Prozess des Jahres um Diebstahl im Grünen Gewölbe

Prozess um Juwelendiebstahl - Anklage: Tatverdächtige Clanmitglieder waren bewaffnet

Es war einer der spektakulärsten Juwelendiebstähle der deutschen Nachkriegszeit: 21 Schmuckstücke mit 4.300 Diamanten und Brillanten im Gesamtwert von über 113 Millionen Euro erbeuteten Diebe 2019 aus dem Historischen Grünen Gewölbe in Dresden. Am heutigen Freitag hat der Prozess gegen sechs mutmaßliche Täter aus dem Berliner Remmo-Clan nun mit mehr als einer Stunde Verspätung vor dem Landgericht Dresden begonnen.
Und Dresden hat sich vorbereitet: Vor dem Hochsicherheitsgerichtsgebäude sind noch mehr Einsatzkräfte als sonst. Die Straßen sind gesperrt, Polizisten regeln den Verkehr.
„Das ist sicherlich einer der größten Prozess in Dresden“, sagt der Gerichtssprecher Ziegler zu RTL.

So läuft der Prozess des Jahres

Die Verlesung der Anklage dauerte rund 20 Minuten. Sie listete unter anderem auf, wie akribisch sich die Beschuldigten auf den Coup vorbereitet hatten. Dazu spähten sie mehrfach den späteren Tatort aus und entfernten vor dem Einbruch in das Museum auch einen Teil des gusseisernen Gitters, das sie anschließend mit Klebematerial wieder einfügten.

Auf diese Weise wollten sie am 25. November 2019 - dem Tag des Einbruchs - schneller in das Gebäude eindringen, hieß es. Zudem waren die mutmaßlichen Täter laut Anklageschrift bewaffnet. Demnach hatten sie einen Revolver und einer Pistole mit Schalldämpfer dabei.

Von der Beute aus dem Grünen Gewölbe in Dresden fehlt jede Spur

Die Staatsanwaltschaft wirft den sechs jungen Männern vor, für den Einbruch ins Dresdner Residenzschloss verantwortlich zu sein. Sie sollen dabei 21 Schmuckstücke mit insgesamt 4300 Diamanten und Brillanten im Gesamtwert von über 113 Millionen Euro entwendet und im Zuge des spektakulären Coups auch Sachschäden in Höhe von über einer Million Euro hinterlassen haben. Der Anklage zufolge hatten sie auch einen Stromkasten in Schlossnähe sowie ein Fluchtauto in der Tiefgarage eines Wohnhauses angezündet.

In Dresden brachen zwei Täter am Morgen des 25. November 2019 in die Museumsräume im Residenzschloss ein. Sie hatten davor einen Stromverteilerkasten angezündet und dicke Gitter durchtrennt. Mit einer Axt zertrümmerten sie eine Vitrine und stahlen die Schmuckstücke. Den ersten Fluchtwagen zündeten sie in einer Tiefgarage an. Mit einem zweiten Auto entkamen sie.

Von der Beute fehlt noch immer jede Spur. Die Polizei in Dresden betont, man gebe die Hoffnung nicht auf, die Diamanten zurückzubekommen. In Sachsen sind 500.000 Euro Belohnung ausgesetzt, in Berlin steht eine Million Euro von Kunstfreunden bereit.

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Im Video: Diese Schätze wurden aus dem Grünen Gewölbe in Dresden geklaut

Expertin gibt Einblick in Clanstrukturen

Christine Kensche ist Autorin, lebt aktuell in Israel und hat über ihre langjährigen Beziehungen Kontakte zu einem Ex-Clanmitglied aufbauen können, mit dem sie jetzt auch ein Buch geschrieben hat. Im RTL-Interview beschreibt sie das verfälschte Bild von einem Clan, dass in den Köpfen unserer Gesellschaft vorherrscht: „Wenn man sagt Clan, oder schlimmer noch arabische Großfamilie, dann wirkt das immer so, als wäre eine Familie komplett kriminell und alle begehen jeden Tag Verbrechen. Das ist natürlich nicht so. Es gibt auch in diesen Familien Leute, die studieren oder eine Ausbildung machen!".

Zudem versucht sie klarzustellen, es gebe auch nicht „einen Anführer, der alle delegiert“ und man werde auch nicht gezwungen Drogen zu verkaufen oder Überfälle zu begehen. Es sei eher ein Problem des Vorlebens: „Wenn man aufwächst in einem Umfeld wo Cousins, Onkel, eventuell auch der eigene Vater kriminell sind, so schnelles Geld vorgelebt wird. Rolex oder die Goldkette. Das ist erstmal verlockender als eine langwierige Ausbildung!"

Was ist das Grüne Gewölbe?

 Das Silbervergoldete Zimmer im Dresdner Historischen Grünen Gewölbe , das am Freitag 1.9.06 von Bundeskanzlerin Angela Merkel CDU eröffnet wird. Ab 15. September werden die historischen Räume für Besucher geöffnet. Das Grüne Gewölbe mit rund 4.000 Exponaten zählt zu den reichsten und spektakulärsten Schatzkammersammlungen in Europa. Kurfürst August der Starke veranlasste ab 1723 den Ausbau zum Museum. Ihren Namen verdankt die zweigeschossige Schatzkammer der grünen Bemalung einzelner Wandflächen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war über Jahrzehnte nur eine Auswahl der Sammlung in einem Ausweichquartier zu sehen. Erst mit dem schrittweisen Wiederaufbau des Dresdner Residenzschlosses kehrte auch die Sammlung an ihren alten Ort zurück. Siehe epd-Bericht vom 31.08.06 DER ABDRUCK DES EPD-FOTOS IST HONORARPFLICHTIG Historisches Grünes Gewölbe ins Dresdner Schloss zurückgekehrt 200014
Das Silbervergoldete Zimmer im Dresdner Historischen Grünen Gewölbe
www.imago-images.de, imago images/epd, imago stock&people via www.imago-images.de

Das Grüne Gewölbe ist ein Museum für Kunstsammlungen. In der ehemaligen Schatzkammer der Wettiner Fürsten befinden sich Edelsteine, Diamanten und Kunstwerke. Erstmalig waren die Räumlichkeiten im Jahr 1724 der Öffentlichkeit zugänglich. August der Starke hatte die historische Schatzkammer 1723 anlegen lassen.

Das Museum ist in das Alte Grüne Gewölbe und das Neue Grüne Gewölbe aufgeteilt. Allein im modernen Teil befinden sich laut Museumsangaben rund 5.100 Diamanten und 160 Smaragde. (dme/jmu)