Wie ihr Betrüger erkennt

Fieser Love Scam! Frau glaubt, mit Elon Musk zu schreiben – und verliert 12.000 Euro

Sie wollte ihm doch nur helfen ...
Weil sie dachte, mit Unternehmer Elon Musk höchstpersönlich in Kontakt zu stehen, hat eine 43-jährige Frau aus Weingarten in Baden-Württemberg kurz vor dem Jahreswechsel viel Geld an einen Love-Scam-Betrüger gezahlt. Beileibe kein Einzelfall! Im Video erklären zwei Opfer, wie die Kriminellen ihr Vertrauen erschlichen. Außerdem erklärt die psychologische Beraterin Ruth Marquardt dort, wie ihr Love Scamming entlarvt.

Vermeintliche Seriosität, schöne Profilbilder

Laut Polizei hatte der vermeintliche Milliardär sein Opfer über eine nigerianische Telefonnummer per WhatsApp kontaktiert und sich ihr Vertrauen erschlichen. Im Laufe der Gespräche gab er immer wieder vor, dringend Geld zu benötigen. Die 43-Jährige zahlte – und verlor dabei insgesamt 12.000 Euro.

Dass Betrüger ihre Opfer mit falscher Liebe, einer gemeinsamen Zukunft und vorgetäuschten Geldnöten um ihr Erspartes bringen, ist nicht neu. Die Masche wird als Love oder Romance Scamming bezeichnet. Meist geben sich die Betrüger als Ingenieure oder Ärzte aus den USA aus, überzeugen mit vermeintlicher Seriosität, schönen Profilbildern und perfektem Englisch oder sogar Deutsch. Dass die Betrüger dafür auch zur Identität von Prominenten greifen, ist bislang nicht so bekannt. Funktionierte in diesem Fall offenbar aber trotzdem.

Auf den ersten Blick denkt man, dass man diese Betrugsmasche sofort durchschauen würde. Womit man aber nicht rechnet, ist die Professionalität der Betrüger. Wir erklären, wie Love Scammer vorgehen, wie ihr sie erkennt und wie ihr euch schützen könnt.

So gehen Love Scammer vor

Sie kontaktieren ihre Opfer meist über Online-Partnerbörsen oder über die sozialen Medien. Ist der Kontakt hergestellt, wird oft eine ungewöhnliche Lebensgeschichte präsentiert, um sich beim Opfer interessant zu machen. Anschließend gehen die Betrüger meist schnell zu Liebesbekundungen über und machen sich damit emotional unentbehrlich für ihre Opfer.

Scam-Männer geben sich dabei als Ingenieure, Architekten, Soziologen, Konstrukteure in der Ölindustrie, als Tierärzte, Computerspezialisten und Soldaten aus den USA aus und verkörpern damit Seriosität. Die Gespräche finden schriftlich oder telefonisch statt, oft mehrfach am Tag und mehrere Stunden am Stück, um die Bindung zu stärken. Über Geld wird dabei anfangs nie gesprochen, warnt die Polizei auf ihrer Website. Stattdessen geht es um den Beruf, die Familie, verstorbene Ehepartner und Kinder, Liebe und eine gemeinsame Zukunft.

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Love Scamming: Erst Liebe, dann Geld

Um Geld geht es erst nach einer gewissen Zeit, wenn der Love Scammer plötzlich ins Ausland, meist Westafrika, muss, dort überfallen wurde, keinen Lohn mehr gezahlt wurde oder eine teure Operation für einen Angehörigen zahlen muss. Auch ein Besuch in Deutschland, um sich endlich zu treffen, kann ein vorgeschobener Grund für Geldnot sein. Die Opfer werden gebeten, per Bargeldtransfer, beispielsweise über Western Union oder MoneyGram, Geld zu senden.

Um die Opfer dabei emotional zu erreichen, wird bei der Bitte um Geld immer wieder die Liebe und die gemeinsame Zukunft betont. Um die Dringlichkeit zu verdeutlichen, kontaktieren zudem vermeintliche Ärzte oder Angehörige das Opfer. Das kann laut Polizei so weit gehen, dass der Love Scammer seinen eigenen Selbstmord ankündigt, um an das Geld zu kommen.

Auch nach Ausweiskopien fragen die Betrüger ihre Opfer immer wieder. Ziel soll die Eröffnung eines gemeinsamen Kontos sein. Vor dem Hintergrund einer Heirat und gemeinsamen Zukunft kein völlig abwegiges Vorhaben. Ziel der Betrüger ist hier aber vielmehr die Fälschung von Ausweisen.

