Z-Symbole, Autokorso, Sowjet-Flaggen
Expertin strikt gegen pro-russische Demos: "Man schämt sich für seine Landsleute"
Immer mehr pro-russische Veranstaltungen finden auch in Deutschland statt- sowjetische Fahnen und das Z-Symbol gehören oft dazu. Doch nicht alle hier lebenden Russen finden das gut. Narina Karitzky erklärt, warum solche Demos keine gute Idee sind.
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Für Narina Karitzky sind pro-russische Veranstaltung unverständlich

Die Russin ist Lehrerin und Geschäftsführerin des Russischen Instituts in Bonn und sieht pro-russische Veranstaltungen extrem kritisch: „Für mich ist das absolut unverständlich. Man schämt sich für seine Landsleute, ich verstehe sie einfach nicht“, erklärt sie im RTL-Interview.
Ein Beispiel für eine solche Veranstaltung ist ein Autokorso mit rund 400 Fahrzeugen und 900 Insassen am Wochenende in Berlin. Angemeldet war der mit dem Titel "Keine Propaganda in der Schule - Schutz für russischsprechende Leute, keine Diskriminierung". Warum der Organisator des Korsos, Kfz-Mechaniker Christian F., dafür einen Judenstern auf sein Auto geklebt hat, ist unklar.
Im RTL-Interview erklärt er aber, dass er etwas gegen die Diskriminierung machen wollte, der Menschen mit russischen Wurzeln in Deutschland aktuell ausgesetzt sind. Der Kfz-Mechaniker würde von Kunden jetzt immer wieder gefragt werden, ob er aus Russland oder der Ukraine käme: „Das war vor dem Krieg kein Thema.“

Rene H. war auch bei der Demo in Berlin: „Hauptthema des Korsos war die Russenphobie, die überall hier stattfindet“, erklärt er im RTL-Interview. „Der Bürger in Deutschland kann ja nicht bestraft werden, weil er irgendwann mal in Russland geboren wurde.“ Sobald es ersichtlich sei, dass jemand was mit Russland zu tun hätte, würde dieser Mensch in Deutschland diskriminiert werden.
Für H. ist es unverständlich, dass der Korso jetzt so große Wellen schlägt. „Jeder hat doch das freie Recht seine Meinung zu äußern. Und wenn es gegen die Diskriminierung gegen die Russischsprachigen oder -stämmigen in Deutschland geht, dann kann der doch genauso auf die Straße gehen, wie der Ukrainer, der als Flüchtling auf die Straße geht“, findet er.
Auch Z-Symbol bei Autokorso mit russischen Fahnen in Berlin

Angemeldet hatte Christian F. dafür 30 Autos, dass es so viele geworden sind, hat ihn auch überrascht: „Ich habe nicht erwartet, dass so viele Leute ein Problem mit Diskriminierung haben.“ Mit Politik habe sein Autokorso nicht zu tun. F. wolle keine Partei ergreifen: „Ich distanziere mich von der Politik, will mich nicht einmischen“, sagt er im RTL-Interview.
Und trotzdem wurde bei dem von ihm angemeldeten Autokorso auch ein sogenanntes Z-Symbol zur Unterstützung des Angriffskrieges in der Ukraine gezeigt. Angeblich hätten F. und weitere Teilnehmer vor der Demo die Autos gecheckt und kein solches Symbol gefunden.
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Karitzky rät von pro-russischem Veranstaltungen ab

Narina Karitzky kann Leute, die auf solche Veranstaltungen gehen nicht verstehen: „Am liebsten würde ich schreien ‚wir sind nicht alle so‘“, sagt sie und meint damit die russische Community in Deutschland. Denn sie kenne viele russische Familien, die Ukrainer aufgenommen hätten und sich humanitär engagieren würden. „Wir unterstützen diesen völkerrechtswidrigen Krieg auf keinen Fall und schämen uns, wenn pro-russische Veranstaltungen stattfinden.“
Gerade solche Veranstaltungen werfen ihrer Meinung nach ein schlechtes Licht auf russische Organisationen, die eigentlich mit solchen Demos nichts zu tun haben bzw. nichts zu tun haben wollen.
Wirklich begreifen kann sie pro-russische Veranstaltungen nicht: „Für mich ist die einzige Erklärung, dass das Leute sind, die russische Sender gucken, russische Propaganda und tatsächlich der Meinung sind, wir sind da als Retter in der Ukraine und retten die Ukrainer vor den Nazis“, so Karitzky. Der Lehrerin ist es besonders wichtig zu unterstreichen, dass Russen nicht gleich Putin sind: „Auch die Menschen in Russland, sind Menschen, die durch Propaganda belogen werden.“
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