Torsten K. (54) kassierte Kranken- und SchmerzensgeldAmokfahrt in Volkmarsen: Angeblicher Ersthelfer soll 40.000 Euro ergaunert haben

Volkmarsen-Prozess Torsten K.
Torsten K. beim Prozessauftakt am Amtsgericht Korbach.
RTL

Für das kleine Volkmarsen (Hessen) waren es traumatische Stunden, die sich tief ins Gedächtnis der Bewohner gebrannt haben...
Angeblich mittendrin: Torsten K. (54), der sich nach der Amokfahrt an Rosenmontag 2020 aufopferungsvoll um Verletzte gekümmert haben will. Doch jetzt steht der angebliche Ersthelfer vor Gericht: In Wirklichkeit soll er versucht haben, sich am Schicksal anderer Menschen zu bereichern.
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29-Jähriger raste in Rosenmontagszug in Volkmarsen

Fast 90 Menschen, darunter 26 Kinder wurden zum Teil schwer verletzt, als der damals 29-jährige Maurice P. mit seinem Auto vorsätzlich in den Rosenmontagszug raste. Volkmarsen stand unter Schock. Torsten K. gab sich später gegenüber der Unfallkasse Hessen als Augenzeuge der Amokfahrt und Ersthelfer aus. Und behauptete, durch die Ereignisse eine posttraumatische Belastungsstörung erlitten zu haben.

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Torsten K. aus Bad Arolsen kassierte über11.000 Euro Kranken- und Schmerzensgeld

Seit Dienstag steht der 54-Jährige vor Gericht. Die Anklage wirft ihm vor, an jenem 24. Februar bei sich zuhause in Bad Arolsen gewesen zu sein, wo er vor Jahren für das Amt des Bürgermeisters kandidiert hatte. Vom Amoklauf soll er aus den Medien erfahren haben.

Als vermeintlicher Geschädigter ließ sich Torsten K. in einer psychosomatischen Klinik für über 29.000 Euro behandeln und kassierte – angeblich mitgenommen von den schlimmen Ereignissen – mehr als 11.000 Euro Kranken- und Schmerzensgeld. Zudem soll er versucht haben, bei Vereinen zur Hilfe von Verkehrsopfern einen Schmerzensgeldzuschuss zu bekommen.

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Zwei Frauen zeigten angeblichen Amokfahrt-Ersthelfer an

„Torsten hat sich immer aufgeregt, wenn das Geld von der Opferhilfe nicht pünktlich gekommen ist", sagt Riccarda, eine Bekannte des Angeklagten. Sie ist Zeugin im Prozess und eine von zwei Frauen, die Torsten K. angezeigt haben. Vor einem Arzttermin habe K. immer viel Traubenzucker gegessen, um die entsprechenden Werte in die Höhe zu schrauben, berichtet sie.

Angeklagter behauptete in Sprachnachrichten: Gucke Rosenmontagszüge im TV

Sie sei dem 54-Jährigen durch eine Sprachnachricht auf die Schliche gekommen, berichtet Riccarda im Gespräch mit RTL. Als Taxifahrerin habe sie am Tag des Amoklaufs erfahren, dass sie nicht durch Volkmarsen fahren könne. Während sie im Taxi saß, habe Torsten K. ihr eine Voicemail geschickt: „Weißt du, was in Volkmarsen passiert ist?" Einer Bekannten habe er dann eine weitere Nachricht gesendet und erklärt: „Da muss ja irgendwas passiert sein, aber ich sitze ja zuhause und gucke im Fernsehen die Rosenmontagszüge in Düsseldorf und Köln und esse Krebbel" (regionale Bezeichnung für Berliner).

Doch schon am nächsten Tag habe Torsten K. ihrer Bekannten einen Bericht geschickt, in dem es unter anderem um eine Unfallversicherung gegangen sei, erzählt Riccarda. Dabei habe er dann behauptet, beim Rosenmontagszug in Volkmarsen gewesen zu sein. „Aber er war es ja nicht."

Prozess in Korbach: Angeklagter wird zwangsweise vorgeführt

Der Prozessauftakt am Amtsgericht Korbach bleibt Torsten K. zunächst unentschuldigt fern. Auf Anordnung der Richterin wird er von der Polizei zwangsweise vorgeführt. In der Verhandlung bleibt er bei seiner Darstellung der Ereignisse. Über den Volkmarser Rosenmontagszug 2020 behauptet er am Dienstag: „Ich war dort." In den Nachrichten an seine Bekannte habe er dies verschwiegen, weil diese sehr neugierig sei. Außerdem habe er sich in einer Schocksituation befunden. Den Vorwurf, er habe sich bereichern wollen, weist der 54-Jährige zurück.

Torsten K. wird gewerbsmäßiger Betrug in drei Fällen vorgeworfen. Das Gericht hat zunächst zwei weitere Verhandlungstermine anberaumt.