Details machen den UnterschiedWie (un)gesund ist Fleisch wirklich?
Kaum ein Lebensmittel steht seit Jahren so sehr in der Kritik wie Fleisch.
Während Experten einen maßvollen Verzehr empfehlen, schlägt der zukünftige Ernährungsminister Alois Rainer (CSU) jetzt deutlich andere Töne an: Statt höherer Steuern auf Fleisch will er die Preise zukünftig senken. Warum auch in Kitas und Schulen wieder mehr Fleisch auf dem Teller landen soll und wie gesund der Konsum wirklich ist, erfahrt ihr oben im Video.
Fleischerzeugung verursacht Klima- und Umweltschäden
Dass der übermäßige Konsum von Fleisch schlecht für die Umwelt und unsere Gesundheit ist, belegt eine aktuelle Studie: Demnach entstehen bei der Erzeugung von Fleisch in Deutschland durch Umwelt- und Klimaschäden Kosten in Höhe von rund 21 Milliarden Euro pro Jahr. Die Schäden würden in erster Linie durch Treibhausgasemissionen aus der Tierhaltung und die Luftbelastung mit Feinstaub und Schadstoffen verursacht. Hinzu kämen Gesundheitskosten in Höhe von gut 16 Milliarden Euro durch den übermäßigen Konsum von rotem Fleisch, Schinken und Wurst, der die Risiken für Herz- und Kreislauferkrankungen, Krebs und Typ-2-Diabetes erhöhen soll.
Die Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) wurde von Greenpeace in Auftrag gegeben. „Die Folgekosten unserer Ernährung sind enorm und müssen besser in die Preise für Lebensmittel und deren Produktion einbezogen werden”, fordert Beate Richter, Referentin für Agrarpolitik beim FÖS. „Würden diese bislang versteckten Folgekosten in den Supermarktregalen für Verbraucherinnen und Verbraucher erkennbar, könnten Konsum und Produktion nachhaltiger und wirtschaftlicher werden”, ist die Expertin überzeugt.
Doch genau dieser Forderung hat der Ernährungs- und Landwirtschaftsminister in spe nun eine Absage erteilt. „Im Koalitionsvertrag wurde vereinbart, dass keine Steuererhöhungen durchgeführt werden. Daran werde ich mich als zukünftiger Minister halten”, sagte der gelernte Metzgermeister der „Bild”-Zeitung. Damit vollzieht er eine Kehrtwende: Der scheidende Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) hatte sich noch im Sommer 2024 für eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuer auf Fleisch von bisher sieben auf neun oder zehn Prozent ausgesprochen.
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Warum uns ein hoher Fleischkonsum krank machen kann
Fakt ist: Jeder Deutsche hat im Jahr 2024 durchschnittlich knapp 52 Kilogramm Fleisch gegessen. Und damit mehr als dreimal so viel wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt. Demnach sollten wir nicht mehr als 300 Gramm Fleisch und Wurst pro Woche verzehren. Die Fachgesellschaft hatte ihre Empfehlungen erst 2024 von 600 auf 300 Gramm wöchentlich gesenkt.
In verschiedenen Langzeitstudien aus den USA und Europa konnte nachgewiesen werden, dass ein hoher Verzehr von rotem Fleisch wie Rind, Schaf und Schwein die Entstehung von Krebs und anderen Erkrankungen begünstigt. Im Rahmen der Studien wurden mehr als 500.000 Teilnehmende über einen Zeitraum von zehn Jahren beobachtet. Dabei zeigte sich, dass vor allem das Risiko für Darmkrebs, kardiovaskuläre Erkrankungen wie Bluthochdruck und Typ-2-Diabetes stieg. Bei Menschen mit einem gestörten Harnsäure-Stoffwechsel kann der häufige Konsum bestimmter Fleischsorten zudem Gichtanfälle auslösen.
Besonders negativ auf die Gesundheit wirkt sich dabei der Verzehr von gesalzenem, gepökeltem, geräuchertem und anderweitig verarbeitetem Fleisch aus. Vor allem Wurst werden häufig Zusatzstoffe zugesetzt, um den Geschmack und das Aussehen zu verbessern.
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Jetzt ist eure Meinung gefragt!
Nicht nur die Menge, sondern auch die Qualität macht’s: Warum ihr auf Bio-Fleisch setzen solltet
Wie bei vielem gilt auch bei Fleisch: Die Menge macht das Gift. Ein maßvoller Fleischkonsum hat durchaus seine Berechtigung. Fleisch liefert hochwertiges Eiweiß, viel Eisen, Selen und Zink. Außerdem versorgt es uns mit wertvollen B-Vitaminen wie Vitamin B12. Dieses ist wichtig für die Blutbildung und findet sich ausschließlich in tierischen Lebensmitteln.
Wer dabei Fleisch von Rindern aus Weidehaltung bevorzugt, tut der Umwelt und seiner Gesundheit einen Gefallen. Das Fleisch enthält weniger gesättigte Fettsäuren, die bei regelmäßigem Konsum schlecht für die Blutgefäße sind. Außerdem ist das Verhältnis von Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren günstiger als in konventionell erzeugtem Fleisch. Das wiederum beugt Herz-Kreislauferkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall vor.
Den Tieren steht ein größerer Platz zur Verfügung, sie haben mehr Auslauf. Zudem enthält Bio-Fleisch weniger Rückstände und Schadstoffe, da die Tiere nur frisches Futter erhalten. Gekennzeichnet wird Bio-Fleisch im Einzelhandel mit der höchsten Haltungsstufe 4.
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Diese pflanzlichen Lebensmittel sind der perfekte Fleischersatz!
Doch neben den gesundheitlichen Gründen soll mit den angepassten Empfehlungen von 300 Gramm Fleisch und Wurst pro Woche auch der Nachhaltigkeitsaspekt stärker berücksichtigt werden. Denn die Produktion tierischer Lebensmittel belastet die Umwelt deutlich stärker als die pflanzlicher. Für den Anbau von Viehfutter werden weltweit Flächen gerodet, wodurch die Treibhausgasemissionen steigen. Gleichzeitig stößt jede Kuh pro Jahr rund 100 Kilogramm Methan aus. Das Gas ist bis zu zwanzig Mal schädlicher für das Klima als CO2 und trägt entscheidend zur Erderwärmung bei.
Daher gilt: Wer so oft es geht auf Fleisch verzichtet, leistet nicht nur einen Beitrag zum Tier- und Umweltschutz, sondern lebt auch gesünder. Gute Alternativen zu Fleisch sind Hülsenfrüchte wie Kichererbsen, Kidneybohnen oder Linsen. Sie liefern viel pflanzliches Eiweiß und haben einen vergleichsweise hohen Eisengehalt. Auch Sojabohnen und der daraus hergestellte Tofu lassen sich vielfältig zubereiten und liefern viel Eiweiß und Eisen. (mit dpa)
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