Nächtelang in Keller ausgeharrtLeihmutter brachte Baby in Ukraine zur Welt: Ehepaar aus NRW saß mit Tochter Amy in Kiew fest

Leihmütter bekommen in der Ukraine auch während des Krieges Kinder. Eltern aus der ganzen Welt wissen nicht, wie sie ihre Babys ohne Pass und notwendige Anerkennungspapiere nach Hause bringen sollen. So auch Oksana und Gero Berndt, die nach der Geburt ihrer Tochter Amy nächtelang in einem Betonkeller festsaßen. Über ihre Angst und wie sie es schließlich nach Hause geschafft haben, sprechen die beiden im Video.
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Mehrere Nächte mit Säugling in Kiewer Betonkeller

In diesem Betonkeller in Kiew harrte die frischgebackene Familie nächtelang aus. Eine Elektroheizung, ein Sofa, wenige Decken - und ständig die Angst im Nacken, es nicht mehr nach Hause zu schaffen.
In diesem Betonkeller in Kiew harrte die frischgebackene Familie nächtelang aus. Eine Elektroheizung, ein Sofa, wenige Decken - und ständig die Angst im Nacken, es nicht mehr nach Hause zu schaffen.
privat/ Gero Berndt, privat/ Gero Berndt, privat/ Gero Berndt

Oksana (40) und Gero (50) aus Porta Westfalica (Nordrhein-Westfalen) sind seit fünf Jahren verheiratet, drei Versuche, durch künstliche Befruchtung schwanger zu werden, scheiterten. Das Paar entschied sich für eine Leihmutterschaft in der Ukraine. Da Oksana selbst Ukrainerin ist, wusste sie, dass Leihmutterschaften dort im Gegensatz zu Deutschland erlaubt sind. Am 12. Januar wurde ihre Tochter Amy geboren. Zwei Tage später reisten die glücklichen Eltern in die Ukraine, um ihr Baby kennenzulernen und nach Deutschland zu holen. Von Seiten der deutschen Botschaft jedoch hieß es, dass sie ihr Kind ohne Geburtsurkunde und deutschen Pass nicht mit nach Hause nehmen dürfen. Ihre neugeborene Tochter im Stich lassen – für das Ehepaar keine Option. Und so warteten sie einige Wochen in Kiew auf die Dokumente, wohnten in einem von der Firma „BioTexCom“ organisierten Apartment.

Kurz bevor der russische Machthaber Wladimir Putin die Ukraine angreifen ließ, kamen die Papiere endlich, Gero und Oksana buchten Heimflüge für Freitag – doch da war es bereits zu spät. Am Dienstagmorgen heulten in vielen ukrainischen Städten Sirenen, Raketen schlugen ein. Die frischgebackene Familie flüchtete sich in den Keller des Wohnhauses, wo schon andere Bewohner Schutz gesucht hatten. Eine kleine Elektroheizung, wenige Decken, ein Sofa, roher Beton. So harrten sie in ständiger Angst mehrere Nächte aus. „Wir haben sie zwar dick eingepackt, aber in so einem Betonkeller ist es schon kalt“, berichtet der selbstständige Handwerker.

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Oksana Berndt quält die Angst um Mutter, Freunde, Bekannte in der Ukraine

Eine Leihmutter brachte die kleine Amy in der Ukraine zur Welt, dann griff Putin das Land an. Ihren Eltern gelang die Flucht.
Eine Leihmutter brachte die kleine Amy in der Ukraine zur Welt, dann griff Putin das Land an. Gero und Oksana Berndt gelang gelang mit ihrer Tochter die Flucht aus Kiew.
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Mithilfe einer Bekannten gelang ihnen schließlich die Flucht. In einem Zug über Lwiw zur ukrainisch-polnischen Grenze, wo bereits Freunde warteten, die sie endlich nach Hause brachten. Das Erlebte aber hallt nach, und lässt die beiden bis heute nicht los. „Es ist schwierig anzukommen“, so Gero Berndt. „Wir müssen das erstmal verarbeiten.“

Oksana ist zerrissen zwischen der Freude, ihre Tochter nun in Sicherheit zu wissen, und der Angst um Angehörige, die sie zurücklassen mussten. „Dort ist immer noch meine Mutter, meine Freunde, meine Bekannten.“ Ihre Gedanken sind ständig bei jenen, die weniger Glück hatten als sie selbst. (cwa)

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