"Hallo, kann ich hier herausfinden, ob eine Person noch lebt?"Verschollene russische Soldaten: Ukraine richtet Hotline für verzweifelte Angehörige ein

Arne Dedert
Über die Hotline „Come Back From Ukraine Alive“ versuchen russische Familien ihre Angehörigen zu finden. (Symbolbild)
deutsche presse agentur

"Hallo, kann ich hier herausfinden, ob eine Person noch lebt?", fragt die Frau eines russischen Soldaten laut CNN am Telefon. Die Psychologen am anderen Ende der Leitung geben ihr Bestes, um der verzweifelten Anruferin Informationen über ihren vermissten Mann zu geben. Viele Eltern, Freunde, Partner und Geschwister russischer Soldaten sind auf der Suche nach ihren Liebsten. Viele haben seit dem Einmarsch der russischen Armee in der Ukraine den Kontakt zu ihnen verloren. Sie wissen nicht, ob ihre Söhne, Ehemänner oder Brüder gefangen genommen, verletzt oder tot sind. Die ukrainische Regierung hat extra für sie eine Hotline eingerichtet und verfolgt damit einen besonderen Friedensplan, wie der Sender CNN berichtet.
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Ukrainisches Innenministerium richtet Hotline "Come Back From Ukraine Alive" ein

Konstantin Mihalchevskiy
Viele russische Soldaten hätten vor ihrem Einsatz in der Ukraine nicht gewusst, dass sie in den Krieg ziehen- das behaupten zumindest die Macher der Hotline.
deutsche presse agentur

Die Hotline „Come Back From Ukraine Alive“ wurde vom ukrainischen Innenministerium eingerichtet. Ziel ist es, Angehörigen zu helfen, vermisste russische Soldaten zu finden. „Und zweitens werden wir dazu beitragen, den Krieg im Allgemeinen zu beenden“, erzählt eine der Psychologinnen im CNN-Interview.

Ukrainische Hotline soll Angehörigen helfen und Menschen in Russland über Krieg informieren

Denn die Hotline soll nicht nur Antworten geben, sie ist auch ein Propagandainstrument: „Je mehr Menschen wir die Wahrheit über die Ereignisse in der Ukraine mitteilen können, desto mehr Menschen werden auf die Straße gehen, protestieren und fordern, dieses Blutvergießen zu beenden.“ Viele Russen, die anriefen, hätte keine Ahnung, wohin und warum ihre Angehörigen in die Ukraine geschickt wurde.

Laut Beamten der Hotline sagte die überwiegende Mehrheit der Anrufer, dass ihre Söhne oder Ehemänner ihnen mitgeteilt hätten, dass sie zum Reservistentraining oder zu Militärübungen geschickt würden. Viele hätten am 22. oder 23. Februar, kurz bevor Russland in die Ukraine einmarschierte, den Kontakt zu ihren Familien verloren.

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Russische Anrufer nicht mit dem Krieg in der Ukraine einverstanden

 March 6, 2022, Saint Petersburg, Russia: Police Officers detain a protestor during a demonstration against the Russian military operation in Ukraine. Saint Petersburg Russia - ZUMAs197 20220306_zaa_s197_174 Copyright: xStringerx
Auch in Russland, wie hier in Sankt Petersburg, gibt es Demonstrationen gegen den Krieg in der Ukraine.
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Viele Anrufer seien mit dem Krieg nicht einverstanden, heißt es in dem CNN-Bericht. Die Psychologin berichtet im Interview mit dem Sender von einer Frau, die ihren Verlobten suchte: Es hat mich berührt, dass sie um Vergebung bat. Sie sagte immer wieder: ‚Vergebt uns, wir wollten euch nicht angreifen. Das ist nicht unser Krieg. Wir wollten das nicht tun‘.“

Seit Kriegsbeginn sollen schon mehr als 6.000 Anrufe bei der Hotline eingegangen sein. Sie kommen nicht nur aus Russland, sondern auch aus Europa und den Vereinigten Staaten, wie Protokolle zeigen, die CNN vorlagen.

Russische Verwandte aus der ganzen Welt melden sich bei der Hotline

Einer der Anrufer habe sich aus dem US-Bundesstaat Virginia gemeldet. Seine Familie in Russland habe ihn gebeten, anzurufen, aus Angst sonst durch die russischen Behörden bestraft zu werden. Eine weitere Anruferin aus Florida, sagte, ihre Tante bekomme keine Informationen über ihren Sohn vom russischen Verteidigungsministerium.

Ein ukrainischer Regierungsbeamter sagte gegenüber CNN, dass die Hotline schon vielen russischen Familien geholfen habe, russische Soldaten in der Ukraine zu finden. Und die Anrufe zeigen vor allem eins: Es ist nicht Russlands Krieg, sondern Putins Krieg. (jmu)

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