2 Polizisten in Kusel erschossen

Tonnenweise verkaufsfertiges Fleisch bei Verdächtigem Andreas S. (38) entdeckt

Wildfleisch Sulzbach
Ein Wild-Kühllaster steht im November 2021 vor dem Wohnhaus des Tatverdächtigen. (Quelle: Spiegel/privat)
Privat

Schoss Andreas S. (38) in Kusel (Rheinland-Pfalz) auf zwei junge Polizisten, um gewerbsmäßige Wilderei zu vertuschen? Der Verdächtige handelte offenbar über Jahre mit mutmaßlich illegal erlegtem Wild. Einem Bericht des "Spiegels" zufolge fanden die Ermittler bei einer Durchsuchung von Lagerräumen in Sulzbach (Saarland) am Montag mehrere Tonnen verkaufsfertiges Fleisch.

Finanzielles Motiv für Schüsse auf Polizisten wird wahrscheinlicher

Verdächtiger festgenommen
Der Tatverdächtige Andreas S. soll mit illegalem Wild gehandelt haben.
Polizei

Neben dem tiefgefrorenen Fleisch entdeckten die Beamten demnach auch Unterlagen zu möglichen Kunden des 38-Jährigen. Die Dokumente legten nahe, dass Andreas S. zwischen September und Anfang Januar mit dem Wildfleischhandel etwa 40.000 Euro einnahm, berichtet das Blatt. Ein finanzielles Motiv für die Schüsse auf Polizisten werde damit wahrscheinlicher.

Verdächtiger Andreas S. handelte in Sulzbach mit Wildfleich

Andreas S. hatte nach RTL-Informationen die vier Bäckereien seiner Eltern übernommen, diese aber vor rund drei Jahren in den Ruin getrieben. Offenbar finanziell angeschlagen, handelte er in Sulzbach mit dem Fleisch von Rehen und Wildschweinen und hielt sich so über Wasser. Eine frühere Bäckerei-Angestellte des 38-Jährigen erzählte RTL über ihren damaligen Chef: "Der konnte ganz schön cholerisch und laut werden, wenn ihm was nicht passte."

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Erschossene Polizisten: Verdächtiger Andreas S. hat eine dicke Polizeiakte

Wie RTL erfuhr, hatte Andreas S. einen Jagd- und einen Waffenschein erworben, verlor diesen jedoch vor Jahren. Er soll seit 2008 keinen Jagdschein und seit 2020 keine Waffenbesitzkarte mehr besessen haben. Der 38-Jährige sei bereits wegen Jagdwilderei und Verkehrsunfallflucht aufgefallen, erklärten die Ermittler.

Laut "Spiegel" gibt es im internen Vorgangssystem der saarländischen Polizei seit dem Jahr 2017 mehrere Dutzend Einträge zu Andreas S. Darunter sei nur ein Fall von Wilderei – hauptsächlich handele es sich um mögliche Straftaten, die mit der Insolvenz seiner Bäckereien zusammenhängen. Demnach wurde seit 2019 wiederholt wegen versuchten Versicherungsbetruges gegen S. ermittelt.

Polizisten starben bei Verkehrskontrolle in Kusel

Yasmin B. (24) und Alexander K. (29) starben in der Nacht zum Montag in Kusel durch Kopfschüsse, als sie ein Fahrzeug kontrollierten. Andreas S. (38) und ein weiterer Mann (32) wurden am selben Tag in Sulzbach festgenommen. Die aus dem Saarland stammenden Männer sitzen seit Dienstag wegen des Verdachts auf gemeinschaftlichen Mord und Wilderei in Untersuchungshaft.

Zweiter Verdächtiger bestreitet, auf Polizisten geschossen zu haben

Während sich Andreas S. zu den Vorwürfen bislang nicht geäußert hat, räumte der 32-Jährige den Ermittlern zufolge die Wilderei ein und schilderte die Polizeikontrolle und die Schüsse. Laut Staatsanwaltschaft bestreitet er aber, geschossen zu haben. Er war in der Vergangenheit wegen Betrugsdelikten aufgefallen. Beide Verdächtigen im Fall der erschossenen Polizisten sind nicht vorbestraft. (bst)