Nach zwölf Jahren regelmäßiger Vorsorge die Schock-Diagnose Brustkrebs
“Die frühe Kontrolle hat mein Leben gerettet”
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von Katharina Steinhöfel und Jessica Sander
Zwölf Jahre lang geht es gut, zwölf Jahre lang bekommt sie eine positive Nachricht. Doch dann kommt doch die Diagnose: Brustkrebs. Für Myriam Resühr aus Hamburg ist das erst einmal ein großer Schock. Doch sie hat Glück.
18.000 Frauen sterben jedes Jahr an Brustkrebs
18.000 Frauen sterben jedes Jahr an Brustkrebs. Es ist die häufigste Krebsart bei Frauen. Dank Mammographie und Vorsorge kann Krebs mittlerweile frühzeitig entdeckt werden. Aber nur Frauen zwischen 50 und 69 steht das aktuell regelmäßig zu. Myriam Resühr aus Hamburg geht seit ihrem 36. Lebensjahr jährlich zur Vorsorge und das rettete ihr vielleicht sogar das Leben. Denn: je kleiner der Tumor, desto höher die Chance wieder gesund zu werden.
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Jahr für Jahr geht Myriam Resühr zur Mammographie, zwölf Jahre lang ohne Befund. Doch dann: „Normalerweise ist es so, dass man dann nach der Mammographie, wenn der Arzt die Untersuchungen gemacht habt, dann sitzt man in einem kleinen Warteraum und dann kommt der Arzt rein und sagt, Frau Resühr, es ist alles in Ordnung.” Am 17. November 2021 war das jedoch anders: „Dieses Mal war es die MRTA (Radiologieassistentin), die sagte: Frau Resühr, wir brauchen noch eine Zusatzaufnahme und dann war es mir klar.”
Eine Biopsie bringt die endgültige Bestätigung – es ist Brustkrebs: „Ein G3 Tumor, also eine sehr aggressive Form, wo sich die Zellen sehr schnell teilen”, erzählt die ehemalige Krankenschwester im Gespräch mit RTL. Und das mit 47 Jahren. Ein Alter, in dem es Frauen generell noch nicht zusteht, regelmäßig zur Mammographie zu gehen. Die Kosten werden also nicht von der Krankenkasse übernommen. Weil Myriam Resührs Mutter aber vor 15 Jahren an Krebs erkrankt ist, durfte sie schon ab Mitte 30 zur Vorsorge: „Das war mein Glück“, so die 48-Jährige.
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Jede fünfte Krebstote könnte vor dem Tod bewahrt werden
Dass nur Frauen zwischen 50 und 69 alle zwei Jahre schriftlich zum Mammographie-Screening eingeladen werden, könnte sich jedoch bald ändern. Im März 2021 hat die EU-Kommission die europäische Brustkrebslinie aktualisiert. Sie empfiehlt jetzt allen Frauen zwischen 45 und 74 Jahren die Früherkennung.
Vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, kurz IQWig, wurde diese Empfehlung 2022 geprüft: „Das IQWiG kommt zu dem Schluss, dass der Nutzen eines Screenings die Risiken überwiegt. Das heißt, wir können Leben retten, wenn wir das Screening ausweiten auf diese Altersgruppe. Also wir könnten die Brustkrebsmortalität senken um 20 bis 23 Prozent”, so Prof. Dr. Christian Schem, leitender Arzt des Mammazentrums in Hamburg im Gespräch mit RTL. Das hieße, gut jede fünfte Krebstote könnte vor dem Tod bewahrt werden.
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“Letztlich ist es eine Art Lebensretter“
Auch für Myriam Resühr war es die Rettung: „Letztlich ist es eine Art Lebensretter. Wenn ich mir überlege, dass der Tumor damals 1,8 cm groß war und ich hätte nochmal drei Jahre warten müssen, bis ich 50 gewesen wäre, da hätte die Lage ganz anders ausgesehen und auch meine Überlebenschance wäre an der Stelle deutlich geringer gewesen. [...] Von daher bin ich heilfroh, dass ich die Möglichkeit hatte und würde es jeder Frau empfehlen.“
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“Es ist keine Erkrankung der alten Frau”
Die damals 47-Jährige wird erst operiert, dann bekommt sie eine Chemotherapie und Bestrahlungen. Mittlerweile reichen Medikamente. Die Therapie hat angeschlagen, Myriam Resühr macht regelmäßig Sport, steht mitten im Leben und kann auch wieder arbeiten: „Ich bin sehr, sehr froh darüber, weil es einfach wieder auch ein Stück weit eine neue, alte Normalität ist, die einfach auch hilft, Abstand zu gewinnen zur Krankheit und ja, auch das Leben wieder mit anderen Gedanken und mit anderen Themen zu füllen.” Alles, Dank der Früherkennung.
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Sie spricht sich daher klar dafür aus: „Ich war ja monatelang in der Chemo und auch in der Bestrahlung im Kontakt mit Frauen (…) und es gibt eine große Anzahl von Frauen, die noch deutlich jünger waren als ich, also die wirklich in den Dreißigern waren. Ich denke, es ist absolut sinnvoll, mit diesen auch von den Kassen bezahlten Leistungen früher anzufangen als mit 50 Jahren. Es ist keine Erkrankung der alten Frau.”
Die nächste Mammographie hat Myriam Resühr im Februar. Aber auch in Zukunft wird sie weiterhin zu Vorsorge gehen, eben weil es Leben rettet.