So erlebte Wolfgang Kammann (77) die Messerattacke im ICE
"Ich habe mich gedanklich auf eine Verteidigung vorbereitet"
„Wenn sie so wollen, habe ich mich gedanklich auf eine Verteidigung vorbereitet“, schildert Wolfgang Kammann die bangen Minuten in dem ICE zwischen Regensburg und Nürnberg, als er erfährt, dass ein Mann mit einem Messer auf Fahrgäste einsticht. Andere Insassen stürmen plötzlich in Panik in sein Abteil und rennen in Richtung des hinteren Zugendes. Der 77-Jährige entscheidet sich aber, sich ihnen nicht anzuschließen und abzuwarten. Warum, erklärt er im Video.
"Das ist ein Messerstecher! Laufen wir alle weg!"

Der Unternehmer Wolfgang Kammann aus Regensburg war mit dem Zug auf dem Weg nach Nürnberg, um dort ein Museum zu besuchen. Er ahnte nicht, dass in einem anderen Teil des ICEs ein 27-Jähriger auf mehrere Männer einstach und drei von ihnen schwer verletzte. Erst als „massenhaft Zugreisende“ in das Großraumabteil stürzen, in dem er saß, merkte er, dass etwas nicht stimmte.
„Da ist ein Messerstecher! Laufen wir alle weg bis ans Zugende“, riefen einige der davon rennenden Passagiere. So schildert der 77-Jährige die Situation im Interview mit RTL. „Ich habe die Armlehne hochgeklappt, dass ich im Notfall leichter raus komme und nicht behindert bin“, sagt er. Dann habe er abgewartet. Kammann hatte Glück. Der Angreifer kam nicht bis in sein Abteil. Irgendwann hielt der Zug am Bahnhof Seubersdorf in der Oberpfalz an. Er und 200 bis 300 weitere Fahrgäste konnten den ICE unverletzt verlassen.
Das ist über den ICE-Angreifer bekannt

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur stammt der 27-jährige Tatverdächtige aus Syrien und wohnte zuletzt in Passau. Die Bild-Zeitung berichtete, der Mann solle "psychisch auffällig" gewesen sein und im Zug um Hilfe gerufen haben. Die Hintergründe der Tat sind nach Angaben der Behörden zur Zeit noch völlig unklar. Die Kriminalpolizei Regensburg hat in Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth die Ermittlungen übernommen.
Wie der „Spiegel“ aus Sicherheitskreisen erfuhr, soll die Tat nach ersten Erkenntnissen vermutlich keinen terroristischen Hintergrund gehabt haben. Demnach habe der 27-Jährige bisher keine Aussage gemacht. Bei dem Mann soll es sich um einen anerkannten Flüchtling handeln, der im Oktober 2014 nach Deutschland eingereist war.
(dpa / sbl)