"Ich bin krank. Ich brauche Hilfe"

Nach Messerattacke im ICE: Tatverdächtiger fühlte sich von der Polizei verfolgt

Nach der Messerattacke im ICE auf dem Weg von Passau nach Hamburg haben sich die Ermittler in einer Pressekonferenz zu den Details der Tat geäußert. „Wir alle sind erschüttert“, sagte Polizeipräsident Norbert Zink. Vier Männer im Alter von 26, 39 und 60 Jahren seien verletzt worden. Einer der beiden verletzten 60-Jährigen habe sich selbst in Behandlung begeben, die anderen drei Opfer wurden ins Krankenhaus gebracht. Eine Frau habe außerdem einen Schock erlitten. Die beiden jüngeren Männer würden auch immer noch dort behandelt. Der Tatverdächtige soll kurz nach der Tat gesagt haben: „Ich bin krank. Ich brauche Hilfe.“

Tatverdächtiger fühlte sich von der Polizei verfolgt

Der Tatverdächtige stamme aus Syrien und sei in Passau wohnhaft gewesen. Er habe am Tag vor der Tat seinen Job verloren und offenbar seit einiger Zeit psychische Probleme. Gerhard Neuhof von der Staatsanwaltschaft erklärte, dass der 27-Jährige nach einem vorläufigen Gutachten unter einer paranoiden Schizophrenie litt, als er die Tat beging. Der Mann habe ausgesagt, er fühlte sich ebenfalls seit einiger Zeit verfolgt von der Polizei. „Das hat keinerlei realen Hintergrund“, so der Staatsanwalt. Es habe zuvor keine Ermittlungen gegen ihn gegeben.

Der Tatverdächtige habe angegeben, dass er sich von seinem ersten Opfer bedroht gefühlt habe. Er habe gedacht, der Mann wolle ihn töten, darum habe er ihn angegriffen. Die anderen Taten habe er „wie im Traum begangen“, so der Staatsanwalt. Gegen ihn wurde kein Haftbefehl, sondern die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus beantragt. Ermittelt wird unter anderem wegen versuchten Mordes ermittelt.

Messerangriff Zug
Bei einer Messerattacke in diesem Zug sind mehrere Menschen verletzt worden.
Vifogra

Tatverdächtiger ließ sich widerstandslos im ICE festnehmen

Die Polizei geht derzeit nicht von einem terroristischen Motiv aus. Der Tatverdächtige soll die Tat offenbar auch nicht geplant und keine Komplizen gehabt haben. Die Festnahme sei widerstandslos erfolgt. Die Einsatzkräfte hätten den Mann im Bereich des Wagons gestellt und unter vorgehaltener Waffe auf den Boden des Zuges dirigiert, so die Polizei.

Nach derzeitigem Ermittlungsstand soll der Angreifer zuerst in Wagen 5 des ICEs auf einen 26-Jährigen losgegangen sein, den er mit einem acht Zentimeter langen Messer am Kopf schwer verletzte. Die Beamten stellten ein blutiges Klappmesser bei dem Tatverdächtigen sicher. Der Zug sei mit 208 Fahrgästen besetzt gewesen.

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Dank an mutige Mitreisende

Der Vorfall ereignete sich auf der Strecke von Regensburg nach Nürnberg. Im kleinen Bahnhof Seubersdorf in der Oberpfalz hielt der ICE außerplanmäßig. Dort wurde auch der Tatverdächtige festgenommen. Eine Beamtin der Bundespolizei, die privat im Zug war, unterstützte ihre Kollegen dabei, erklärte Polizeivizepräsident Thomas Schöniger.

Der Polizeipräsident bedankte sich auf der Pressekonferenz für die Zivilcourage der Menschen im Zug: „Ein großer Dank , gilt den Fahrgästen im Zug, die versucht haben, den Tatverdächtigen von weiteren Taten abzuhalten.“ Kampfhandlungen wollte die Polizei nicht bestätigen. Auf der Pressekonferenz war aber von einem Ärztepaar die Rede, das sich sofort um die Verletzten gekümmert hätte. (jgr)