Nicht mit Work-Life-Balance machbar

Bundeskanzler Merz will, dass wir wieder mehr arbeiten

von Florian Putz und Jule Jänsch

Ist unser Wohlstand futsch, wenn wir nicht wieder härter arbeiten?
Seit einer Woche ist der neue Bundeskanzler im Amt – und er hat viel versprochen. Unter anderem soll Deutschlands Wirtschaft wieder auf die Beine kommen. Dafür fordert er jetzt alle Deutschen auf, wieder härter zu arbeiten. Mit „Vier-Tage-Woche und Work-Life-Balance” sei das nicht zu schaffen. Ist das am Ziel vorbei oder vielleicht sogar die nötige Härte, die Deutschland gerade braucht?

Merz verlangt „gewaltige Kraftanstrengung”

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) will die Menschen in Deutschland am Mittwoch in seiner ersten Regierungserklärung auf eine „gewaltige Kraftanstrengung” einschwören, um das Land wieder wettbewerbsfähiger zu machen. Auf dem CDU-Wirtschaftstag gab er am Dienstagabend einen Vorgeschmack darauf, welche Botschaften seine etwa 45-minütige Rede im Bundestag enthalten wird.

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„Wir müssen in diesem Land wieder mehr und vor allem effizienter arbeiten”, betonte er. „Mit Vier-Tage-Woche und Work-Life-Balance werden wir den Wohlstand dieses Landes nicht erhalten können.” Er verwies darauf, dass die Verankerung der 40-Stunden-Woche im Koalitionsvertrag mit der SPD vereinbart sei. Das müsse nun „ziemlich bald” umgesetzt werden. Doch was bedeutet das genau?

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Arbeiten soll flexibler werden

Merz will den Acht-Stunden-Tag abschaffen und durch eine wöchentliche Höchstarbeitszeit ersetzen. Zukünftig soll es also erlaubt sein, länger als acht Stunden am Tag zu arbeiten. Viele Arbeitnehmer sind empört, dabei könnte diese Regelung deutlich mehr Flexibilität bringen. Wenn der Arbeitgeber einverstanden ist, könnte man die Wochenarbeitszeit von 40 Stunden etwa bis Donnerstag erledigen und das Wochenende um einen Tag verlängern. So wäre ein freier Tag unter der Woche ohne Urlaub oder Überstundenabbau möglich.

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Beim Thema EU-Lieferkettengesetz treten Widersprüche in der Koalition offen zutage. (Archivbild)
Koalitionspartner Lars Klingbeil (SPD) äußert sich bisher nicht zu Merz Plänen.
Michael Kappeler/dpa

Außerdem will Merz die Steuern und Energiepreise für Unternehmer senken und Bürokratie abbauen. Experten erwarten in diesem Jahr ein Wirtschaftswachstum von gerade einmal 0,1 Prozent. Zu wenig, findet unser neuer Bundeskanzler und will den Unternehmern unter die Arme greifen.

Wirtschaftsvertreter wollen Feiertag abschaffen

Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft geht noch einen Schritt weiter und fordert die Abschaffung eines bundesweiten Feiertages. Laut Marktforscher Christoph Schröder könnte das „fast neun Milliarden Euro an zusätzlicher Wirtschaftsleistung” bringen.

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Die Regierung wagt sie daran noch nicht. Vielleicht auch, um es sich mit den Wählern nicht zu verscherzen. Denn die strengere Arbeitspolitik von Merz erntet auch Kritik. Aussagen wie „am Ende profitieren wieder nur die Unternehmer” oder „das Arbeitsrecht dient zu unserem Schutz” sind in diesen Tagen hundertfach im Internet zu lesen.

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Trotzdem: Laut Forsa-Umfrage gehen mittlerweile 53 Prozent der Deutschen davon aus, dass eine schwarz-rote Koalition besser regieren wird als die Ampel. Die neuen Regelungen würden eine umfassende Reform des bisherigen Arbeitszeitrechts bedeuten. Ist das der Politikwechsel, den Friedrich Merz seinen Wählern seit Monaten verspricht?