Darüber hinaus kommt es häufig zu Bitten um Einladungen nach Deutschland, um ein Visum zu beantragen, das Weiterleiten von Paketen Dritter, in denen sich gestohlene Kreditkarten befinden, die Zahlung von Gebühren, die es gar nicht gibt (BTA oder PTA), oder das Einreichen westafrikanischer Reisechecks auf das eigene Konto. Das Problem neben dem Geldverlust: Im schlimmsten Fall machen sich die Opfer selbst strafbar, warnt die Polizei.

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Sechs Dinge, an denen ihr Love Scammer erkennt

Kontaktaufnahme: Erfolgt über Dating-Portale oder Social Media, meist per Nachricht in perfektem Englisch, manchmal sogar auf Deutsch. Achtung: Betrüger arbeiten trotz vorwiegend englischer Nachrichten oft mit deutschen E-Mail-Adressen. Übrigens: Insider gehen davon aus, dass 95 Prozent der englischsprachigen User auf Dating-Portalen Love Scammer sind.

Bilder: Attraktive Menschen, gepflegtes Äußeres, schöne Fotos – Love Scammer überzeugen meist mit optischen Qualitäten. Allerdings sind diese Fotos überwiegend geklaut. Ihr erkennt sie daran, dass sich Posen und Kleidung oft gleichen. Scam-Frauen zeigen sich auf ihren Fotos übrigens häufig freizügig, Scam-Männer eher in Uniformen.

Inhalt der Gespräche: Ausführliche und schnelle Liebesbekundungen, das Planen der gemeinsamen Zukunft, aber auch das Interesse am Leben der Opfer. Hobbys, ehemalige Partner, Kinder, Freunde, der Glaube an Gott – der Love Scammer scheint sich für alles zu interessieren, was dem Opfer wiederum schmeichelt.

Kein persönliches Treffen: Die Kommunikation bei Love Scammern erfolgt vor allem per E-Mail, Chat oder telefonisch. Zwar werden Treffen geplant, die finden aber wegen eines angeblichen Zwischenfalls nie statt. Auch Videotelefonie ist wegen der meist geklauten Fotos nicht möglich.

Verbindungen nach Westafrika/Russland/Südostasien: Obwohl sich die Betrüger häufig als Menschen aus den USA ausgeben, haben sie Verbindungen nach Westafrika, Russland oder Südostasien. Männliche Love Scammer müssen meist aus familiären oder beruflichen Gründen in Länder wie Nigeria oder Ghana reisen, weibliche Love Scammer haben oft Verbindungen nach Südostasien, Osteuropa oder Südamerika.

Bitte um Geld: Früher oder später kommt sie bei allen Love Scammern: die Frage nach Geld. Weigert sich das Opfer, direkt Geld zu überweisen, finden Betrüger über das Weiterschicken von Paketen, die Einzahlung gefälschter Schecks oder eine Einladung nach Deutschland Wege, um von ihren Opfern zu profitieren.

Im Video: Liebesbetrüger brachten Monika um 10.000 Euro!

Von Love Scammern kontaktiert? So schützt ihr euch

Ihr habt den Verdacht, von einem Love Scammer angeschrieben worden zu sein? Überprüft sein Profil über folgende Tricks:

  • Googelt den Namen des Love Scammers mit dem Zusatz „Scammer”, oft lässt sich ein Verdacht hier über Berichterstattung oder Beiträge in Foren bestätigen.

  • Habt ihr Fotos geschickt bekommen? Sucht diese über die Bilder-Rückwärtssuche bei Google. Sind diese aus dem Internet geklaut, werdet ihr hier auf den echten Menschen auf dem Bild treffen.

  • Benutzt für Online-Datingportale einen separaten E-Mail-Account, damit ihr euren „richtigen” Account im Betrugs-Fall nicht löschen müsst.

  • Überweist kein Geld, leitet keine Pakete weiter und sendet keine Kopien eurer Pässe weiter. Habt ihr bereits gezahlt, versucht die Zahlungen wieder rückgängig zu machen.

  • Sichert alle Unterhaltungen, E-Mails oder Chats und speichert sie auf einer externen Festplatte. Auch Überweisungsbelege solltet ihr aufheben.

  • Holt euch Hilfe! Vertraut euch einer euch nahestehenden Person an und erstattet Anzeige bei der Polizei. Die Strafverfolgung solcher Täter ist zwar schwierig, weil sie aus dem Ausland agieren. Dennoch sollte der Betrug gemeldet werden. Das ist laut Polizei besonders wichtig, wenn beispielsweise Banken strafrechtliche Schritte gegen Opfer unternehmen wollen, die unwissentlich gefälschte Schecks eingereicht haben.

  • Brecht den Kontakt ab! Blockiert den Love Scammer und legt euch idealerweise auch eine neue E-Mail-Adresse und Mobilfunknummer zu. Kontakte in Mailadressbüchern und sozialen Netzwerken sollten zudem gewarnt werden, da Betrüger sich durch über Mails verschickte Computerviren Zugang zum Rechner ihrer Opfer verschaffen.