Entsetzen nach den Polizistenmorden von Kusel
Jagdexperte: "Bei Wilderern Vorsicht - die schießen sofort"
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Wilderei ist seit den Polizistenmorden von Kusel in aller Munde. Jagdwilderei hat in Deutschland in den vergangenen Jahren zugenommen: Das Bundeskriminalamt registrierte in der Polizeilichen Kriminalstatistik für ganz Deutschland zuletzt 1.080 solcher Fälle im Jahr 2020. Mehr waren es davor zuletzt 2005 (1.131 Fälle). Für die Profis unter den Wilderern ist sie ein lukratives Geschäft, bestätigt Jagdexperte Lutz Wetzel im RTL-Interview..
Wilderei ist ein lukratives Verbrechen
Moderne Wilddiebe seien bestens ausgerüstet und nur schwer zu überführen, so der Jäger aus Huntlosen im Landkreis Oldenburg in Niedersachsen. Ausgerüstet mit Wärmebildkameras und Infrarot-Zieloptik könnte sie "in einer Nacht gern mal 10 bis 15 Stück Wild schießen", sagt er. Ein Wildschwein zu zerlegen und verkaufen könne um 180 Euro pro Tier einbringen. Bei einem Reh seien es weniger, bei Rotwild wie Hirsch könne es aber auch mehr sein. Sein Fazit: "Wenn man's kann, lohnt es sich."
Die Gefahr, auf frischer Tat ertappt zu werden, sei gering, so Wetzel. In einer Nacht wie der Tatnacht von Kusel seien keine Jäger, kein Förster unterwegs. Selbst wenn jemand Schüsse hören würde, seien diese meist nicht genau zu lokalisieren. Wenn sie einmal erwischt würden, sei höchste Gefahr im Verzug, sagt Wetzel. Seit jeher gelte unter Jägern und Förstern der Spruch: "Bei Wilderern Vorsicht - die schießen sofort."
"So eine Dimension hat es in den letzten 30 Jahren in Deutschland nicht gegeben"
Zwischen 1993 und 2005 sind jedes Jahr mehr Jagdwilderei-Delikte erfasst worden als im Jahr 2020. Den Höchststand in der seit 1987 geführten Statistik gab es im Jahr 1996 mit 1.502 Fällen. "Es gibt sicher eine Dunkelziffer", sagt Torsten Reinwald vom Deutschen Jagdverband.
Gewerbsmäßige Wilderei wie sie vermutlich im Fall der ermordeten Polizisten vertuscht werden sollte, sei ihm aber noch nie untergekommen. Die Brutalität und Kaltblütigkeit der mutmaßlichen Jagdwilderer und Mörder mache ihn fassungslos.
"So eine Dimension hat es zumindest in den letzten 30 Jahren in Deutschland nicht gegeben." Jagdwilderei sei ein facettenreiches Feld, zu der auch Reviergrenzstreitigkeiten gehörten. Oder ein im Kofferraum mitgenommenes Kaninchen, oder Jugendliche, die mit Pfeil und Bogen auf ein Reh zielten.
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Verband warnt vor Verharmlosung der Jagdwilderei
Einem Bericht des Magazins "Focus" streifen viele der Wilderer nicht durch die Reviere oder warten auf Hochsitzen auf Beute, sondern schießen aus dem Auto heraus. Bei dieser sogenannten "Pirelli-Pirsch" werden Tiere getötet und die Kadaver anschließend direkt in den Kofferraum gepackt. Selbst wenn Wilderer beobachtet würden, seien sie meist längst verschwunden, ehe die Polizei eintreffen könne, zitiert das Magazin einen Jäger.
Verbandssprecher Reinwald warnt vor einer Verharmlosung der Jagdwilderei: "Es geht um Waffen und auch um Tierschutz."
Wilderer Alois Huber erschoss in Österreich vier Menschen
Im September 2013 schockierte die Wahnsinnstat eines Wilderers Österreich. Die Polizei hatte in einem Wald bei Annaberg eine Straßensperre errichtet, um Wilderer zu stoppen. Doch Alois Huber durchbrach die Sperre und eröffnete das Feuer, um seiner Festnahme zu entgehen. Er erschoss drei Polizisten und den Fahrer eines Rettungswagens. (uvo; mit Material von dpa; nonstop-news)