und unsere Mitarbeiter brauchen das, damit sie in Ruhe ihre Arbeit weitermachen können."
Impfen hilft am besten

Steigende Infektionszahlen bedeuten auch einen Anstieg der Patienten auf der Intensivstation. Die 72-Jährige im Krankenbett ist zweifach geimpft. Doch sie hat mehrere Vorerkrankungen, die die Infektion schwerer machen. „Also man merkt schon, dass die Belastung mit der Zeit immer mehr wird. Wir versuchen die Patienten so gut es geht zu betreuen, aber man sieht es immer öfter, dass viele es einfach nicht schaffen“, sagt Intensivpflegerin Kristina Betke. Und so viele Tote gehen nicht spurlos an ihr und ihren Kollegen vorbei. Auch die schleppende Booster.Impfkampagne mache sich bemerkbar: „Mittlerweile ist es so, dass die Leute, die im März oder April geimpft worden sind hier landen, auf der Intensivstation, weil der Impfschutz zurück geht", so Krankenpflegerin Nadine Thoben. (tja, ekl)