RTL im Gespräch mit einem Strafrechtler
Gruppenvergewaltigung auf Mallorca? Mit diesen Strafen müssen die Täter rechnen
Es ist ein schrecklicher Vorwurf gegen fünf junge Männer aus Dortmund.
Sie sollen im Mallorca-Urlaub eine 18-Jährige auf einem Hotelzimmer vergewaltigt haben. Die Männer sitzen jetzt in Untersuchungshaft und streiten die Vorwürfe ab. Die Ermittlungen in Spanien können zu einer Odyssee werden – weiß Strafrechtler Johann Riemenschneider.
Mutmaßliche Vergewaltigung in Zimmer 323

Zimmernummer 323 - hinter dieser Tür soll die erst 18 Jahre junge Frau vergewaltigt worden sein. In der Nacht auf Donnerstag hat sie wohl zunächst einvernehmlichen Sex mit einem der Männer. Freunde von ihm sollen sie aber später zum Sex gezwungen haben. Die Frau alarmiert die Polizei. Sechs Männer werden festgenommen. Einer von ihnen ist wieder auf freiem Fuß – er soll zur Tatzeit bereits geschlafen haben. Die übrigen sind in Untersuchungshaft.
In Spanien ist Sex ohne Zustimmung eine Vergewaltigung

Im letzten Jahr wurde in Spanien das „Nur Ja heißt Ja“-Gesetz verabschiedet. Anwalt Riemenschneider zu RTL: „Dort reicht es für eine Vergewaltigung oder einen Sexualstraftäter aus, dass er die Tat einfach gegen den Willen des Opfers begangen hat.“
In Deutschland müsse für den Täter bei Sexualstraftaten klar sein, „dass er gegen den erkennbaren Willen des Opfers handelt.“ Erst dann gilt ein Übergriff als Vergewaltigung.
Übrigens: Auch die ungewollte Verbreitung von Fotos oder Videos und Catcalling stehen in Spanien unter Strafe. Für Belästigung auf der Straße können Täter ebenfalls in den Knast wandern.
Sollten die Urlauber aus Dortmund verurteilt werden, könnten sie nach spanischem Recht zu harten Strafen verurteilt werden. Riemenschneider: „In Spanien droht den Tätern eine Strafe von mindestens vier Jahren bis zwölf Jahren maximal. Und sollte herauskommen, dass die Vergewaltigung durch Gewalt oder Bedrohung zustande gekommen ist, dann liegt die Mindeststrafe sogar bei sechs Jahren bis zu zwölf Jahren maximal.“
Im Video: RTL-Reporterin Julia Ladwein auf Mallorca mit neuen Details
"Deutsches Rudel": Spanische Presse schimpft über mutmaßliche Vergewaltiger
In Spanien schlägt die mutmaßliche Gruppenvergewaltigung von Mallorca indes hohe Wellen. Die Männer aus Dortmund werden in spanischen Medien als „Manada alemana“ bezeichnet, als „deutsches Rudel“. Schon einmal hatte es eine brutale Gruppenvergewaltigung gegeben. In Pamplona hatten 2016 fünf junge Männer eine junge Frau in einem Hauseingang vergewaltigt und dabei gefilmt. Ein zunächst mildes Urteil gegen diese als „Manada“ bezeichneten Männer löste Proteste im ganzen Land aus. In der Folge wurde das Sexualstrafrecht geändert. Das "Nur Ja heißt Ja"-Gesetz trat in Kraft.
Doch auch daran hagelte es Kritik. Riemenschneider: „Es kam in Folge der Reform auch zu einigen Freilassungen von Tätern. Daher ist auch diese Reform in Spanien nicht ganz unumstritten, ob die letztendlich dem Opferschutz hilft oder nicht.“ Im Zuge der härteren Maßnahmen bei Vergewaltigungen seien auch mögliche Strafen bei anderen Sexualdelikten reduziert worden.
Vergewaltigung: Was den deutschen Urlaubern nun droht
Im aktuellen Fall müssen sich die Beschuldigten aus Dortmund wohl auch auf ungemütliche Wochen, wenn nicht Monate einstellen. Auch wenn der berüchtigte Kegelbrüder-Richter Rotger inzwischen ausgetauscht wurde, kann die U-Haft bis zu zwei Jahre dauern – und notfalls sogar noch verlängert werden.
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Einer der Männer soll mit seinem Handy zudem die Tat gefilmt haben. Eine Freilassung durch Kaution erscheint unwahrscheinlich, denn: „Wenn man im Ausland eine Straftat begeht, ist natürlich die Fluchtgefahr gegeben, weil die Gefahr besteht“, so der Strafrecht-Experte. Sobald die Männer aus der U-Haft entlassen würden, könnten sie versuchen, zurück nach Deutschland zu kommen. „Und das will die spanische Justiz verhindern.“ (kra)