Mädchen lag morgens tot in Zimmer
Junge aus Heim in Wunsiedel erzählt: Tatverdächtiger schaute Gewaltvideos
„Mein neunjähriger Mandant ist sehr traumatisiert“, sagt Strafverteidiger Burkhard Benecken im RTL-Interview. Der Junge lebte in derselben Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung in Wunsiedel (Bayern), in der Anfang April ein zehn Jahre altes Mädchen gewaltsam ums Leben kam. Die Ermittler haben einen Elfjährigen im Visier – hat er die Zehnjährige getötet? Der Neunjährige kannte sowohl den Tatverdächtigen, als auch das Opfer. Er gibt düstere Einblicke in den Heimalltag, wie Benecken erzählt. „Meinem Mandanten gehen die Bilder nicht mehr aus dem Kopf.“
Elfjähriger soll sich im Heim in Wunsiedel aggressiv verhalten haben
Der Neunjährige beschreibe den Elfjährigen, der für die Ermittler als „Tatbeteiligter“ gilt, als „hoch-aggressiv“, sagt der Jurist. Der Junge soll in seinem Zimmer Gewaltvideos angeschaut haben. In denen soll es darum gegangen sein, wie man Menschen „ohne Blut“ tötet könne. Er soll eine Lehrerin im Unterricht angegriffen haben und auch die anderen Kinder in dem Heim litten offenbar unter den Attacken des Elfjährigen.
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Sein Mandant habe ihm von einer Szene berichtet, in dem es erst zu einer verbalen Auseinandersetzung mit dem späteren Tatverdächtigen von Wunsiedel gekommen sei, berichtet Benecken. Der soll den Neunjährigen mit Schlamm beworfen haben. Doch der Streit sei schnell in Gewalt umgeschlagen. Der Elfjährige habe einen Baseball-Schläger aus dem Gebüsch geholt und seinen Mandanten damit angegriffen. Den Schläger soll der Junge zuvor in einer Tasche ins Heim geschmuggelt und dann draußen in einem angrenzenden Waldstück versteckt haben.
Wunsiedel: Elfjähriger soll späteres Opfer vor der Tat bereits gemobbt haben
Auch die getötete Zehnjährige kannte der Junge, den der Strafverteidiger nun vertritt. Mit ihr habe der Neunjährige sich sehr gut verstanden. Das Mädchen sei liebenswert und sympathisch gewesen, habe anderen gern geholfen. Doch die Schülerin hatte offenbar keinen leichten Stand in der Einrichtung. Andere Heimbewohner sollen sie gehänselt haben – auch der spätere Tatverdächtige.
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Er und das Mädchen waren eigentlich in verschiedenen Wohngruppen im Heim. Weil aber einige der Kinder und Jugendlichen zur Tatzeit einen Ausflug unternahmen, wurden die restlichen Heimbewohner zusammen in eine Gruppe verlegt. So sei der mutmaßliche Täter mit seinem Opfer in Kontakt gekommen, erklärt der Jurist nach dem Gespräch mit seinem jungen Mandanten. „Wenn das so zutreffend ist, wie mein Mandant das schildert, war diese Tat vermeidbar“, erklärt der Jurist im RTL-Interview.
Neunjähriger leidet seit dem Vorfall im Heim unter panischen Ängsten
Der Junge wolle nun auf keinen Fall zurück in das Heim in Wunsiedel, darum habe sich seine Mutter an den Strafverteidiger gewandt. Der Neunjährige leide seit der Tat Anfang April unter panischen Ängsten. Wenn er nachts wach werde, habe er das tote Mädchen vor Augen und auch den elfjährigen mutmaßlichen Täter.
Mit elf Jahren ist der Junge noch nicht strafmündig und kann für die Tat nicht belangt werden. Nach dem Vorfall wurde der Tatverdächtige aber in einer „gesicherten Einrichtung präventiv untergebracht“, teilten die Behörden nach Ostern mit. Noch ist unklar, was genau in der Wohngruppe passiert ist. Das Mädchen war morgens tot in einem Zimmer gefunden worden. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Tötungsdelikt aus. Unklar ist, ob die Ermittler neben dem Elfjährigen noch weitere Tatbeteiligte vermuten und wie genau die Zehnjährige getötet wurde.