Schnelle Hilfe, wenn’s kratzt?Warum Stiftung Warentest nur fünf Halsschmerzmittel empfiehlt

Aua wie Rasierklingen!
Wenn jedes Schlucken zur Qual wird, hoffen wir auf schnelle Hilfe. Lutschtabletten, Sprays und Co. gegen Halsweh gibt es unzählige. Stiftung Warentest hat sich jetzt 24 Mittel genauer angeschaut. Doch keins davon kann begeistern. Warum?

Halsschmerzmittel „Geld nicht wert”

Es beginnt mit einem Kratzen im Hals, das sich am nächsten Tag in einen fiesen Halsschmerz verwandelt hat. Bei einer Halsentzündung greifen viele Menschen zu Lutschpastillen, Halstabletten, Mundsprays und Säften, die Linderung versprechen. Die Stiftung Warentest wollte wissen: Was können die Mittel ausrichten? 24 häufig gekaufte Produkte hat das Test-Team unter die Lupe genommen. Das heißt: Sie haben Studien gesichtet, die Erkenntnisse über Wirkung, Nutzen und Risiken der Erkältungshelfer liefern.

Das Fazit fällt ernüchternd aus. Nur fünf der 24 Produkte sind demnach geeignet, um Halsbeschwerden zu behandeln – und das auch nur mit Einschränkung. „Der große Rest ist sein Geld nicht wert”, so Stiftung Warentest. Oft machen auch wirkstofffreie Bonbons aus dem Supermarkt und andere Hausmittel einen guten Job, und zwar günstiger und ohne Nebenwirkungen.

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Nebenwirkungen nicht unterschätzen

Grundsätzlich gilt: Haben Erkältungsviren die Halsschleimhäute befallen, gibt es kein Heilmittel, das die Entzündung wegzaubern kann. Innerhalb von zwei bis sieben Tagen heilt sie von allein ab. In dieser Zeit lassen sich die lästigen Beschwerden wie Schmerzen und Heiserkeit aber lindern. Das darf man auch von den Mitteln erwarten, die sich die Stiftung Warentest angeschaut hat. Allein schon, weil etwa das Lutschen einer Tablette Speichel erzeugt, der Mund und Rachen befeuchtet.

Die Wirkstoffe hingegen können oft weniger ausrichten, als so manch einer sich erhofft. Beim schmerzstillenden und entzündungshemmenden Benzydamin etwa stellt Stiftung Warentest fest: Es sei nicht belegt, dass der Wirkstoff bei Halsentzündungen mehr ausrichte als ein Placebo. Dazu kommt, dass der Wirkstoff Allergien auslösen kann. Bewertung: „wenig geeignet”.

Apropos Nebenwirkungen: Der Wirkstoff Flurbiprofen kann zu Geschwüren in der Mundschleimhaut führen. Und antiseptische Wirkstoffe töten Stiftung Warentest zufolge nicht nur unerwünschte, sondern auch nützliche Bakterien ab. Mit Präparaten, die mehrere Wirkstoffe kombinieren, kauft man sich im Zweifel übrigens auch mehr Nebenwirkungen ein. Wirkungsvoller sind sie der Stiftung Warentest zufolge nicht.

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Fünf Produkte „mit Einschränkung geeignet”

Immerhin fünf Produkte beurteilt Stiftung Warentest als „mit Einschränkung geeignet”. Sie lindern die Beschwerden zwar nicht besser als andere Mittel im Test, bringen aber immerhin keine gravierenden Nebenwirkungen mit sich. Dabei handelt es sich um die Halstabletten Kirsch-Menthol von Gelorevoice, die Hydro Med Lutschpastillen von Ipalat, die Junior Pastillen, die Med akut Zitrus-Honig Pastillen und die Moos Pastillen (alle drei von Isla). Bei all diesen gilt Stiftung Warentest zufolge aber: „Die therapeutische Wirksamkeit sollte noch besser belegt werden.”

Gemeinsam haben diese fünf Mittel, dass sie Medizinprodukte sind, keine Arzneimittel. Das heißt, sie arbeiten nicht pharmakologisch, machen sich also keine Arzneistoffe zunutze, die auf Zellebene wirken. Stattdessen ist ihre Wirkung physikalisch.

Was man sich darunter vorstellen kann, lässt sich am Beispiel von Isländisch Moos erklären. Das ist eine Flechte, die zum Großteil aus Schleimstoffen besteht. Diese Stoffe legen sich wie ein Gel auf die Schleimhäute und sorgen zudem dafür, dass mehr Speichel produziert wird. Beides soll einen reizlindernden Effekt haben. Es braucht den Warentestern zufolge aber noch weitere Studien, um diese Wirkung eindeutig zu belegen.

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Diese Hausmittel helfen bei Halsschmerzen

Die teuersten Produkte im Test kosten mehr als 15 Euro. Günstiger und ähnlich gut lassen sich Halsschmerzen aber auch mit Hausmitteln lindern. Zum Beispiel mit sauren Bonbons, empfiehlt das Magazin. Je saurer sie sind, desto mehr Speichel bildet sich, womit die Schleimhäute besser befeuchtet werden.

Ebenfalls wohltuend ist es, viel zu trinken, das kann bei Halsschmerz auch gut ein Tee mit Salbei, Thymian und Lindenblüten sein. Gurgeln mit Salzwasser kann zudem dabei helfen, die Mund- und Rachenschleimhaut von virendurchsetzten Belägen zu befreien.

Den kompletten Test findet ihr hier. (dpa/rka)