Das wissen wir über den Verschwörungstheoretiker

QAnon-Schamane posiert im Kapitol – Demokratie auf die Hörner genommen

Jake Angeli im Kapitol
"Q-Schamane" Jake Angeli posiert im Kapitol mit nacktem Oberköper, Hörnern und Fell auf dem Kopf.
Manuel Balce Ceneta, Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved.

Eigentlich sollte im Saal des US-Kongresses Joe Biden als neuer Präsident bestätigt werden. Doch was in normalen Zeiten ein feierlicher Moment ist, wurde beim Sturm von Trump-Anhängern auf das Kapitol am Mittwoch zur Demütigung für die älteste Demokratie der Welt. Die Vereinigten Staaten auf die Hörner genommen – symbolisiert in einem Bild, auf dem ein Mann mit nacktem Oberköper, Hörnern und Fell auf dem Kopf posiert: Jake Angeli (32), auch bekannt als "Q Shaman" (Q-Schamane). Angeli ist zu einer auffälligen Figur der rechtsextremen QAnon-Bewegung geworden, einem Netzwerk von Verschwörungstheoretikern. Er wird inzwischen von der Polizei gesucht.
+++ Alle Infos zum Sturm auf das Kapitol in unserem Liveticker +++

Video: Das ist "Q-Schamane" Jake Angeli

QAnon-Schamane: Jake Angeli rannte mit Megaphon durchs Washingtoner Kapitol

Nach dem Sturm auf das Gebäude marschierte Angeli mit einem Megaphon durch das Washingtoner Kapitol und machte Fotos. Auf dem Podium posierte er mit einer US-Flagge. Unterstützt wurde er von weiteren QAnon-Anhängern, zu erkennen am "Q"-Zeichen der Bewegung.

Angeli ist bekannt dafür, bei seinen Auftritten den Hörner-Helm zu tragen und sich das Gesicht rot-weiß-blau anzumalen. Das mache er, um Aufmerksamkeit zu erregen, hatte er der Zeitung "The Arizona Republic" 2020 erzählt.

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Im Video: Die Bilder des Sturms auf das Kapitol

QAnon glaubt an Verschwörung gegen Donald Trump

Aufmerksamkeit, die QAnon braucht, um wildeste Verschwörungsmythen unter die Leute zu bringen. Die Sekte behauptet unter anderem, prominente Politiker der Demokratischen Partei in den USA ließen sich mit Hormonen aus dem Blut von Kindern behandeln. In sozialen Netzwerken kursieren gefährliche Erzählungen, denen zufolge Kinder entführt, gefoltert und ihr Blut getrunken wird. Außerdem gebe es in den tieferen Schichten der US-Regierung eine Verschwörung gegen Präsident Donald Trump, so die Verschwörungsideologen.

Trump behauptete: "Ich weiß nichts über QAnon"

QAnon unterstützt den Präsidenten auch bei seiner Behauptung, bei der US-Wahl im November sei betrogen worden. Einen Großteil seiner Informationen über unbegründete Wahlbetrugsvorwürfe habe Trump direkt von der QAnon-Bewegung erhalten, berichtet der "Business Insider". Im Wahlkampf hatte Trump beim US-Sender NBC behauptet: "Ich weiß nichts über QAnon."

Die sozialen Medien sagten QAnon im Oktober den Kampf an. Künftig sollen alle Facebook-Seiten und -Gruppen sowie alle Instagram-Accounts gelöscht werden, die QAnon vertreten, erklärte Facebook. Twitter sperrte tausende Accounts und schränkte hunderttausende Profile ein.

Neonazi-Zeichen auf Brust des Q-Schamanen

Jake Angeli, a supporter of President Donald Trump, speaks at a rally outside the Maricopa County Recorder's Office Saturday, Nov. 7, 2020, in Phoenix. Democrat Joe Biden defeated President Donald Trump to become the 46th president of the United States on Saturday, positioning himself to lead a nation gripped by the historic pandemic and a confluence of economic and social turmoil. (AP Photo/Ross D. Franklin)
Jake Angeli bei einer Kundgebung in Phoenix am 7. November 2020.
RF, AP, Ross D. Franklin

Mindestens seit 2019 hat Jake Angeli in Arizona Verschwörungstheorien verbreitet und an rechtsextremen Demonstrationen teilgenommen, berichtet "The Arizona Republic". Auch bei Wahlkampfveranstaltungen von Donald Trump ist er bereits aufgefallen, wie RTL-Reporterin Liv von Boetticher unter anderem im November 2020 beobachtete.

Auf seiner linken Brust trägt er ein Tattoo, das drei ineinander verschlungene Dreiecke zeigt und laut ZDF Wotansknoten oder Valknut genannt wird. Es handelt sich um ein Zeichen, das aus der nordischen Mythologie stammt und auch von Neonazis genutzt wird.

Mehrere Rechtsextreme an Kapitol-Sturm beteiligt

Offenbar waren am Sturm auf das Kapitol neben QAnon weitere Rechtsextreme beteiligt, etwa die rein männliche Organisation "Proud Boys". Fotos aus dem Kapitol zeigen außerdem einen Mann mit einem Pullover, auf dem "Camp Ausschwitz" steht: eine antisemitische Relativierung des Holocausts. Ein anderer Mann trägt die Konföderierten-Flagge, ein Symbol für Sklaverei und Rassismus. Und in einem Video, das vor dem Kapitol entstanden sein soll, zeigt ein Mann den Hitler-Gruß.

Nazis, Faschisten und Rassisten: Was verrät das Äußere über die Kapitol-Stürmer?

Podcast zur Wirkung von Verschwörungsmythen bei AUDIO NOW

Wie funktionieren Verschwörungsmythen – psychologisch und sozial? Wie gefährlich sind sie für die Demokratie? Und wer ist besonders anfällig, zum "Aluhut", zu werden? Darüber spricht Florian Güßgen in dieser Folge des Podcasts "Wir und Corona" mit dem Philosophen und Autor Philipp Hübl. In seinem Buch "Bullshit-Resistenz" hat sich Hübl ausführlich mit der Logik von Lügen, Fake News und Verschwörungstheorien auseinandergesetzt – und der Frage, wie man dagegen ankommt.