Materialermüdung, Mikrorisse oder Sabotage?
Riesenaquarium in Berlin geplatzt: Das sind die möglichen Ursachen
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Ein Riss, ein lauter Knall – und innerhalb weniger Sekunden laufen eine Million Liter Salzwasser in ein Hotel und auf die Straße: Das Platzen des Berliner Aquadoms am Freitagmorgen gibt Rätsel auf. Bei dem Unglück verendeten rund 1.500 Fische, nur wenige konnten gerettet werden.
Riesen-Aquarium in Berlin geplatzt – alle Infos in unserem Liveticker
Anzeichen für Materialermüdung beim Berliner Aquadom
Der Grund für das Zerbersten des riesigen Zylinders sei noch "völlig unklar", sagte ein Sprecher der Firma Union Investment, Besitzer des Aquadoms. Die Polizei hat keine Hinweise auf einen gezielten, gewaltsamen Anschlag.
Stattdessen wird eine Materialermüdung bei dem 16 Meter hohen Aquadom vermutet. "Die Ermittlungen zur Ursache sind natürlich noch nicht abgeschlossen, erste Anzeichen deuten jedoch auf eine Materialermüdung", sagte Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD).
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Aquarien-Hersteller hält Sabotage für ausgeschlossen
Auch Aquarien-Hersteller Florian Schuran hält ein Materialversagen als Ursache für gut möglich. "Das Becken ist, glaub ich, jetzt 18 Jahre alt, besteht aus mehreren Klebenähten und das sind dann immer die Schwachstellen, die in dem Falle versagen können", erklärte der Geschäftsführer der Firma New Wave aus Wassenberg (Nordrhein-Westfalen). Den 16 Meter hohen Aquadom hat Schurans Unternehmen nicht gebaut. Eine Sabotage des zylindrischen Beckens kann sich der Experte nicht vorstellen: "Solche Becken werden statisch berechnet. Wenn in solchen Fällen Leib und Leben in Gefahr ist, wird da auf äußerste Sicherheit achtgegeben."
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Statikexperte: Temperaturschwankungen oder Mikrorisse als Ursache für Aquarium-Unglück denkbar
Bei derartigen Konstruktionen sei der dauerhafte enorme Wasserdruck auf die dicke Plexiglaskonstruktion problematisch, sagte Statikprofessor Jens Schneider von der Technischen Universität Darmstadt der Zeitung "Welt". Einzelne Elemente seien in einem speziellen Klebe-Schweißverfahren zusammengefügt worden.
Der Experte für große Glas-Konstruktionen kennt das jetzt zusammengebrochene Riesenaquarium, will sich aber nicht auf eine Ursache für dessen Zerplatzen festlegen. In Betracht kämen Alterungsprozesse, etwa das Verspröden von Material. Aber auch Temperaturschwankungen oder Mikrorisse an der Oberfläche könnten der Auslöser gewesen sein. "Grundsätzlich können Mikrodefekte, etwa durch Reinigungsarbeiten, auch eine Rolle spielen", erklärte der Experte.
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16 Verletzte durch geplatztes Aquarium 2012 in Shanghai
Auch in der Vergangenheit sind zuweilen Aquarien geplatzt – wenn auch nicht so riesige wie jetzt in Berlin. Im Dezember 2012 riss das mehrere Zentimeter dicke Glas eines Open-Air-Haifischbeckens in einem Einkaufszentrum im chinesischen Shanghai. Verletzt wurden 16 Menschen. Ursache war wohl eine Kombination aus Minustemperaturen, warmem Wasser und schwachem Material. (bst)